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Sommer der Extreme – Wie kommen wir da raus?
Es ist ein Sommer der Extreme: Starkregen, Unwetter und Hochwasser im August. Der Juli 2023 hingegen war weltweit der heißeste Monat seit Beginn der Wetteraufzeichnungen – und zwar mit Abstand!
Nein, bei diesen Extrem-Wettern handelt es sich keineswegs um natürliche Schwankungen. Auch der Temperatur-Anstieg ist beispiellos und beunruhigend: Der Juli war der heißeste jemals auf der Erde gemessene Monat. Die globale Durchschnittstemperatur betrug im Juli 2023 16,95 Grad und war damit heuer um 0,33 Grad höher als im Juli 2019, dem bisherigen Rekordmonat. Einige Klimaforscher:innen vermuten sogar, dass dies der heißeste Monat Juli war, den die Welt seit 120.000 Jahren gesehen hat.
Die Messungen sind eindeutig und die Fieberkurve des Planeten geht fast senkrecht nach oben, seit der Mensch begonnen hat in großem Stil fossile Energie zu verbrennen. Nichts davon lässt sich mit natürlichen Schwankungen erklären.
Sommer der Extreme
Als Folge des weltweiten Temperaturanstiegs machen Extremwetter-Ereignisse weltweit Schlagzeilen. Während im Mittelmeerraum die Temperaturen auf über 40 Grad kletterten und Waldbrände die Evakuierung von Tourist:innen erforderten, verursachten in Österreich Starkregen und Überflutungen Millionenschäden.
Der Zusammenhang mit den höheren Temperaturen ist physikalisch unwiderlegbar zu erklären: Pro Grad Temperaturanstieg kann die Atmosphäre sieben Prozent mehr Wasserdampf aufnehmen. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit von Starkregenereignissen erheblich.
Auch die höheren Meerestemperaturen führen dazu, dass mehr Wasserdampf in die Atmosphäre gelangt und Niederschlag-Extreme zunehmen. Gleichzeitig führt die hohe Verdunstung dazu, dass Böden austrocknen. Trockene Böden wiederum nehmen Wasser schlechter auf und leiten es stattdessen rasch ab.
Bodenversiegelung ist Teil des Problems
Im Zusammenspiel mit der ansteigenden Boden-Versiegelung steigt das Risiko, dass Flüsse und Bäche über die Ufer treten. Immer mehr Menschen machen diese leidvolle Erfahrung bereits heute und sind direkt von den Folgen dieser Entwicklung betroffen.
In Summe entstehen in Österreich wetter- und klimabedingte Schäden von durchschnittlich zwei Milliarden Euro pro Jahr. Bei fortschreitender Klimakrise werden diese Ereignisse folgerichtig stark zunehmen. Geschätzt wird, dass bis Mitte des Jahrhunderts Schäden in Höhe von 12 Milliarden Euro pro Jahr eintreten können. Es kann uns also teuer zu stehen kommen, den Klimawandel zu ignorieren.
In der unten stehenden Grafik sieht man deutlich: Nur mit den natürlichen Faktoren hätten wir praktisch keinen nennenswerten Temperaturanstieg. Kurz vor der Jahrtausendwende wäre es sogar mal kurz kühler geworden.
Meere wärmen sich extrem schnell auf
Sehr besorgniserregend sind auch die hohen Meerestemperaturen: Wasser wärmt sich nicht so einfach auf wie die Umgebungsluft und deshalb sind Wassertemperaturen wie zum Beispiel zuletzt 38 Grad in Florida sehr ungewöhnlich.
Auch im weltweiten Durchschnitt hat die Meerestemperatur das höchste Niveau seit Beginn der Messungen erreicht. Meere bedecken 70 Prozent der Erdoberfläche und wirken wie eine gigantische Klimaanlage. Wenn das Meer immer wärmer wird, kühlt es auch immer weniger. Das ist, als würde man den Schalter auf „heizen“ umlegen. Dadurch gerät die Welt immer weiter aus den Fugen.
Steht das Golfstromsystem an der Kippe?
Für Europa könnte es allerdings auch ganz anders kommen: Klimaforscher warnen, dass das Golfstromsystem bereits stark gestört wird und sich der Nordatlantikstrom verlangsamt. Aktuelle Forschungsergebnisse schätzen das Risiko, dass er vollständig zusammenbrechen könnte, viel höher ein als zuletzt. Dann würde es vor allem in Nordeuropa sehr kalt werden, der Regengürtel würde sich nach Süden verschieben und Europa großflächig austrocknen.
Zwar wird dieses Ereignis für die nächsten Jahrzehnte noch für unwahrscheinlich gehalten, doch es zeigt eindrucksvoll, wie gefährlich der menschliche Einfluss auf wichtige Klimasysteme bereits heute ist. Wir spielen russisches Roulette mit unseren Lebensgrundlagen, wenn nicht endlich gehandelt wird.
Es ist noch nicht zu spät
All das sind alarmierende Zeichen, die zu raschem Handeln mahnen. Denn: Entgegen vieler Einschätzungen ist es noch nicht zu spät! Aufgeben ist keine Lösung. Noch immer können wir die Klimakrise lösen und den Temperaturanstieg eindämmen. Die Klimapolitik beginnt langsam zu wirken und die Energiewende nimmt weltweit an Fahrt auf. Die Frage ist, ob es schnell genug gehen wird.
Was uns Hoffnung gibt
Man sieht es auf vielen Dächern, wenn man durch Österreich reist: Immer mehr Menschen setzen auf Sonnenstrom. Was wir gerade erleben, ist der Durchbruch der Sonnenenergie. In Österreich konnte sie 2022 erstmals um mehr als ein Gigawatt ausgebaut werden. Für die gleiche Menge hat man kürzlich noch 16 Jahre gebraucht.
Auch die Wärmewende steht bevor: Immer mehr Menschen ersetzen ihre alten Öl- und Gasheizungen durch klimafreundliche Heizgeräte. 2022 wurden in Österreich fast 60.000 Wärmepumpen verkauft ‒ das ist ein Anstieg um fast 60 Prozent. Im Gegenzug sind Öl- und Gasheizungen auf dem Rückzug, auch wenn sich die starke fossile Lobby vehement gegen diese Entwicklung stellt und sie damit gefährlich verzögern kann. Doch mit dem Erneuerbaren Wärmegesetz kann der wichtige Durchbruch gelingen.
Die Politik handelt im Kampf gegen die Klimakrise viel zu zögerlich. Dennoch gibt es trotz vieler Blockaden auch Fortschritte: In Europa wurde das Aus für die Neuzulassung von Fahrzeugen mit CO2-Ausstoß ab 2035 beschlossen, ein CO2-Preis für den Bereich Wärme und Verkehr eingeführt, ein Klima-Sozialfonds soll wiederum Haushalte bei der Umstellung unterstützen.
Während die offizielle Vertretung der Wirtschaft verbindliche Klimaschutzgesetze ablehnt, haben in Österreich 170 Unternehmen direkt von der Bundesregierung verbindliche Ausstiegspläne für fossile Energien und ein wirksames Klimaschutzgesetz gefordert.
Wir fordern echte Klimapolitik in Österreich!
Doch wo bleibt die österreichische Klimapolitik? Statt sich ernsthaft über die Lösung der Klimakrise Gedanken zu machen, werden hierzulande Scheindebatten vom Zaun gebrochen. Und das, obwohl die Treibhausgas-Emissionen in den letzten 30 Jahren in Österreich noch immer kaum gesunken sind.
Die Bundesregierung präsentiert einen nationalen Energie- und Klimaplan, der nicht den Weg zu den EU-Zielen zeigt. Wichtige Gesetze, wie das Klimaschutzgesetz und das Erneuerbaren Wärmegesetz, liegen auf Eis, obwohl sie schon jahrelang vorbereitet wurden. Obwohl Kanzler Nehammer bereits im März einen Klimagipfel versprochen hat, kündigt er stattdessen einen Bargeldgipfel für Herbst an. Gibt es nichts Wichtigeres? Wir sehen keine Bedrohung für das Bargeld, für unseren Planeten jedoch schon!
Was können wir tun?
Angesichts der dargestellten Zusammenhänge ist es unabdingbar, den Druck auf die Politik zu erhöhen. Mutige Klimaschutzpolitik bekommt auch breite Unterstützung aus der Bevölkerung. Das zeigt die anhaltend hohe Zustimmung in Umfragen. Bei unserer kürzlich durchgeführten Erhebung sagten 71 Prozent der Befragten, dass sie sich von der Bundesregierung mehr Klimaschutzbemühungen wünschen.
Viele Menschen haben den Ernst der Lage erkannt. Jetzt kommt es darauf an, auch jene zu erreichen, die den Kopf weiterhin in den Sand stecken. Gehen wir gemeinsam für den Schutz unserer Umwelt und des Klimas auf die Straße, damit endlich gehandelt wird.
Am 15. September ist der weltweite Klimastreik, wir demonstrieren für Klimaschutz, weltweit gerechte Lieferketten und Konzernverantwortung. Es geht um viel, nehmen wir die Politik gemeinsam in die Pflicht! Der hartnäckige Einsatz fürs Klima zahlt sich aus, wir haben noch immer die Chance, unseren Planeten lebenswert zu erhalten!