EFSA-Freibrief schickt Glyphosat-Skandal in die Verlängerung

Österreich muss sich für ein EU-weites Verbot stark machen!

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat heute eine schockierende Empfehlungexternal link, opens in a new tab für die Verlängerung des Einsatzes von Glyphosat abgegeben. Die Bewertung der EFSA dient als Grundlage für die finale Zulassungsentscheidung. Die Zulassung für Glyphosat endet am 16. Dezember 2023, nun droht eine Verlängerung bis 2038.

Foto von Helmut Burtscher-Schaden

„Einmal mehr stützen EFSA und nationale Zulassungsbehörden ihr Urteil überwiegend auf die von den Glyphosat-Herstellern beauftragten und eingereichten Studien, die dem weltweit meistverkauften Pestizid naturgemäß in Umwelt- und Gesundheitsfragen einen Persilschein ausstellen“

kritisiert Helmut Burtscher-Schaden, Biochemiker bei GLOBAL 2000 und Autor des Sachbuchs “Die Akte Glyphosat (K&S)”

Zulassungsverfahren von Skandalen überschattet

Das ungebrochene Vertrauen der EFSA in die Studien der Hersteller bei gleichzeitiger Geringschätzung der veröffentlichten wissenschaftlichen Literatur ist inakzeptabel. Denn das aktuelle Zulassungsverfahren hat am Beispiel einer relevanten Studie über Entwicklungsneurotoxizität gezeigtexternal link, opens in a new tab, dass auch Bayer, wie zuvorexternal link, opens in a new tab Monsanto, Studien, die für Glyphosat unvorteilhafte Resultate erbrachten, den Behörden vorenthält. Die vorgelegten Studien wiederum, die zumeist vorteilhafte Resultate berichten (oder diese so darstellen), sind unzuverlässig und fehlerhaftexternal link, opens in a new tab. Zu diesem Ergebnis kam die Evaluierungexternal link, opens in a new tab zweier Wiener Krebsforscher von 35 Hersteller-Studien über DNA-schädigende Effekten von Glyphosat hinsichtlich ihrer wissenschaftlichen Korrektheit und Qualität. Nur zwei der 35 Hersteller-Studien bewerteten die Wissenschaftler als “zuverlässig”. 15 erhielten die Bewertung “partiell zuverlässig“ und 18 waren schlicht „nicht zuverlässig”. Möglich wurde diese Überprüfung durch ein Grundsatzurteil des Europäischen Gerichtshofs im März 2019external link, opens in a new tab, das der Geheimhaltung von Hersteller-Studien ein Ende setzte. 

Während die Hersteller-Studien keine DNA-Schädigung durch Glyphosat berichteten, fanden die überwiegende Mehrzahlexternal link, opens in a new tab unabhängiger Studien und die WHO-Krebsforschungsagenturexternal link, opens in a new tab das Gegenteil. Unabhängige wissenschaftliche Studien weisen unter anderem darauf hin, dass Glyphosat entwicklungsneurotoxischexternal link, opens in a new tab ist und Parkinsonexternal link, opens in a new tab auslöst, das Darmmikrobiom von Menschenexternal link, opens in a new tab wie von Käfernexternal link, opens in a new tab und Bienenexternal link, opens in a new tab schädigt, sowie Bödenexternal link, opens in a new tab und Gewässerexternal link, opens in a new tab kontaminiert.  

Schutz vor gefährlichen Pestiziden verfehlt

Nach vielen Jahren der Debatte zeigt Glyphosat eines glasklar auf: Das EU-Zulassungssystem ist noch immer nicht in der Lage, die menschliche Gesundheit und die Umwelt zu schützen, wie es erklärtes Ziel der EU-Pestizidgesetzgebung ist. Die Empfehlung der EFSAexternal link, opens in a new tab ist ein Affront gegen die unabhängige Wissenschaft, die seit der Bewertung durch die Krebsagentur IARC im Jahr 2015 anhand von zahlreichen Studien die Toxizität von Glyphosat dargestellt hat. 

GLOBAL 2000 fordert als Teil der Stop-Glyphosatexternal link, opens in a new tab-Koalition, eines breiten Bündnisses europäischer NGOs, die Europäische Kommission auf, ein Verbot von Glyphosat vorzuschlagen. Die Mitgliedstaaten sind in der Folge gefordert, dieses Glyphosat-Verbot zu unterstützen. Kein anderes Pestizid legt die Abhängigkeit unserer Landwirtschaft von giftigen Pestiziden derart schonungslos offen wie Glyphosat. Kein anderes Pestizid macht deutlicher, wie wichtig jener Systemwandel ist, den die EU-Kommission mit ihren Gesetzesvorschlägen zur Verringerung der Abhängigkeit von Pestiziden und zur Wiederherstellung der Natur einleiten möchte. Bereits 2017 haben mehr als 1 Million Europäer:innen mit der Europäischen Bürgerinitiative “Stop Glyphosatexternal link, opens in a new tab” ein Verbot des Herbizids zum Schutz von Umwelt und Gesundheit gefordert. 

Österreich muss Versprechen zum Glyphosat-Ausstieg nun einlösen

„Angesicht des Bekenntnisses aller österreichischer Parlamentsparteien - inklusive ÖVPexternal link, opens in a new tab - zu einem Ausstieg aus Glyphosat sollte ein österreichisches ‘Nein’ bei der bevorstehenden Abstimmung in Brüssel eigentlich eine klare Sache sein“, sagt Helmut Burtscher-Schaden GLOBAL 2000 Umweltchemiker. „Doch die Tatsache, dass Österreich unter Landwirtschaftsminister Totschnig im Vorjahr anders als Deutschland oder Frankreich für eine Verlängerung der Zulassung um ein weiteres Jahr stimmte, gibt Anlass zu Skepsis und erinnert an eine Chronologie von Halbwahrheiten und Irreführungen rund um vergangene Positionierungen der ÖVP zu Glyphosat. Wir fordern die österreichische Bundesregierung deshalb auf, das Versprechen eines Ausstiegs aus Glyphosat endlich einzulösen.”

Service-Link: Die Plattform-Website Stop Glyphosatexternal link, opens in a new tab bietet einen Überblick über unabhängige, wissenschaftliche Informationen zu Glyphosat.