28.02.2020

Dieselgenerator-Versagen im AKW Mochovce

Kurzschluss in essentiellen Notstromgeneratoren im Atomkraftwerk Mochovce 3 – Betreiber sieht keinen Grund restliche Generatoren zu überprüfen. 

AKW Mochovce 3: Explosion in Notstromgenerator

Im Herbst 2018 (wahrscheinlich November) wurden Tests der Notstrom-Dieselgeneratoren des AKW Mochovce 3-Bauprojekts durchgeführt. Uns wurde ein Video zugespielt, dass das Versagen eines der sechs Generatoren während dieser Tests zeigt. Das Video erreichte uns über den Maschinenbau-Ingenieur Mario Zadra. Er arbeitete bis April 2018 in Mochovce und war für die Dieselgeneratoren verantwortlich.

Auf dem Video ist eine orange Stichflamme auf der Seite des Generators zu sehen, dann Funken. Rauch steigt auf, als Folge des schlagartigen Stopps der Maschine.

Nach Analyse von Mario Zadra hatte der Notstrom-Generator bereits bei einem früheren Test einen Kurzschluss. Offenbar wollten die bauführenden Ingenieure ihn nicht reparieren lassen und versuchten ihn dennoch in Betrieb zu nehmen.

Laut Zadra versagte der Stator der Maschine. In dessen Wicklungen waren die Isolationsschichten, aufgrund von Alterung und schlechten Konservierungsbedingungen, stark geschwächt. Das bestätigten uns Analysen mehrerer Elektrotechnik-Ingenieure. Insbesondere die Luftfeuchtigkeit in den Stahlblech-Hallen, die seit den 1980er-Jahren die Behausung der riesigen Maschinen bilden, führt zu diesen Schäden.

Die Ingenieure des AKW-Betreibers gaben beim GLOBAL 2000-Lokalaugenschein Ende November 2019 zu, dass genau dieser Generator bei einem Test einen spontanen Kurzschluss hatte und deshalb die Stator-Wicklung ersetzt wurde. Allerdings wurde die Lebenszeit von fünf weiteren gleichaltrigen Generatoren um 40 Jahre verlängert, und das ohne Generalüberholung. Ein engagierter "Experte" der Betreiberfirma bestätigte dieses Vorhaben als "sicher".

Dies ist eine aus Kosten- und Zeitgründen gewählte Vorgangsweise, die die Sicherheit der Anlage und ganz Mitteleuropas beeinträchtigen kann und völlig inakzeptabel ist. Dazu liegen uns jetzt Video-Beweise, Aussagen des Herstellers, eines Elektrotechnik-Professors und eines Mitglieds des Fachausschusses Rotierende elektrische Maschinen des Österreichischen Verbands für Elektrotechnik vor. Alle warnen aufgrund der Mess-Daten dringend vor einem Betriebsbeginn der Uralt-Dieselgeneratoren in Mochovce 3 ohne Generalüberholung.

Wozu braucht es Notstrom-Dieselgeneratoren in Atomkraftwerken?

Atomreaktoren sind Hochrisiko-Anlagen. Beim Ausfall der externen Stromversorgung, durch einen Sturm, Blitzschlag, Kurzschluss, ein Erdbeben oder einen Tsunami, müssen sofort automatisch Notstromgeneratoren anlaufen. Diese sollen dann verlässlich die Stromversorgung für die Reaktor-Kühlung übernehmen. Das ist wichtig, um die nach der Abschaltung entstehende radioaktive Nachzerfallswärme über Wochen hinweg herunterzukühlen. Der Reaktor kann dadurch in einem stabilen „kalten“ Zustand bleiben. Falls diese Notkühlsysteme ausfallen, passiert das was vor knapp neun Jahren in Fukushima passierte: Die Brennelemente im Reaktorkern überhitzen und schmelzen. Dadurch brennt der Reaktorkern durch die Schutzhülle und im schlimmsten Fall kommt es zur Verpuffung und Freisetzung von großen Mengen von radioaktiven Stoffen, also zum Super-GAU.

Auch im Regelbetrieb von Atomreaktoren kommt es immer wieder zu solchen kritischen Situationen: Zwischen 1993 und 2006 kam es in Deutschland zu sechs Notstrom-Fällen, in denen die Dieselgeneratoren sofort automatisch und verlässlich anspringen mussten.

Notstrom-Dieselgeneratoren in Mochovce veraltet

Die Notstrom-Dieselgeneratoren im slowakischen Mochovce sind riesige Maschinen: Pro Reaktor gibt es drei Generatoren mit je 2.800 Kilowatt oder 3.800 PS. Jeder von ihnen ist 27.000 Kilogramm schwer und 3,6 x 3,2 x 3 Meter groß. Alle einzeln aufgestellt in Stahlhallen aus den 1980er-Jahren.

Hergestellt wurden die Generatoren von der polnischen Maschinenfabrik Dolmel im Jahr 1989, vor rund 30 Jahren. Deren Nachfolge-Firma bestätigte in einem Mail von April 2018, dass die Maschinen jetzt „elektrisch unsicher“ sind. Sie müssen generalüberholt werden. Die Isolationsschicht der Stator-Wicklung kann aufgrund der Alterung jederzeit ohne Vorwarnung versagen und einen Kurzschluss verursachen. Die Alterung ist noch stärker bei Generatoren, die nicht laufend in Betrieb waren. Durch die Lagerung schreitet die Versprödung und Alterung der Isolationsschicht schneller voran.

Auch ein Mitglied des Fachausschusses Rotierende elektrische Maschinen des Österreichischen Verbands für Elektrotechnik bestätigt aufgrund der vorliegenden Mess-Daten der Generatoren, dass „die Isolationsfähigkeit nicht gegeben“ ist. Daher wird dringlich zu einer Überprüfung und Generalüberholung der Maschinendie für die Sicherheit des Reaktors essentiell sind, geraten.

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