Auswirkungen eines schweren Unfalls im AKW Krsko

Mit welchen Konsequenzen haben wir in Österreich zu rechnen, wenn es im Erdbeben-AKW Krško, aufgrund eines starken Erdbebens, zur Freisetzung von Radioaktivität kommt? Das Projektteam "flexRisk" an der Universität für Bodenkultur in Wien hat sich angeschaut, wie weit sich die radioaktive Strahlung ausbreiten würde.

Einige von uns erinnern sich noch, wie die Tage und Wochen nach dem Tschernobyl-Unfall über 1000 Kilometer entfernt von Österreich abliefen – und wie stark Österreich damals vom radioaktiven Niederschlag belastet wurde. Einerseits wurde Österreich von relativ kurzlebigem Jod-131, andererseits vom langlebigen Cäsium-137, das wir auch dieses Jahr noch in hohen Konzentrationen in österreichischen Schwammerln gemessen haben, belastet. Der 40 Jahre alte Reaktor im slowenischen Krško liegt näher – und wir können vermuten, dass ein schwerer Unfall an diesem Standort noch schlimmer ausgehen würde.

Das Projektteam "flexRisk" an der Universität für Bodenkultur in Wienexternal link, opens in a new tab ging der Frage nach, wie weit sich die radioaktive Strahlung nach einem angenommenen Super-GAU ausbreiten würde. Hierfür berechneten sie die Ausbreitung für knapp 2.800 unterschiedliche Klima- und Wetterlagen in Europa. Legt man alle übereinander, ergibt sich folgendes Bild:

Strahlungsausbreitung im Falle eines schweren Unfalls im AKW Krsko

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Die Karte zeigt die wetterbedingte Wahrscheinlichkeit für eine Strahlenbelastung mit mehr als 37.000 Becquerel* Cäsium-137 pro Quadratmeter durch einen schweren Unfall in Krško. Bei diesem hohen Belastungs-Niveau wurde nach dem Super-GAU in Tschernobyl die Bevölkerung in der Ukraine in regelmäßigen Zeitabständen auf ihre Strahlenbelastung und deren Gesundheitsauswirkungen untersucht.

Die höchste Wahrscheinlichkeit, dass Österreich mit mehr als 37.000 Bq Cäsium-137 pro Quadratmeter belastet werden würde, liegt bei fast einem Fünftel aller Wetterlagen. Das heißt, dass alle 5 Tage, das Wetter, im Falle eines Super-GAUs, einen starken radioaktiven Niederschlag in Österreich begünstigen würde.

*Ein Becquerel (Bq) entspricht einem radioaktiven Zerfall eines Atoms pro Sekunde und ist die Maßeinheit der Radioaktivität.

Schilddrüsen-Krebs-Gefahr: Start der Kaliumiodid-Prävention

Nach Tschernobyl hat sich gezeigt, dass vor allem Kinder und Jugendliche ein nachweislich erhöhtes Schilddrüsenkrebsrisiko durch die Aufnahme von radioaktivem Iod haben. Daher ist die Einnahme von Kaliumiodidtabletten mit nicht radioaktivem Iod sehr wichtig.

Ein Super-GAU im AKW Krško am 05.10.1995 hätte, aufgrund der damaligen Wetterlage, zu einer Iodbelastung geführt, die eine sofortige Einnahme von Iodtabletten notwendig gemacht hätte. In diesem Szenarium werden bis zu 490 Millisievert (mSv) Schilddrüsendosis für Kinder erwartet. Ab einer erwarteten Schilddrüsendosis von 10 mSv sollen Kinder, Jugendliche, schwangere und stillende Frauen umgehend Kaliumiodidtablettenexternal link, opens in a new tab erhalten, um spätere Strahlenschäden zu vermeiden.

Aufenthalt im Innenraum oder Umsiedlung

Bei einem Super-GAU im AKW Krško am 21.12.1995 gab es eine Wetterlage, bei der Strahlungswerte aufgetreten wären, die weitere Schutzmaßnahmen erforderlich gemacht hätten. Erwachsene und Kinder in kontaminierten Gebieten müssten in geschlossenen Räumen bleiben. Das heißt, dass sie Fenster und Türen geschlossen halten müssten und ihr zu Hause nur bei driftigen Gründen verlassen dürften. Es könnte sogar eine Dosis erreicht werden, bei der Kinder und Erwachsene das Gebiet verlassen müssten. Die Cäsiumbelastung in diesem Beispiel kann deutlich über den Spitzenwerten in Österreich nach Tschernobyl liegen – diese Gefahr hängt bei einem schweren Unfall ausschließlich von der gerade herrschenden Wetterlage ab.

 

Strahlungsausbreitung im Falle eines schweren Unfalls im AKW Krsko

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Folgen für die Landwirtschaft

Die Landwirtschaft und Lebensmittelsicherheit der Bevölkerung in Österreich wäre bei einem Unfall in Krško ebenso schwer betroffen. Die durchschnittlich zu erwartende Belastung nach einem schweren Unfall in Krško zeigt die nachstehende Grafik. Die Kontamination liegt in ganz Österreich über 1.000 Becquerel Cäsium-137 pro Quadratmeter – in einigen Bereichen sogar bis zu 185.000 Becquerel pro Quadratmeter. Ab diesem Niveau wurde die Bevölkerung in der Ukraine nach dem Tschernobyl-Super-GAU zwangsumgesiedelt. Das bedeutet, dass Österreich so stark betroffen sein kann, dass umgehend große Mengen an Lebensmittel vernichtet werden müssten. Dies betrifft nicht nur die Grenzregionen, sondern das ganze österreichische Staatsgebiet. Die Bevölkerung wäre dazu angehalten auf frisch geerntetes Obst und Gemüse zu verzichten und lieber auf Lebensmittel-Konserven zurückzugreifen.

Strahlungsausbreitung im Falle eines schweren Unfalls im AKW Krsko

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