08.11.2021

Mehr Transparenz beim Einsatz von Pestiziden!

Niemand weiß genau, welche und wie viele Pestizide in unserer Umwelt landen. Über diese wichtige Information besteht eine klaffende Wissenslücke – nicht nur bei Bürger:innen und Umweltschutzorganisationen, sondern auch in der Wissenschaft, der Politik und sogar bei den Behörden. Das könnte sich jetzt ändern. Die EU-Kommission will die EU-Mitgliedstaaten zu mehr Transparenz verpflichten. GLOBAL 2000 fordert heute alle Mitgliedstaaten auf, die Initiative für mehr Transparenz beim Einsatz von Pestiziden zu unterstützen.

Informationen zum Pestizideinsatz bleiben bisher unveröffentlicht

Bei der europäischen Statistikbehörde Eurostat findet man Zahlen und Daten zu fast allem. Allerdings leider nicht zum Einsatz von Petiziden in der EU. Tatsächlich erhält Eurostat von den EU-Mitgliedstaaten bisher nur unvollständige Daten über den Verkauf und die Verwendung von Pestiziden. Das bedeutet, dass bislang keine präzisen Daten darüber zur Verfügung stehen, welche Pestizide in den letzten Jahren in der EU für die Lebensmittelproduktion verwendet wurden, und auch nicht, wo, wann und in welchen Mengen sie eingesetzt wurden.

Die Intransparenz der Behörden der EU-Mitgliedsstaaten in Sachen Pestizideinsatz liegt nicht etwa daran, dass in Europa die entsprechenden Informationen nicht existieren. Denn seit 2009 ist jeder landwirtschaftliche Betrieb in der EU dazu verpflichtet, seine Spritzeinsätze zu dokumentieren. In den sogenannten Betriebsheften wird präzise erfasst, welche Pestizide wann und wo in welcher Menge und Kombination verwendet wurden. Zentral erfasst werden die Dokumente durch die zuständigen Behörden aber nicht. Diese wichtigen Dokumente werden nicht flächendeckend kontrolliert oder gar veröffentlicht. Im Gegenteil dazu hat beispielsweise Kalifornien schon vor 30 Jahren ein umfassendes System zur Erhebung und Veröffentlichung dieser Daten eingeführt. Die EU hinkt hier also weit hinterher.

Kommt jetzt ein europäisches Pestizid-Monitoring?

Das könnte sich jetzt ändern: Die Mitgliedstaaten der EU könnten in Zukunft verpflichtet werden, die Betriebshefte der Landwirt:innen einzusammeln, statistisch zu erfassen und der Öffentlichkeit in digitaler Form zur Verfügung zu stellen. Diese Option wird aktuell in Brüssel im Rahmen eines Reformvorschlags der EU-Kommission über landwirtschaftliche Statistiken diskutiert. Jede:r von uns könnte dann ganz einfach in der Datenbank des Statistischen Amtes der EU (Eurostat) nachschauen, welche Pestizide wann, wo und in welchen Mengen verwendet wurden.

Nun sind im weiteren Gesetzgebungsprozess, dem sogenannten „Trilog“, die EU-Mitgliedsstaaten auch mit dem Vorschlag der EU-Kommission befasst. Der Vorschlag der EU-Kommission könnte nun von den Mitgliedstaaten entweder verwässert oder verbessert werden. Deshalb wir von GLOBAL 2000 zusammen mit vielen anderen europäischen Umweltschutzorganisationen heute in einem 2021-Offener_Brief_Pestizidmonitoring.pdfexternal link, opens in a new tab von den EU-Mitgliedsstaaten gefordert, sich dem Kommissionsvorschlag anzuschließen, und die zentralen Eckpunkte der Initiative für mehr Transparenz beim Pestizideinsatz zu unterstützen.

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