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Naturkosmetik-Check
Für unseren Naturkosmetik-Check haben wir uns in den Drogeriemärkten BIPA, dm und Müller, bei Biosupermärkte BASIC und denn's Biomarkt, in den Reformhausketten Prokopp und Martin reformstark, sowie bei einigen kleineren Reformläden umgesehen.
Auf unserer Suche nach Naturkosmetikprodukten begegnete uns eine nahezu unüberschaubare Vielfalt an Marken und Labels: Allein die Zahl der von unseren Tester:innen gefundenen Naturkosmetik-Marken beläuft sich auf rund 60. Auf den über 300 Naturkosmetikprodukten, die wir uns im Zuge des Naturkosmetik-Check näher anschauten, fanden wir insgesamt zwölf verschiedene Naturkosmetiksiegel, die wir anhand unserer Recherchen als verlässliche Naturkosmetikstandards einstufen. Im Folgenden zählen wir Biokosmetik zur Naturkosmetik, da der Bio-Standard automatisch den Naturkosmetikstandard erfüllt und diesen sogar um die Herkunft der Rohstoffe aus biologischer Landwirtschaft erweitert. Darüber hinaus gibt es noch zahlreiche weitere Siegel und Labels mit anderen Bedeutungen. Wir wollten wissen, ob überall wo Naturkosmetik drauf steht auch wirklich Naturkosmetik drin ist.
Und so haben wir getestet:
Von allen Kosmetikmarken, die wir uns näher angeschaut haben, nahmen wir – soweit verfügbar – mindestens fünf Artikel genauer unter die Lupe. Anhand der Inhaltsstoffe und Kennzeichnungen (Zertifikate, diverse Claims) auf der Verpackung überprüften wir:
- Ist das Produkt als Naturkosmetik oder Biokosmetik deklariert?
- Welche Zertifikate bzw. Labels sind auf der Verpackung bzw. am Produkt ersichtlich und was sagen diese aus?
- Werden auf der Verpackung Aussagen gemacht, die auf eine pflanzliche, natürliche oder organisch-biologische Herkunft der Inhaltsstoffe hinweisen? Und sind diese Claims eindeutig oder suggestiv?
- In welchem Kontext wird das Produkt angeboten? Steht es bei den konventionellen Kosmetika, oder in der Naturkosmetik-Abteilung, im Reformhaus oder im Bioladen?
- Scheinen auf der Liste der Inhaltsstoffe hormonell wirksame Chemikalien auf?
Als Naturkosmetik eingestuft wurden schließlich Marken, die entweder eines der zwölf von uns identifizierten Bio- & Naturkosmetik-Zertifikate aufweisen oder auf der Verpackung bzw. Website als solche bezeichnet werden und eine Produktanalyse diesbezüglich keine Einwände ergab.
Die detaillierten Ergebnisse unseres Naturkosmetik-Checks können Sie hier herunterladen:
Echte Naturkosmetik: Note "sehr gut"
Von den 60 gefundenen Marken, waren sämtliche 317 überprüfte Artikel frei von hormonell wirksamen Inhaltsstoffen und anderen synthetischen Konservierungsmitteln, Duft- oder Farbstoffen. Ein Ergebnis, das in dieser Deutlichkeit sehr erfreulich ist!
Insgesamt tragen 260 der 317 überprüften Naturkosmetikprodukte (82 Prozent) eines oder mehrere der zwölf Bio- & Naturkosmetik-Zertifikateexternal link, opens in a new tab. Die drei häufigsten sind Natrue (35 Prozent), gefolgt von BDIH (28 Prozent) und Ecocert (9 Prozent).
Zudem fanden wir mit unserem Naturkosmetik-Check noch zahlreiche andere Zertifikate und Labels, die sich nicht auf die Frage Natur- oder konventionelle Kosmetik beziehen, sondern beispielsweise auf die Abwesenheit von Inhaltsstoffen tierischen Ursprungs, die Freiheit von Tierversuchen, oder auf diverse ökologische Aspekte wie die CO2-Bilanz etc.
52 Naturkosmetikprodukte (16 Prozent) hatten keine Zertifikate aufzuweisen. Oftmals handelte es sich dabei um kleinere Marken, die auf eine kostenpflichtige Zertifizierung verzichten und stattdessen auf ihren Websites und Produkten auf ihren Naturkosmetik-Standard hinweisen (z.B. DADO SENS).
Eine Übersicht über die 317 überprüften echten Naturkosmetikprodukte, inklusive Herstellerangaben, Zertifizierungsstandards und weiterführender Infos finden Sie auf der Liste der Naturkosmetikprodukte.
Trittbrettfahrer mischen sich unter Naturkosmetik ohne Standards zu erfüllen
Auf echte Naturkosmetik ist also Verlass. Trotzdem gibt es ein Problem, denn Naturkosmetik ist kein gesetzlich definierter Standard und es gibt für Naturkosmetik kein einheitliches, geschütztes Label wie es in der Europäischen Union für biologisch erzeugte Lebensmittel der Fall ist.
Daher begegnet uns Naturkosmetik in unterschiedlichen Gewändern. KonsumentInnen werden auf der Suche nach echter Naturkosmetik einerseits mit unabhängigen Zertifizierungsstandards wie dem Bio Austria-Siegel, international anerkannten Zertifikaten wie Natrue, BDIH oder Ecocert sowie einer Vielzahl kleinerer Zertifizierungen, „Selbst-Zertifizierungen“ und anderen Labels konfrontiert.
Und leider hat es den Anschein, als würden manche KosmetikherstellerInnen und HändlerInnen diese unübersichtliche Situation und das Fehlen gesetzlicher Standards dazu nutzen, ihren Produkten ein grünes Mäntelchen umzuhängen.
Renommierte Marken wie Lush, Bodyshop oder Yves Rocher operieren mit einem Image von Naturnähe und werden von rund einem Viertel der Befragten als echte Naturkosmetik angesehen.
So beschreibt Lush seine Kosmetika auf der Website als "handgemacht mit frischem Obst, Gemüse und ätherischen Ölen“ und verwendet angeblich “keine“ oder "sehr wenig“ Konservierungsstoffe. Tatsächlich enthalten aber zahlreiche Lush-Produkte Konservierungsstoffe aus der Gruppe der Parabene, die aufgrund ihrer hormonähnlichen Wirkung äußerst umstritten sind.
Auch Bodyshop hat in seinen Produkten hormonell wirksame Parabene und hormonell wirksame UV-Filter. Dennoch gibt sich Bodyshop auf seiner Homepage ein grünes Image. Dort liest man von "Inhaltsstoffe(n) natürlichen Ursprungs und aus 'grüner Chemie'". Darunter verstehen wir aber etwas anderes.
Yves Rocher wiederum trägt "Die Pflanzen-Kosmetik“ sogar in seinem Markennamen und bezeichnet sich darüber hinaus als “Österreichs Nr.1 in Pflanzenkosmetik“. Doch die Liste der Inhaltsstoffe liest sich mitunter wie ein Chemie-Lexikon: Ethylhexyl Methoxycinnamte, Methylparaben, Ethylparaben sind Beispiele für ganz und gar nicht pflanzliche Inhaltsstoffe, die man in Yves Rocher-Kosmetikprodukten finden kann.
Auch fanden unsere TesterInnen in manchen Reformhäusern sowie in der großen Naturkosmetik-Abteilung des Drogeriemarkts Müller Kosmetikmarken wie z.B. Rausch oder Dr. Grandel, die sich beim näheren Hinschauen als konventionelle Kosmetik mit problematischen Inhaltsstoffen entpuppten. Unsere Online-Umfrage “Testen Sie ihr Naturkosmetikwissen“ hat auch prompt ergeben, dass bis zu einem Drittel der interessierten KonsumentInnen diese beiden Marken für Naturkosmetik hielten, obwohl sie die Voraussetzungen dafür in Wirklichkeit nicht im Entferntesten erfüllen. Kosmetikprodukte von Rausch oder Dr. Grandel enthielten ebenfalls hormonell wirksame Inhaltsstoffe. Dabei handelt es sich um Stoffe, die aufgrund gesundheitlicher Bedenken auch in der konventionellen Kosmetik umstritten sind. In zwei Produkten der Marke Rausch und in einem Produkt der Marke Dr. Grandel fanden wir sogar die in der EU verbotenen Konservierungsstoffe Isopropylparaben bzw. Isobutylparaben und erstatteten Anzeige. Hier eine Auflistung der vermeintlichen Naturkosmetik: Vermeintliche Naturkosmetik.pdf
Enttäuschend für die GLOBAL 2000-KosmetiktesterInnen war auch, dass in sehr vielen Reformhäusern, in denen wir uns eigentlich ausschließlich Natur- und Biokosmetik erwartet hätten, teilweise ganz andere Produkte abgeboten wurden, ohne diese klar von Naturkosmetikprodukten abzugrenzen. Negative Spitzenreiter waren die beiden Reformhausketten “Prokopp“ und „Martin reformstark“, in deren Naturkosmetiksortiment auch zahlreiche konventionelle Produkte zu finden waren. Zudem stellen beide Ketten auf ihren Websites konventionelle Kosmetikmarken als Naturkosmetik dar. Unserer Meinung nach ist das eine Irreführung von KonsumementInnen.
Eine Übersicht über jene Kosmetikhersteller, Marken und Händler, die sich unserer Auffassung nach zu Unrecht ein grünes Mäntelchen umhängen, finden Sie hier: Keine-Naturkosmetik.pdf