Der naturnahe Gartenteich – ein wertvoller Lebensraum

Ein Gestaltungselement, das immer öfter in Gärten zu finden ist, ist ein Teich oder Schwimmteich. Das freut und nützt nicht nur uns Menschen, sondern ist auch ein wertvoller Lebensraum für Tiergruppen, für die Wasser in ihrer Entwicklung unentbehrlich ist.

 

Gartenteich

Paula Polak

Immer mehr GartenbesitzerInnen wissen den Wert naturnaher Gartengestaltung zu schätzen. Beete mit heimischen Wildblumen, Obstbäume und -sträucher, gemischte Hecken: all das zieht eine Vielzahl von Tieren an. Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten, die sich an Pollen und Nektar laben, Singvögel und Fledermäuse, die sich über das Insektenbuffet freuen. Und wir Menschen freuen uns an duftenden Blumen, bunten Schmetterlingen und Vogelgezwitscher.

Der Gartenteich als Lebensraum für viele Tiergruppen

Der Gartenteich bildet im Naturgarten ein zusätzliches Gestaltungselement, welches den unterschiedlichsten Tiergruppen ein Zuhause bietet.

Libellen

Die eindrucksvollsten Insekten am Teich, die besonders Kinder faszinieren, sind die ca. 75 heimischen Libellenarten (Odonata) in 2 Gruppen:

  • Kleinlibellen
  • Großlibellen

Auffällig gefärbt, bis zu 15cm groß, Flugkünstler und mit spannenden, fast menschlich anmutenden Verhaltensweisen, wie Revierverteidigung, Balz, Jagd und Standorttreue.

Allein der Schlupf einer Libelle gehört zum prägendsten Naturschauspiel das Kinder erleben können. Nach der komplizierten Paarung in der Luft (Libellenrad) werden die Eier ins Wasser oder an Wasserpflanzen abgelegt. Die aus den Eiern geschlüpften Larven ernähren sich mit Hilfe einer vorschnellbaren Fangmaske als Lauerjäger räuberisch. So manche Kaulquappe endet zwischen den Mandibeln (Mundwerkzeugen) einer Libellenlarve. Atmung erfolgt über den Darm als Ersatzkieme. Das ermöglicht der Larve auch eine schnelle Bewegung nach dem Rückstoßprinzip. Tief einatmen – und ab.

Die Entwicklung zum fertigen Insekt erfolgt ohne Puppenstadium. Sobald die Reife erreicht ist, kriecht die Larve aus dem Wasser an senkrechten Pflanzenstängeln hoch. Dort sprengt die schlüpfende Libelle die Larvenhaut. Die Flügel werden in möglichst überhängender Haltung zuerst mit Körperflüssigkeit aufgepumpt, nach der Erstarrung des Chitins bleibt das Adernetz mit Luft gefüllt. Störungen, wie z.B. durch Regentropfen oder tastende Kinderhände führen zu irreparablen Schäden, damit zu Flugunfähigkeit und Tod. Libellen ernähren sich wie ihre Larven räuberisch und sterben im ersten Frost. Die Larvenzeit ist vom Futterangebot abhängig und kann ein bis mehrere Jahre dauern.

Käfer

Weniger auffällig sind Schwimm- und Wasserkäfer, wie z.B. der bis zu 3,5cm große Gelbrandkäfer. Auch sie leben räuberisch, ebenso wie ihre Larven. Die Eier legen die ersteren in oder an Wasserpflanzen, die letzteren spinnen schwimmende Eikokons. Vieles ist noch unbekannt, die meisten Larven besitzen die bekannten Giftzangen mit deren Hilfe sie dem Opfer dessen Innereien auflösenden Verdauungssaft injizieren und diesen wieder einsaugen. Die Familien sind gute Flieger und werden bis zu fünf Jahre alt.

Wasserschnecken

Nur kurz zu erwähnen sind Wasserschnecken, deren fleißige Fresstätigkeit für uns nützlich ist: sie raspeln Algenbeläge von Holz und Steinen.

Amphibien

Absolut ans Wasser gebunden sind alle Amphibien, also Frösche, Kröten und Molche, die ihre Eier ins Wasser ablegen. Der Feuersalamander tut dies auch, aber nicht in stehende Gewässer, sondern in kleine Bäche. Findet man runde Laichballen, so enthalten sie die Zukunft der Froschpopulation, schwarze Perlenketten die der Kröten. Molcheier sieht man quasi nie, sie werden einzeln abgelegt. Aus den Eiern schlupfen Kaulquappen mit Schwanz, die über Kiemen Sauerstoff aus dem Wasser aufnehmen.

Mit der Zeit entwickeln sie Beine, der Schwanz bildet sich zurück und irgendwann ist der Rasen voll mit 1cm großen Jungfröschen und -kröten, die ins Umland abwandern. Bitte dann den Rasenmäher in der Garage lassen. Erwachsene Frösche sind nur zur Zeit der Eiablage im Teich. Das ist auch die Zeit, wo zB. Grünfrösche quaken was die Schallblase hergibt. Braunfröschen fehlen die äußeren Schallblasen, sie quaken nur leise.

Grasfrosch

Paula Polak

Leider finden wir alle, wirklich alle Amphibien auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten. Schuld sind wieder die üblichen Verdächtigen: Lebensraumvernichtung, Gifte aus der Landwirtschaft, die auch ins Wasser geraten, Straßen, die Wanderstrecken zum Laichgewässer durchschneiden, der für Amphibien tödliche, mit afrikanischen Krallenfröschen eingeschleppte Chytridpilz, Klimawandel, und und und.

Gartenteiche sind zwar nur ein Tropfen auf den buchstäblich heißen Stein, könnten aber über Überleben oder Aussterben örtlicher Amphibienpopulationen entscheiden.

Außerdem nutzt jede Wasserstelle im Garten auch anderen Tieren: Singvögel und Igel zum Trinken, Vögel auch zum Baden. Wichtig ist nur, dass es flache Ufer oder Äste gibt, über die sich Tiere aus dem Wasser retten können. Schon ein kleiner Teich oder eine Wasserschale können in heißen Zeiten buchstäblich Leben retten.

Algen im Teich – eine Katastrophe?

Die kurze Antwort lautet: nein, keine Katastrophe. Ein Teich ist ein nach außen offenes System, das auch abhängig von Witterung und Nährstoffeintrag ist.

Wird es im Frühling schnell warm, so wird zB. Laub, das sich über den Winter im Wasser gesammelt hat, von den Mikroorganismen zersetzt. Die so entstehenden Nährstoffe nutzen dem, der sie schnell aufnehmen kann, und da sind oft die Algen den Blütenpflanzen überlegen. Sie „fressen“ die Nährstoffe und wachsen schnell und kräftig, das gibt dann eine grünliche Färbung des Wassers und/oder grünliche Wattebauschen an der Oberfläche. Diese Färbung entsteht durch einzellige Grünalgen, die werden bald von Wasserflöhen und ähnlichen Kleintieren gefressen, das Wasser wird klar. Wattebauschen kann man abfischen.

Spielt sich das System nach 2-4 Wochen nicht ein, so macht es Sinn auf Ursachensuche zu gehen. Mögliche Ursachen und Lösungen sind zB folgende:

  • Manchmal gelangt Rasendünger oder Düngemittel von Nachbars Acker in den Teich, das lässt sich zB. mit einer höheren Teichrandkante beheben.
  • Manchmal ist der Teich zu wenig mit Unterwasserpflanzen bestückt, die den Algen Konkurrenz bieten, dann sollte man einige dazu setzen, möglichst aus verschiedenen Pflanzenfamilien wie Hornblatt und Laichkraut.
  • Manchmal wird das Wasser zu warm, da hilft Beschattung, z.B. mit Seerosen.
  • Manchmal sind Fische die Ursache, die Nährstoffe einbringen und auch noch im Bodenschlamm wühlen. Die sollten dann reduziert werden, oder der Teich mit einer Filteranlage versehen werden.

Oft reicht aber ein wenig Geduld, und Mutter Natur schafft selbst Klarheit.