Atomkraft in Slowenien

In Slowenien ist ein Druckwasserreaktor am Standort Krško in Betrieb und produzierte 2022 42,8 Prozent der gesamten Stromproduktion des Landes. Nach dem politischem Zerfall Jugoslawiens gab es mehrfach Konflikte um die Frage des Eigentums am AKW. Die Betreibergesellschaft wird heute je zur Hälfte von Slowenien und Kroatien gestellt. Eine Lösung der Atommüllproblematik ist auch in Slowenien nicht in Sicht.

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Atompolitische Debatte

In den 1980er Jahren existierten Pläne zum Ausbau der Atomkraft am Standort Krško. In den 90er Jahren beschloss Slowenien aber einen Langzeit-Ausstieg aus der Atomenergie. 2006/2007 wendete sich das Blatt, es mehrten sich Stimmen für einen Ausbau der Atomkraft. Mit der Wahl 2008 wurde eine atomfreundliche Regierung gewählt und in dem 2009 veröffentlichten Grünbuch zur Energieversorgung findet sich der Ausbau des Standorts Krško ebenso verankert wie in der Koalitionsvereinbarung. Die Laufzeit des bestehenden Blocks wurde bis 2043 verlängert, ohne dass Fragen zur Erdbebensicherheit abschließend geklärt wurden.

Anti-Atom-Proteste

Ab 1985 kamen Proteste gegen die Atommülllagerung in Krško auf. Im Frühjahr 1986 entstand ein "Runder Tisch Atomenergie" unter Beteiligung internationaler Atomenergiegegner:innen. Dieser bekam nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl Aufwind und richtete sich zunächst gegen den Ausbau der Atomanlage und erst später auf die AKW-Schließung. Im Frühling 1988 wurden erstmals Forderungen zur Schließung des AKW Krško von der internationalen NGO-Initiative „Alpen Adria“ laut.

Im April 1990 wurden die Hoffnungen auf eine baldige Schließung (Rahmen: 2 bis 5 Jahre) des AKW gestärkt, als die slowenischen Grünen innerhalb der Koalition der neuen Parteien in die Regierung kamen. Da aber nach 5 Jahren immer noch kein verbindlicher Schließungstermin in Sicht war, startete der grüne Parlamentarier Leo Seserko eine Unterschriftenaktion um eine Volksabstimmung über die Stilllegung von Krško zu erreichen. Doch leider gelang es ihm weder die 30 Abgeordnetenunterschriften für eine parlamentarische Initiative, noch die 40.000 Unterschriften von slowenischen Staatsbürgern für eine Volksabstimmung zu sammeln.

Ein Störfall im AKW Krško im Jahr 2008, bei dem europaweiter Alarm ausgelöst wurde, verstärkte die Besorgnis über einen Ausbau. GLOBAL 2000 überprüfte umgehend vor Ort, ob Radioaktivität ausgetreten war – was glücklicherweise nicht der Fall war. Auch die slowenischen Partner überprüften vor Ort.

Mit den Ausbauplänen haben vor allem die Organisationen Focus und Greenpeace ihre Aktivitäten verstärkt. Sie kooperieren dabei auch stark mit der GLOBAL 2000 Partnergruppe in Kroatien. Im April 2009 überreichte Fokus der Regierung ein „alternatives Grünbuch zur Energiepolitik“ um zu zeigen, dass ein Ausbau der falsche Weg ist.

Atommüll

Slowenien baut ein Lager für schwach- und mittelradioaktiven Atommüll im Ort Vrbina in unmittelbarer Nähe des AKW Krško. Für die dauerhafte Lagerung des hochradioaktiven Mülls aus dem AKW-Betrieb gibt es keine konkreten Pläne.

Der Anteil der Atomenergie am Gesamtstrom beträgt 42,8 %.

Störfälle am Standort Krško

Blocknr Typ Nettoleistung Inbetriebnahme
Block 1 Druckwasserreaktor 688 MW 10/1981
  • 1989. Druckentlastungsventil bleibt nach Störung in offener Stellung stecken, radioaktiv verseuchtes Wasser tritt aus, die Notkühlung wird zugeschaltet. Nachdem das Ventil unter Kontrolle gebracht wird, wird das ausgetretene Wasser in den nahe gelegenen Fluss „entsorgt“.
  • 2003: infolge von Hochwasser verstopfen Laub und Treibgut die Rechen, der Kondensator wird nicht mehr ausreichend durchströmt, Notabschaltung
  • 2008: Verlust von Kühlmittel im Primärkreislauf, das im Containment aufgefangen werden kann.
  • 2012: infolge eines Hochwassers verstopfen Laub und Schlamm in der Kühlwasserzuleitung die Filter der Kühlpumpen, Notabschaltung.
  • 2013: Notabschaltung aufgrund des Versagens eines Isolationsventils an der Hauptdampfleitung (mechanischer Fehler an einem der wichtigsten Ventile im Sekundärkreislauf)
  • 2013: beim Transport eines Brennelements vom Reaktor bricht ein 0,5 Meter langes Teil ab und sinkt auf den Boden des Abklingbeckens, 5 der 121 Brennelemente im Reaktor sind beschädigt oder lecken und müssen ersetzt werden
  • 2017: Fehler an Entlastungsventil, Dampf tritt aus, es kommt zur Abschaltung
  • 2023 Leck am Primärkreislauf: Loch mit Durchmesser einer „Nähnadel“ an Schweißnaht des Sicherheits-Einspeisesystems, das direkt mit dem Reaktordruckbehälter verbunden ist - Notabschaltung