Das Atomkraftwerk Krško in Slowenien liegt direkt im Gebiet mit dem höchsten Erdbebenrisiko in ganz Europa. Nun wurde die Laufzeit des schon über 40 Jahre alten Reaktors mit Bescheid des slowenischen Ministeriums um weitere 20 Jahre verlängert. GLOBAL 2000 setzt sich zusammen mit seinen slowenischen Partner:innen dafür ein, dass der Reaktor von unabhängigen internationalen Expert:innen überprüft wird und dann Sicherheits-Upgrades durchgeführt werden. Sollte dies nicht möglich sein muss der Reaktor abgeschaltet werden.

Das slowenische Atomkraftwerk Krško liegt nur 70 km von Österreichs Grenze entfernt. Der Reaktor war ursprünglich ein jugoslawisches Projekt und ging schon 1981 erstmals ans Netz. Mit dem Zerfall Jugoslawiens entstanden Konflikte um die Besitzrechte des AKWs. Heute gehört das Atomkraftwerk je zur Hälfte Slowenien und Kroatien. 

Mit einer Leistung von zuletzt 688 Megawatt produziert das AKW ungefähr sechs Terawattstunden Strom im Jahr. Eine Strommenge, die sich durch Einsparungen und naturverträgliche erneuerbare Energieträger ersetzen ließe. 

Hohes Erdbebenrisiko um das AKW Krško

Der Druckwasserreaktor des US-amerikanischen Reaktorbauers Westinghouse liegt direkt in einem Erdbebengebiet.

Karte mit Erdbebengebiet in Europa rund um das AKW Krsko

Giardini, D., J. Woessner, L. Danciu (2014) Mapping Europe’s Seismic Hazard. EOS, 95(29): 261-262.

Abbildung: Ausschnitt der Karte Mapping Europe's Seismic Hazard von Giardini, D., J. Woessner, L. Danciu (2014)external link, opens in a new tab mit Einzeichnung der Lage des AKW Krško

Die bei der Planung des AKWs berücksichtigten maximalen Erdbebenwerte waren mehreren Studien zufolge zu niedrig – bei einem starken Erdbeben am Standort drohen schwere Schäden bis hin zur Kernschmelze im Reaktor.

Im Jahr 2012 fand eine EU-weite Überprüfung aller Atomkraftwerke in der Europäischen Union mit sogenannten „Stresstests“ statt. Dabei werden Atomkraftwerke auf Sicherheitslücken getestet. Im Falle Krško wurden mehrere aktive Störungen in der Nähe des Atomkraftwerks gefunden. 26 unabhängige Expert:innen für Geologie und Seismologie wurden vom Umweltbundesamt und dem Land Kärnten beauftragt, die Erdbebenquellen zu überprüfen. Die Expert:innen stimmten größtenteils der Existenz der Störungen zu. Slowenische Wissenschaftler:iexternal link, opens in a new tabnnenexternal link, opens in a new tab errechneten ein mögliches Erdbeben mit der maximalen Stärke 7,0 in der umliegenden Gegend des Reaktors.

Auswahl von Störfällen im AKW Krško

  • 1989: Druckentlastungsventil bleibt nach Störung in offener Stellung stecken, radioaktiv verseuchtes Wasser tritt aus, die Notkühlung wird zugeschaltet. Nachdem das Ventil unter Kontrolle gebracht ist, wird das ausgetretene Wasser in den nahe gelegenen Fluss „entsorgt“. 
  • 2008: Verlust von Kühlmittel im Primärkreislauf, das aber im Containment aufgefangen werden kann.
  • 2012: Infolge eines Hochwassers verstopfen Laub und Schlamm in der Kühlwasserzuleitung die Filter der Kühlpumpen, Notabschaltung. 
  • 2013: Notabschaltung aufgrund des Versagens eines Isolationsventils an der Hauptdampfleitung (mechanischer Fehler an einem der wichtigsten Ventile im Sekundärkreislauf).
  • 2013: Beim Transport eines Brennelements vom Reaktor bricht ein 0,5 Meter langes Teil ab und sinkt auf den Boden des Abklingbeckens, 5 der 121 Brennelemente im Reaktor sind beschädigt oder lecken und müssen ersetzt werden.
  • 2017: Fehlers an Entlastungsventil, Dampf tritt aus, Notabschaltung.

Mehr Informationen zu den Folgen eines schweren Unfalls für Österreich erfahren Sie hier.

Laufzeitverlängerung = Risikoverlängerung

Der slowenische Atomreaktor läuft bereits seit über 40 Jahren und hätte mit 2023 sein letztes Betriebsjahr erreicht. Die Betreibergesellschaft plant allerdings trotz Sicherheitslücken eine Laufzeitverlängerung um 20 Jahre. 

Das schwere Erdbeben der Stärke 6,4 vom 29. Dezember 2020 hat erneut gezeigt, dass das nur 85 Kilometer vom Epizentrum entfernte AKW Krško mitten in einem Erdbebengebiet liegt und das Risiko eines schwerwiegenden atomaren Unfalls mit jedem Tag steigt. 

Gemeinsam mit unserer slowenischen Partnerorganisation FOCUS (Friends of the Earth Slowenien) haben wir 2020 eine Umweltverträglichkeitsprüfung (kurz UVP) vor Gericht erkämpft. Mit uns haben sich über 61.000 Menschen und viele Prominente gegen die Risiko-Verlängerung ausgesprochen, Landespolitiker:innen und die zuständige österreichische Bundesregierung haben ihre slowenischen Kolleg:innen darauf angesprochen. Dennoch veröffentlichte das slowenische Umweltministerium Anfang 2023 die Genehmigung der Laufzeitverlängerung, ohne auf gravierende Sicherheitsbedenken der Wissenschafter:innen und Expert:innen einzugehenexternal link, opens in a new tab:

So werden keine Sicherheits-Upgrades für die Erdbebensicherheit des einzigen AKW in einer "roten" hochaktiven Erdbeben-Zone in Europa verlangt. Bis Ende 2023 sollen nur neue Daten für das Erdbebenrisiko überhaupt erhoben werden. Die Genehmigung basiert also auf bis zu 19 (!) Jahre alten Daten, die von der geologischen Forschung der letzten Jahre völlig überholt sind.

Frau mit einer Schutzmaske und einer GLOBAL 2000 Jacke steht vor dem AKW und hält ein Schild mit der Aufschrift "Erdbeben Zone!!!"
Christopher Glanzl

Beschreibung

Gemeinsam für die Abschaltung des AKW Krsko

Bei Atomkraft handelt es sich um eine hochriskante Technologie mit unkontrollierbaren Folgen für Mensch, Tier und Umwelt. Diese innerhalb eines Erdbebengebiets zu betreiben ist unverantwortlich. Daher fordern wir eine Sicherheitskontrolle, um Mängel und Risiken des AKW Krško endgültig aufzudecken, und den Reaktor abzuschalten.

Diese Forderung können wir als Zivilgesellschaft aber nicht alleine durchsetzen. Die österreichische Bundesregierung, die im Regierungsprogramm betont, dass sie sich für die Überprüfung von Atomkraftwerken mit modernsten Methoden und Transparenz gegenüber der Bevölkerung einsetzen will, kann das sehr wohl.

GLOBAL 2000 fordert die österreichische Bundesregierung auf, nachdrücklich die notwendigen Sicherheits-Upgrades für den Uralt-Reaktor im Erdbebengebiet einzufordern, wie sie in den Stellungnahmen von GLOBAL 2000 und auch der Republik Österreichsexternal link, opens in a new tab im Rahmen des Umweltverträglichkeitsprüfungs-Verfahrens als dringend notwendig erkannt wurden.

GLOBAL 2000 fordert:
  • eine neue und allgemein anerkannte Bewertung der Erdbebengefährdung von unabhängigen ExpertInnen,
  • die Bewertung der Erdbebengefährdung beruhend auf verlässlichen paläoseismologischen Daten,
  • die Aktualisierung der seismischen Auslegungsgrundlage des Reaktors und
  • eine technische Prüfung der Alterung der Anlage.

GLOBAL 2000 setzt sich ebenfalls für eine Reform der derzeit ausschließlich nationalen Atom-Aufsichten ein – in vielen Fällen sind die Verbindungen zwischen Betreibergesellschaft und nationaler Aufsicht so eng, dass keine wirklich unabhängigen Prüfungen angeordnet werden. Nur internationale Kontrollen auf EU-Ebene oder durch internationale Gremien können adäquat Sicherheitsprüfungen vorschreiben.

Minimum € 5

Für das Abschalten von Schrott-Reaktoren