Soja zerstört den Regenwald

In Lateinamerika wird auf riesigen Feldern Soja angebaut, um als Futtermittel exportiert zu werden, unter anderem nach Europa. Dafür werden Regenwälder gerodet und Bauern, Bäuerinnen und Indigene von ihrem Land vertrieben.

Die hohe Nachfrage nach Fleisch und tierischen Produkten - insbesondere in Europa, den USA und nun auch vermehrt in aufstrebenden Industrieländern wie China und Russland - führt unweigerlich zu einem Engpass an Weide- sowie Landwirtschaftsflächen für den Anbau von Futterpflanzen. Um neue Areale für die Futterproduktion zu gewinnen werden immer mehr Waldflächen in landwirtschaftliche Nutzflächen umgewidmet.

Heute ist einer der Hauptgründe für des Schwinden von Waldflächen der Anbau von Soja. Zwischen 2000 und 2010 hat der Anbau von Soja in Südamerika zusätzliche 200.000 km2 Land beansprucht. Das ist fast zweieinhalb Mal die Fläche Österreichs. Im Klartext bedeutet das, dass die Artenvielfalt des Regenwaldes dem Anbau von genmanipulierten Soja-Monokulturen weichen muss.

Sojafelder Paraguay

GLOBAL 2000/Stella Haller

Für den Anbau von Gentech-Soja werden in Lateinamerika riesige Flächen des Waldes gerodet. Die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen führt zu Wasserknappheit. Bewohner werden von ihrem Land vertrieben und müssen in die Städte abwandern. Die gentechnisch veränderten Sojabohnen werden nach Europa exportiert und dort als Futtermittel in der Massentierhaltung genutzt. 18 Prozent aller Treibhausgasemissionen entfallen auf die Fleisch- und Milchproduktion, das ist mehr als der gesamte Verkehrssektor. Ein weiteres Problem sind die vor Ort verwendeten Agrochemikalien wie Glyphosat und Paraquat. Diese Spritzmittel können Erkrankungen wie Hautausschläge, Durchfall mit Erbrechen bis hin zu Missbildungen, Verlust des Sehvermögens und Lähmungen hervorrufen, die sogar bis zum Tod führen können.

 

Killing Fields

Sojanabau: Hot Spot in Paraguay

Sojabohnen

Paraguays Wirtschaft stützt sich zum Großteil auf die Viehwirtschaft und die Produktion von Sojabohnen sowie deren Export. Auf der Suche nach neuen Acker- und Weideflächen für die Ausweitung der Produktion zerstört die Agrarindustrie wertvolle Wälder, Graslandschaften und damit auch Lebensraum für die ländliche Bevölkerung und Indigene.

Rinderfarmen haben in Paraguay zwar Tradition, neu ist jedoch die extreme Produktionssteigerung für den Export. Die Zahl der in Paraguay gezüchteten Rinder hat sich in den vergangenen 20 Jahren fast verdoppelt. Bei 13 Millionen Tieren kommen auf jede:n Einwohner:in zwei Rinder. Auch die Fläche, auf der Soja angebaut wird, wächst jährlich um etwa sechs Prozent. Es wird fast zur Gänze gentechnisch verändertes Soja angebaut, das entweder den eigenen Rindern verfüttert oder exportiert wird. So frisst auch unser europäisches Vieh gentechnisch verändertes Soja aus Lateinamerika, für dessen Anbau artenreiches Naturland – in vielen Fällen unberührte Regenwälder – zerstört wird. Besonders stark zeigt sich diese Entwicklung in zwei Regionen Paraguays: im einst von tropischen Wäldern bedeckten Osten und in der Region Gran Chaco im Nordwesten.

Im Osten Paraguays gibt es so gut wie keine Urwälder mehr. 92 Prozent der ursprünglichen 80.000 Quadratkilometer subtropischer Wälder sind bereits zerstört. In den dichten Regenwäldern lebten einst 20 verschiedene indigene Stämme und rund 8.000 nur dort heimische Pflanzen- und Tierarten. Heute gibt es nur mehr kleine unzusammenhängende Flecken des einst so eindrucksvollen Naturjuwels. Ausschließlich Soja-, Mais- und Weizenfelder und gigantische Rinderherden beherrschen diese Region. Die besonders fruchtbaren Böden an der Grenze zu Brasilien befinden sich in den Händen von Agrarkonzernen und oft ausländischen Großgrundbesitzern. Der extrem hohe Einsatz von Agrochemikalien verschmutzt Luft und Wasser und setzt der Gesundheit der ansässigen Bevölkerung stark zu.

Der Gran Chaco ist ein 800.000 Quadratkilometer großes Gebiet zwischen Paraguay, Bolivien und Nordargentinien. Täglich fällt dort eine unvorstellbar große Fläche Wald im Ausmaß von 3.000 Fußballfeldern den Bulldozern zum Opfer, um Platz für Rinderweiden und Sojaanbau zu schaffen. Der Gran Chaco weist damit weltweit eine der höchsten Entwaldungsraten auf. Dabei ist das heikle Ökosystem reich an biologischer Vielfalt und beheimatet beeindruckende Tiere wie Pumas und Jaguare. Außerdem ist hier seit etwa 3.000 Jahren die indigene Volksgruppe der Ayoreos zu Hause. Dieser Stamm lebt teils nach wie vor unkontaktiert und als Nomaden in den noch verbleibenden Wäldern. Den Wald zu zerstören bedeutet auch, die Lebensgrundlage und die Kultur der Ayoreos zu vernichten.

Auf der Flucht vor den Agrarriesen

Zahlreiche indigene Stämme, Kleinbauern und -bäuerinnen und Hirten werden von den Agrarriesen von ihrem angestammten Land vertrieben. Jedes Jahr erreichen etwa 90.000 Flüchtlinge die Hauptstadt Asunción und vergrößern dort den so genannten "Armutsgürtel". Insgesamt werden die "Sojaflüchtlinge" in Paraguay inzwischen auf eine Million geschätzt, das ist etwa ein Sechstel der Bevölkerung.

Keine Chance für Kleinbauern

Für Kleinbauern in Paraguay sind die umliegenden Sojaplantagen eine echte Bedrohung. Sie zerstören die Natur, von und mit der sie leben. Es sind ihre Bäume, die ihnen zum Opfer fallen. Diese Bäume sind aber extrem wichtig für die Einwohner. Sie werden für nahezu alles verwendet: zum Hausbau,, zum Kochen, als Nahrungslieferanten, zur Beschattung. Wenn die Bäume weg sind, trocknet der Boden viel stärker aus und das Wetter verändert sich. In den letzten Jahren hat sich das Klima in Paraguay stark verändert. Die Dürreperioden werden immer länger, die Regenfälle dafür über kurze Zeit viel stärker. Zudem häufen sich heftige Gewitter. Das ist schlecht für die Landwirtschaft.

Außerdem ist der Boden, auf dem jahrelang Soja angebaut wird, danach zu nichts mehr zu gebrauchen. Dort können auf natürliche Weise keine Früchte, wie etwa Maniok, mehr angebaut werden. Der Boden ist tot. Das gentechnisch veränderte Saatgut ist außerdem äußerst aggressiv. Es infiziert auch anderes Saatgut. Die Sojaplantagen bedrohen außerdem die Gesundheit der Bewohner. Unmengen an Pestiziden werden dort eingesetzt. Viel Gift. Wenn die Felder besprüht werden, riecht man die Chemie über weite Strecken. In einigen Dörfern klagen die Menschen über Schwindel, Übelkeit und andere gesundheitliche Folgen. Viele Tiere sind einfach gestorben: Rinder, Vögel, Schweine. In dieser Gegend gibt es zum Beispiel eine Schule. In der Nähe der Schule ist aber ein Sojafeld. Die Bevölkerung weiß, dass die dort eingesetzten Mittel schlecht für ihre Kinder sind. Deshalb haben sie gegen den Besitzer der Plantage Klage eingebracht, aber nichts ist passiert.