04.09.2017

Superfood-Test: Ungesunde Rückstände in Chia-Samen und Co.

GLOBAL 2000, Südwind und AK Niederösterreich untersuchen beim Superfood-Test Goji-Beeren, Cranberries, Leinsamen und Co.

Goji Beeren, Chiasamen, Quinoa und Co. sind auch bekannt als Superfood - wir konsumieren sie, weil sie gesund sind und zu unserem Wohlbefinden beitragen. Was wir aber sicher nicht auf solchen Lebensmitteln erwarten, sind Rückstände von gesundheitsgefährdenden Substanzen wie Pestiziden oder Schwermetallen. Doch genau diese haben wir bei unserem Superfood-Test gefunden. Gemeinsam mit der Arbeiterkammer Niederösterreich und der Menschenrechtsorganisation Südwind haben wir Superfood-Produkte auf Pestizide und Schwermetalle sowie soziale und ökologische Auswirkungen untersucht. Gefunden haben wir bis zu 13 Pestizide auf Goji-Beeren und Überschreitungen der Pestizid-Höchstwerte bei Chia- und Leinsamen.

Pestizid-Cocktail auf Goji Beeren

Auf Goji Beeren aus China konnten wir bis zu 13 verschiedene Pestizidwirkstoffe nachweisen. Mehrere der gefundenen Wirkstoffe sind in der EU aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr zugelassen, weil sie beispielsweise das Erbgut verändern oder das Kind im Mutterleib schädigen können. In den Herkunftsländern werden diese Stoffe aber weiterhin angewendet. Auch Rückstände von Blei und Cadmium konnten wir auf allen Goji-Beeren nachweisen. Über das Zusammenwirken von mehreren Pestiziden gleichzeitig ist noch sehr wenig bekannt und diese „Cocktails“ sind auch nicht gesetzlich geregelt. Viele der gefundenen Substanzen stehen außerdem im Verdacht, krebserregend oder fortpflanzungsschädigend zu sein.

Superfood hat weite Reise hinter sich

Cranberries - Superfood-Test

Public Domain von pixabay.com

Auf den untersuchten Cranberries wurden weder Rückstände von Pestiziden noch Schwermetalle gefunden, trotzdem sollten wir uns fragen, ob wir sie wirklich brauchen: Denn die Cranberries kommen aus Kanada. Durch den langen Transportweg haben sie einen großen CO2-Rucksack, der schädlich für unser Klima ist. Auch die untersuchten Chia-Samen und Quinoa kamen von weit her, nämlich aus Lateinamerika. Alle Goji-Beeren kamen aus China. Superfoods haben daher in der Regel einen 30- bis 75-mal so großen CO2-Fußabdruck wie vergleichbare heimische Produkte.

Herkunft unbekannt

Bei vielen Produkten konnten wir auf der Verpackung keine Angaben zur Herkunft finden. Es ist gesetzlich nicht vorgeschrieben, das Ursprungsland bei Superfoods anzugeben. Diese Informationen sind aber notwendig, um eine informierte Kaufentscheidung zu treffen. Denn wer erwartet schon, dass beispielsweise Leinsamen, die wegen ihrer wertvollen Nährstoffe gleichwertig mit Chia-Samen wären, oft gar nicht aus Österreich, sondern aus Russland oder Indien stammen? Wir fordern eine durchgängige Kennzeichnung des Anbaulandes bei Lebensmitteln.

Zertifizierung für soziale Standards fehlt

Auch wenn bei der Mehrzahl der Produkte keine gesetzlichen Höchstwerte überschritten wurden und es keine akuten Gefahren für KonsumentInnen gibt, zeigen die vielen Rückstände doch, wie die Produktion dieser Superfoods aussieht. Jeder Rückstand bedeutet, dass dieses Pestizid vorher auf den Plantagen gespritzt wurde. Ohne Schutzbekleidung hantieren Bäuerinnen und Bauern in Anbauländern wie Bolivien, China oder Peru mit giftigen Pestiziden. Dazu kommen schlechte Arbeitsbedingungen und ein Verdienst oft unter dem Existenzminimum. Superfood-Plantagen, die die Einhaltung von sozialen Standards wie existenzsichernde Löhne oder das Verbot von Kinderarbeit durch unabhängige Zertifizierungen belegen könnten, gibt es kaum. Aus fairem Handel ist derzeit am österreichischen Markt nur Quinoa erhältlich.

Heimisches Superfood

Doch warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute auch nahe liegt? Unser heimisches Obst und Gemüse kann leicht mit exotischen Superfoods mithalten. Heidelbeeren und Johannisbeeren stehen Cranberries um nichts nach, und Hirse ist genauso gesund wie Quinoa. Heimische Hagebutten übertreffen sogar die Goji-Beeren mit ihrem Vitamin C-Gehalt. Eine ausgewogene Ernährung mit reichlich saisonalem Gemüse und Obst aus regionalem Bio-Anbau ist unschlagbar gut - für Gesundheit und Umwelt. Und wer Superfoods aus fernen Ländern kaufen möchte, sollte sich für Produkte mit Fairtrade-Siegel und Bio-Zertifizierung entscheiden. Nur so sind die Superfoods auch für ArbeiterInnen und Kleinbauern in den Produktionsstätten super.

Den ausführlichen Bericht mit allen Testergebnissen finden Sie unten im Downloadberiech.

Stellungnahmen der Hersteller:

- Stellungnahme DM Drogeriemarkt
- Stellungnahme Kresto
- Stellungnahme Lidl
- Stellungnahme nu3

- Stellungnahme Pesendorfer
- Stellungnahme Schneekoppe
- Stellungnahme SPAR
- Stellungnahme Vitality Felix

 

Die Tests wurden im Rahmen des Projektes "Supply Cha!nge – Make Supermarkets Fair!" durchgeführt, das mit finanzieller Unterstützung der Europäischen Kommission und der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit durchgeführt wird. Die darin vertretenen Standpunkte geben die Ansicht von Südwind und GLOBAL 2000 wieder und stellen somit in keiner Weise die offizielle Meinung der Europäischen Union dar.

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