Wir haben uns für Sie die größten Mythen zum Thema Fleischproduktion und -konsum genauer angesehen und klären auf.

Immer wieder hören wir von FleischliebhaberInnen Argumente, warum unser Fleischkonsum gar nicht so schlimm ist. Wir haben uns die häufigsten Mythen angesehen und stellen fest: Wollen wir nachhaltig leben, muss sich unser Fleischkonsum drastisch reduzieren. Hier finden Sie die gängigsten Argumente im Fakencheck:

Fleisch gehört zu einer gesunden Ernährung, vegetarisch oder vegan zu leben macht krank

Laut der weltweit größten Studie über den Einfluss einer vegetarischen Lebensweise (Adventist Health Study 2) ist das Diabetesrisiko von VegetarierInnen und VeganerInnen nur halb so hoch wie das von FleischesserInnen und das Risiko für Bluthochdruck und Krebs deutlich niedriger. Dass eine vegetarische oder vegane Lebensweise krank macht, ist also äußerst unwahrscheinlich. Wir können eher davon ausgehen, dass pflanzliche oder fleischlose Ernährung zur Gesundheit beiträgt. Eine Reduktion des Fleischkonsums wäre jedenfalls ratsam, denn laut Empfehlungen der Österreichischen Gesellschaft für Ernährungexternal link, opens in a new tab sollten maximal zwei bis drei Portionen Fleisch pro Woche gegessen werden – während ÖsterreicherInnen im Durchschnitt fünf Portionen pro Woche verzehren. Die deutsche Gesellschaft für Ernährung spricht sich währenddessen sogar für eine vegetarische Ernährung aus. Sowohl Fleischesser als auch Vegetarier und Veganer sollten darauf achten, sich ausgewogen zu ernähren, um den gesamten Nährstoffbedarf abzudecken.

Gesunde Ernährung

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Vegetarier und Veganer zerstören den Regenwald

90 % der weltweiten Sojaernte wird an Tiere verfüttert, für den Anbau werden Jahr für Jahr neue Regenwaldgebiete zerstört. Österreich ist zwar mit rund 44.000 Hektar das fünftgrößte Sojaanbauland der Europäischen Union, doch diese Menge reicht bei Weitem nicht aus, um den Hunger der heimischen Nutztiere zu stillen. Daher importiert Österreich jährlich zwischen 500.000 und 600.000 Tonnen (überwiegend) gentechnisch verändertes Soja, das fast ausschließlich in der Schweine-, Geflügel- und Rindermast eingesetzt wird. In Österreich gekaufte Sojaprodukte für den menschlichen Konsum werden aus gentechnikfreien Sojabohnen hergestellt und somit üblicherweise aus österreichischen oder europäischen Sojabohnen hergestellt.

Flächenverbrauch von Fleischessern vs. Vegetariern vs. Veganern

GLOBAL 2000 / Florian Müller

* Wir gehen hier von einer empfohlenen vegetarischen Ernährung aus, in der Fleisch nicht durch andere tierische Produkte wie Milch, Käse, Ei etc. ersetzt wird, sondern durch pflanzliche Lebensmittel.

Fleisch liefert mehr Kalorien als Gemüse und ist somit gar nicht so klimaschädlich

 

Steak mit Rosmarin

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Fleisch liefert zwar in der Regel mehr Kalorien als pflanzliche Lebensmittel, doch muss auch wesentlich mehr Energie in die Aufzucht der Tiere gesteckt werden. Rinder haben beispielsweise eine Proteineffizienz von 3,8 % - das heißt, man füttert einem Rind 100 Gramm Eiweiß über Soja und erhält in Folge nur 4 Gramm Eiweiß über dessen Fleisch. 96 von 100 Gramm gehen durch die Fütterung verloren. Der Verzehr von pflanzlichen Produkten statt deren Verfütterung an Nutztiere spart somit große Mengen an Anbaufläche und damit verbundenen Ressourcen (Düngemittel, Pestizide, Wasser), sowie Treibhausgasemissionen. Wir ÖsterreicherInnen nehmen durchschnittlich 38 % unserer Kalorien über Fleisch und tierische Produkte zu uns, jedoch entfallen rund 90 % unseres Flächenverbrauchs und unserer Treibhausgasemissionen auf die Haltung der dafür nötigen Tiere.

Österreich braucht Tiere für die Almbewirtschaftung

Österreichs Almlandschaften sind ein wertvoller Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten und stellen einen großen Beitrag zur Erhaltung der Biodiversität dar. Der heimische Tourismus ist auf den Erhalt der Almen angewiesen, der hauptsächlich über die Haltung von Weidetieren wie Rindern, Schafen und Ziegen erfolgt. Diese Tiere ernähren sich von dem dort wachsenden Gras und verhindern dadurch eine Verwaldung dieser Flächen. Tiere, die Gras fressen, brauchen in Folge kein bzw. weniger Kraftfutter (Getreide, Mais, Soja) und stehen dadurch auch nicht bzw. weniger in Nahrungsmittelkonkurrenz mit dem Menschen. In Österreich leben zwei Millionen Rinder, doch nur rund 16 % dieser Tiere werden auf die Alm getrieben. Das harmonische Bild der grasenden Kuh wird der Realität also nicht gerecht, denn der Großteil der Rinder fristet ihr Leben im Stall ohne jemals die Möglichkeit zu erhalten, nach draußen zu kommen. Man könnte somit auch deutlich weniger Rinder halten und trotzdem alle Almen in Stand halten.

 

Alm in Österreich

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Ich kaufe Fleisch aus Österreich, da kann ich sicher sein, dass es den Tieren gut ging

Die österreichische Tierhaltungsverordnung gilt in Europa als eine der strengsten. Verboten ist bei uns zum Beispiel einem Tier „ungerechtfertigt Schmerzen, Leiden oder Schäden zuzufügen oder es in schwere Angst zu versetzen“. Doch wird dieser Ansatz auch der Praxis der österreichischen Nutztierhaltung gerecht?

 

Rinder

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Männliche Ferkel produzieren während ihrer Geschlechtsreife Hormone, die in Folge dem Fleisch einen unangenehmen Geruch verleihen. Aus diesem Grund werden beinahe alle Ferkel in den ersten sieben Tagen kastriert - dies gilt sowohl für konventionelle als auch für Schweine aus biologischer Landwirtschaft! Außerdem werden bei Schweinen teilweise auch die Schwänze abgeschnitten, um Schwanzbeißen zu verhindern, das durch die nicht artgemäße Haltung auftritt. Während der Trächtigkeit und Säugezeit werden Zuchtsauen oft in sogenannten Kastenständen gehalten, einem etwa körpergroßen Käfig. Dies soll laut Befürwortern dieser Praxis verhindern, dass die Sauen auf dem knappen Platz im Stall ihre Ferkel erdrücken.

In Österreich weiden je nach Schätzung zwischen 15 % und 20 % der Kühe. Kühen muss in Österreich laut Gesetz 90 Tage Bewegungsfreiheit pro Jahr gegeben werden. Wenn gewisse Umstände zutreffen (keine vorhandenen Möglichkeiten zu Weide oder Auslauf) kann ein Tier aber auch ganzjährig im Stall angebunden werden. Ein Rind kommt von Natur aus mit der Anlage zur Bildung von Hörnern auf die Welt. Da es in beengten Ställen mit Hörnern zu einer höheren Verletzungsgefahr für Mensch und Tier kommen kann, werden diese in Österreich üblicherweise entfernt. Außerdem wird teilweise auch bei Rindern derSchwanz kupiert. Bei Milchkühen hat dies lediglich den Zweck, dass der Melker ungestört seine Arbeit verrichten kann. Bei Mastrindern soll damit Schwanzspitzennekrosen bei enger Aufstallung in Vollspaltenbuchten vermieden werden.Um Federpicken und Kannibalismus bei Hühnern zu vermeiden, werden in der Intensivtierhaltung die Schnäbel ohne Betäubung gekürzt. Zwar haben wir in Österreich eine der strengsten Tierschutzverordnungen, jedoch gibt es immer noch Verbesserungsbedarf.

Rindfleisch wird zu Unrecht als Klimakiller beschuldigt, denn Rinder auf der Weide sind CO2-neutral

In Österreich werden nur etwa 16 % der Rinder „gealpt“, also auf die Alm getrieben. Auch Tiere, die grasen, werden üblicherweise zusätzlich mit Soja, Mais oder Getreide gefüttert, für dessen Anbau Düngemittel und Pestizide verwendet werden und im Falle von Soja auch Regenwald abgeholzt wird. Selbst wenn sich Rinder ausschließlich vom Gras des Grünlandes ernähren würden: Durch ihre Art der Verdauung erzeugen sie große Mengen an Methan, einem Treibhausgas, das 25-Mal wirksamer ist als CO2.

 

Klimaschädliche Rinder

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Nicht die Menschen, sondern Hunde und Katzen sind die großen Fleischverbraucher

Rund 18 % der ÖsterreicherInnen haben Haustiere. In Summe stehen 8,7 Millionen Österreicher ca. 750.000 Hunde und 1,6 Millionen Katzen gegenüber. Aus Kostengründen übersteigt der Anteil an Getreide dabei bei vielen Fertigfuttermischungen oft den Fleischanteil und das sowohl bei Katzen- als auch bei Hundefutter.

Fleischkonsum von Haustiere

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Dennoch: Unsere Haustiere essen in Summe große Mengen an Fleisch. Geboren, gefüttert und geschlachtet werden Rinder, Schweine und Hühner jedoch nicht für die Herstellung von Haustierfutter, sondern für den menschlichen Verzehr. Je nach Tier essen DurchschnittsösterreicherInnen nur rund ein bis zwei Drittel eines ganzen Tieres - z.B. vom Huhn die Brust, vom Rind das Filetstück und so weiter. Der große Rest des Tieres landet unter der Bezeichnung „tierische (Neben-)Erzeugnisse“ in Haustierfutter, also Bestandteile wie Sehnen, Blut oder Organe.