Insekten als Futtermittel

Wir haben untersucht wie gut sich Larven, die mit Abfällen aus der Landwirtschaft gezüchtet werden, als Futtermittel für Hühner, Schweine und Fische eignen und wie man diese Futtermittel am besten herstellt.

In unserem Projekt, das zwischen Mai 2018 und November 2021 lief, untersuchten wir ob sich die Larven der schwarzen Soldatenfliege als regionales Futtermittel für Hühner, Schweine und Fische eignen. Gleichzeitig haben wir die Ökobilanz des Larvenproteins berechnet, um zu prüfen ob dies tatsächlich einen ökologischen Vorteil in der Nutztierhaltung bringen kann. Ziel des Projekts war es, im Sinne der Kreislaufwirtschaft ein nachhaltiges Eiweiß-Futtermittel in Österreich zu produzieren. Das Forschungsprojekt verschränkte damit die Praxis mit wissenschaftlichen Begleitungs- und Ergänzungsaktivitäten.

Neues Projekt - Insekten statt Fischmehl

Abfälle der Landwirtschaft sinnvoll verwerten

Rest- und Nebenstoffe aus der landwirtschaftlichen Produktionskette, so wie industrielle Karotten- und Erdäpfelschälreste, Safttreste und Triticale-Ausputz (Getreidereste), können von Nutztieren wie Kühen, Schweinen oder Hühnern nur sehr schlecht verwertet werden. Für Insektenlarven passen diese “Abfälle“ als Nahrung hingegen sehr gut. Die Larven wandeln das Futter zu körpereigenem Eiweiß um. Dadurch eignen sich die Larven sehr gut als Futtermittel für Nutztiere, die auch in freier Wildbahn Insekten fressen, nämlich Hühner, räuberische Fische und Schweine.

Die Larve „veredelt“ sozusagen Rest- und Nebenstoffe zu hochwertigem Futtereiweiß und trägt damit zur Kreislaufwirtschaft und zur wirtschaftlichen Wertschöpfung in der Region bei.

Die folgende Grafik zeigt die Erwartungen und Hoffnungen an das Projekt (2018):

Voraussetzung dafür ist allerdings eine dezentrale und regionale Larvenmast anstatt zentraler Mastfabriken, sowie die durchgehende Fütterung mit Reststoffen, auch wenn deren Verfügbarkeit während dem Jahr und je nach Region schwankt. Dadurch kommt es übers Jahr auch zu unterschiedlichen Futterzusammensetzungen für die Larven.

Insekten als Futtermittel - Herausforderungen und Vorgangsweise

Bei Fütterungsversuchen der Larven wurde die Prozesstechnik verfeinert und geprüft mit welchen unterschiedlichen Zusammensetzungen verschiedener Abfälle und Ausgangsstoffen sich eine ausreichende Qualität und genügend Zuwachs der Larven erzielen lässt.

Wir untersuchten, ob die Larven auch über die energiearme Form der Silierung haltbar gemacht werden können (Silierung kann man mit dem „einrexen“ von Lebensmitteln vergleichen), und wir untersuchten, ob das Restsubstrat (der Teil der Ausgangsstoffe, den die Larven nicht fressen, vermischt mit den Ausscheidungen der Larven) als Kompost oder Dünger verwendet werden kann – statt ungenutzt zu bleiben. 

Der nächste große Schritt war, zu untersuchen ob und wie sich aus den ganzen Larven sowie den einzelnen Komponenten Larvenmehl (eiweißhaltig und entfettet) und Larvenfett geeignetes Mischfutter herstellen lässt. Fischfutter beispielsweise muss nciht nur die richtige Nährstoffverteilung aufweisen, sondern auch gewisse Sink-Eigenschaften haben, damit die Fische darauf ansprechen. Dazu gab es Versuche in der Futtermittelherstellung.

Probieren geht über studieren

Nach der erfolgreichen Herstellung der Futtermittel waren die Fütterungsversuche an der Reihe. 

  • Vei den Masthähnchen wurden die Versuche mit Messungen der Geruchs- und Ammoniakemissionen begleitet.  
  • Bei den Schweine wurde der Fokus auf die Phosphorverdaulichkeit der Larven gelegt. Hier wurden gute Werte erwartet, mit denen eine Verringerung des Einsatzes von mineralischem Phosphor in den Futterrationen möglich wäre. 
  • Ausstehend sind zur Zeit noch die Fütterungen der Fische. Diese erfolgen 2022 durch die Bundesanstalt für Wasserwirtschaft in Scharfling.  

Um zu überprüfen, ob dieses neue Futtermittel tatsächlich ökologischer ist als einige der gängigen Eiweiß-Futtermittel wie z.B. Import-Soja und Fischmehl, wurde am Ende eine Lebenszyklusanalyse gemacht. Dafür wurden zusätzlich zur Daten-Arbeit sowohl die Inhaltsstoffe des Ausgangssubstrats, der Larven und der Restsubstrate analysiert, als auch Treibhausgas-Messungen bei der Larvenzucht und bei den mit Larven gefütterten Hühnern durchgeführt. 

Eine ökonomische Analyse rundete das Ganze ab, denn schließlich ist auch wichtig ob Larven ein wirtschaftlich rentables Futtermittel sind.

Ergebnisse

Was haben unsere Forschungsversuche und Berechnungen nun ergeben? Hier finden Sie einen kurzen Überblick über die wichtigsten Ergebnisse:

  • Die Zusammensetzung der Larve unterscheidet sich je nach verwendeten Ausgangssubstraten (Futter der Larve). 
  • Nicht nur die gewonnenen Produkte (Larvenmehl und Larvenfett) haben einen großen Nutzen, auch das Restsubrat kann als wertvoller Dünger verwendet werden. 
  • Die gewonnenen Larven (ihr Protein und Öl) können über Silierung energiearm haltbar gemacht werden. 
  • Wir wissen nun, in welcher Form und in welchem Rationsanteil das über die gängige Methode (Trocknung) gewonnene Larvenprotein und -fett an Broiler der Hühnerrasse Ross verfüttert werden kann. 
  • Die technische Verarbeitung des Hühner-Futtermittel wurde im Projekt erarbeitet und liegt damit nun als offenes Know-How für alle vor (für Fischfutter ab 2022).
  • Für die Schweinefütterung sind nun die sehr guten Verdaulichkeitswerte vom Phosphor des Larvenmehls bekannt und können damit praktikable Versuchsrationen für einen Fütterungsversuch erarbeitet werden. 
  • In Österreich hergestelltes Larvenprotein zeigt unter Einhaltung gewisser Produktionsvoraussetzungen in gewissen Umweltkategorien ökologische Vorteile im Vergleich zu importiertem Sojaschrot.
  • Die ökonomische Wettbewerbsfähigkeit ist derzeit nur im Pet Food Bereich, aber noch nicht im Nutztierbereich gegeben. Projektionen zeigen, dass diese sich bei zukünftigen Entwicklungen zuerst für den Bereich der Aquakultur ergeben wird.

Die folgende Grafik gibt eine Übersicht der erarbeiteten Ergebnisse (2021):

Noch mehr Infos zu den Ergebnissen

Broschüre für Praktiker

Die EIP AGRI Förderschiene konzentriert sich auf den landwirtschaftlichen Bereich. In diesem Sinne wurde eine Broschüre erstellt, die auf Praktiker abzielt. Sie enthält die oben vorgestellte Ergebnis-Grafik  - aber um mehr Informationen erweitert - und stellt das Projekt auf vier Seiten dar. 

Detaillierte Ergebnisse

Eine genauere Ausführung der Ergebnisse ist im Download-Bereich in folgenden Dokumenten verfügbar. Darin enthalten sind zudem noch weitere informative Ergänzungen wie beispielsweise die Einsatzmöglichkeiten der Ergebnisse sowie deren Einschränkungen und Abschnitte die den Nutzen der Ergebnisse zusammenfassen

Details zum Projekt

Das Projekt lief von Mai 2018 bis November 2021 (dreijährige Projektlaufzeit mit einer sechsmonatigen Laufzeitverlängerung aufgrund der Auswirkungen des Corona-Lockdowns auf die Projektarbeit). Folgende Partner sind an dem Projekt beteiligt und arbeiten auch an Folgeschritten bis die Larven als Eiweiß-Futtermittel ‚made in Austria‘ eingesetzt werden können: GLOBAL 2000, Landwirt Michael Forster und Mit-Initiator Simon Weinberger, Bioforschung Austriaexternal link, opens in a new tab, das landwirtschaftliche Forschungszentrum Raumberg-Gumpensteinexternal link, opens in a new tab, die Teichwirtschaft Hartl, die Bundesanstalt für Wasserwirtschaftexternal link, opens in a new tab und die Universität für Bodenkulturexternal link, opens in a new tab.

Logo Europäische Innovationspartnerschaft Landwirtschaft (EIP Agri)

Europäische Innovationspartnerschaft Landwirtschaft (EIP Agri)

Die Projektpartnerschaft ist möglich durch eine Förderung der Europäischen Innovationspartnerschaft Landwirtschaft (EIP Agri)external link, opens in a new tab, die aus EU-, nationalen und Länder-Mitteln finanziert wird.