02.12.2019

AKW Mochovce: Betreiber geben Mängel zu

Der Betreiber des AKW Mochovce gibt erstmals zu, dass essentielle Rohrleitungen angebohrt wurden. Jetzt ist eine lückenlose Kontrolle durch ein internationales Prüfer-Team der IAEO gefordert.

Ein unfertiger Uralt-Reaktor aus den 1980er-Jahren, löchrig wie ein Schweizer Käse. Mit dieser Warnung hatte im April 2019 ein Statik-Ingenieur ganz Europa aufhorchen lassen. Seitdem spielen die Betreibergesellschaft Slovenské Elektrárne und die slowakische Atomaufsicht UJD die brisante Zeugenaussage herunter: Alle Bohrungen seien wohlüberlegt gesetzt worden. Diese wurden mit Metallsuchgeräten und mit sorgfältigen Probe-Bohrungen rund um die Kernbohrungen mit zehn Zentimeter Durchmesser durchgeführt. Die Metallsuchgeräte konnten allerdings hinter den bereits angebrachten Stahl-Verkleidungen gar nicht funktionieren. Keinesfalls, so die Beteuerung, sei die Statik der hermetischen Kammern rund um den Mochovce-Reaktor 3 beschädigt worden. Kein Wort darüber, das diese selbst mittlerweile völlig veraltet sind.

GLOBAL 2000 Lokalaugenschein „Bei der dritten Nachfrage kam das peinliche Eingeständnis“

Nun rückt der leitenden Ingenieur bei einer Baustellen-Begehung mit der Bombe heraus. Aber erst nachdem uns der Whistleblower mit weiteren brisanten Details aufmunitioniert hatte: Nach stundenlangen Werbevorträgen und Sicherheits-Beteuerungen des Betreibers durfte Reinhard Uhrig in den Reaktor. Und zwar genau in die Kammern, die laut dem Statiker mehrfach angebohrt worden waren. Hier wieder zunächst Abwiegelung und Beteuerung, wie sicher gearbeitet wurde.

Auf die dritte Nachfrage von Uhrig, nachdem das offene Geheimnis nicht mehr zu leugnen war, folgte schließlich die Enthüllung: "Ja, wir haben wichtige Teile des Reaktors angebohrt." Direkt in der Kammer daneben ein Notfall-Entwässerungsrohr sogar gleich zweimal. Und das mit einem Jahr Abstand!

Mochovce 3: Ein Baugerüst wird auf Rohren abgestützt

Whistleblower 3

Mochovce Baumängel

Whistleblower

Was bleibt übrig vom angeblich supersicheren Bohrverfahren, wenn sogar so wichtige Teile wie Notfall-Entwässerungsleitungen mehrfach angebohrt wurden? Das kann nicht so leicht vertuscht werden wie die zehntausenden Bohrungen in den Stahlbeton, die sicher immer wieder auch die Stahl-Armierung getroffen und geschwächt haben müssen.

Was jetzt passieren muss: die vollständige Offenlegung aller Bohr-Protokolle im Rahmen der noch bis nächsten Donnerstag laufenden Kontrolle durch die internationale Mission der IAEO. Noch wichtiger aber: die Plausibilitäts-Prüfung dieser Protokolle, da gerade erst aufgrund von gefälschten Dokumentationen kilometerweise Schweißnähte der Mochovce-Pumpstation erneuert und geprüft werden mussten. Die am Bau beteiligten Firmen sind erwiesenermaßen unzuverlässig.

Die Zeugenaussage des Statik-Ingenieurs belegt eine ganz andere als „supersichere“ Vorgehensweisen. Nämlich, das tausendfache, planlose, blinde Bohren in die Wände des Schrottreaktors, selbst durch die Stahl-Verkleidung hindurch statt fanden. Bisher hatte er mit seinen Informationen Recht, wie es auch das aktuelle Eingeständnis des Betreibers beweist.

Wir fordern eine lückenlose Kontrolle durch das internationale Prüfer-Team der IAEO und das endgültige AUS für den Atomreaktor Mochovce.

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