Neue Biodiversitäts-Radkarte für die Thayarunde

Hotspots der Artenvielfalt entlang der Thayarunde entdecken: Dass Erholung, Sport und Naturschutz Hand in Hand gehen können, zeigt ein Projekt des Vereins Zukunftsraum Thayaland, unterstützt von GLOBAL 2000.

Eine blonde Frau und ein kleiner Junge schieben ihre Fahrräder durch die Natur
Matthias Ledwinka

Neue Radkarte: Auf 111 Kilometer naturradeln und Hotspots der Artenvielfalt erkunden

Auf 111 Kilometer naturradeln und Hotspots der Artenvielfalt erkunden, das ist die Devise im Thayaland. Die beliebte „Thayarunde“ verläuft großteils auf ehemaligen Bahntrassen und bietet sehenswerte Biodiversitätsflächen. Trockenrasen, Blumenwiesen, Hecken und Feuchtstandorte entlang der Strecke Waidhofen-Slavonice und Göpfritz-Raabs bieten Lebensraum für Biber, Hasen, Insekten, Vögel, Frösche und Eidechsen.

Das Projekt wird im Rahmen des Förderprogramms LEADER umgesetzt und es wurde eine neue und einzigartige Biodiversitäts-Radkarte entwickelt, in der die wichtigsten Beobachtungspunkte für Reptilien, Amphibien, Vögel, Insekten und Säugetiere entlang der Radrouten eingezeichnet sind.

Was ist überhaupt Biodiversität?

Biodiversität bedeutet Vielfalt des Lebens und umfasst dabei drei große Bereiche, die eng miteinander verwoben sind: Die Vielfalt an Ökosystemen, die Artenvielfalt und die genetische Vielfalt.

Artenvielfalt ist entscheidend für die Gesundheit von ganzen Ökosystemen, denn sie sorgt für Stabilität und Resilienz. Das bedeutet, dass ein vielfältiges Ökosystem besser mit Veränderungen wie dem Klimawandel oder Naturkatastrophen wie Hochwasser umgehen kann. Verschiedene Arten haben unterschiedliche Rollen: Manche Pflanzen lockern den Boden und nehmen besonders gut Nährstoffe auf, während bestimmte Tiere Pflanzen bestäuben oder Samen verbreiten.

Diese verschiedenen Aufgaben tragen dazu bei, dass das gesamte Ökosystem gut funktioniert. Auch wir Menschen brauchen Biodiversität, denn sie sorgt für saubere Luft, Trinkwasser, Nahrungsmittel, Medizin und vieles mehr.

Dominik Linhard

"Biologische Vielfalt braucht unseren Schutz, denn natürliche Lebensräume werden aufgrund der starken Flächennutzung durch uns Menschen immer seltener. Verbauung, intensive Landwirtschaft, Umweltverschmutzung und auch Massentourismus setzen der Natur zu und bedrohen unsere Lebensgrundlagen. Projekte – wie die Biodiversität-Radkarte entlang der Thayarunde – zeigen, dass sich Biodiversität und sanfter Tourismus auch verbinden lassen. Es ist aber dringend an der Zeit, dass ein umfassender nationaler Aktionsplan zum Schutz der biologischen Vielfalt erstellt wird. Denn mit jeder Art, die verloren geht, bröckelt das Fundament unserer Existenz."

Dominik Linhard, Nationalpark Garten-Projektverantwortlicher

Verlust an Biodiversität in Österreich

Seit den 80er Jahren hat der Hase 60 Prozent seines Bestandes verloren, auch die Vögel in heimischen Kulturlandschaften sind um mehr als 40 Prozent weniger geworden. Die durchschnittliche Zahl der Wildtiere ist in den vergangenen 30 Jahren um ganze 70 Prozent geschrumpft. Zu dieser Entwicklung tragen wir alle bei. Eine der Hauptursachen für den Biodiversitätsverlust ist das Verschwinden der Lebensräume.

Dazu gehört einerseits der Flächenverbrauch durch die intensive Landwirtschaft und andererseits die Flächenversiegelung. Unser immer dichter werdendes Besiedelungsnetz sorgt für ein zersiedeltes Landschaftsbild und zerschneidet die Lebensräume in unserer Umwelt. Über 40 % der Siedlungs- & Verkehrsflächen Österreichs sind bereits versiegelt, das heißt bebaut, betoniert, asphaltiert, gepflastert oder anderweitig befestigt. Wichtige Bodenfunktionen, wie die Wasserdurchlässigkeit und die Bodenfruchtbarkeit gehen damit verloren.

Wird der Boden dauerhaft von Luft und Wasser abgeschlossen, stirbt die Bodenfauna, die wiederum wichtige Funktionen für den Erhalt und die Neubildung von fruchtbaren Böden erfüllt.

Hotspots der Biodiversität entlang der Thayarunde

Hecken

Hecke bieten Sicht-, Wind- und Lärmschutz, sind Schattenspender und Lebensraum für viele Tierarten. Sie sind deshalb als Strukturelemente eine große ökologische Aufwertung von Landschaften.

Heimische Wildfruchthecken werden das ganze Jahr über von den unterschiedlichsten Tieren besucht: Die Blüten werden von Bienen und anderen Bestäubern angeflogen, Raupen ernähren sich von den Blättern und können sich zum ausgewachsenen Schmetterling entwickeln. Vögel versorgen sich im Winter mit den süßen und vitaminreichen Früchten, das Falllaub und der Raum unter den Hecken dient Igeln als Unterschlupf und Winterquartier.

Ein paar Zahlen zu den wertvollen, heimischen Sträuchern: Von Arbeiten des Insektenforschers Helmut Zwölfer ist bekannt, dass Salweiden – besser bekannt als Palmkätzchen – von mehr als 200 Insektenarten angeflogen werden, darunter allein mehr als 30 Wildbienenarten. Aufgrund ihrer sehr zeitigen Blüte im Frühling sind sie besonders wertvoll. Auf Weißdorn wurden mehr als 160 Insektenarten beobachtet, auf Schlehen über 130, auf Liguster immerhin noch mehr als 20 und an den fremdländischen und außerdem meist sterilen Forsythien nur eine Einzige.

Feldränder

Naturnahe Feldränder haben als ökologische Landschaftselemente eine große Bedeutung für die Biodiversität und erfüllen wichtige Funktionen in Agrarlandschaften. Sie sind Lebensraum und Rückzugsort und bieten zahlreiche Pflanzen- und Tierarten – insbesondere Insekten, Vögel und Kleinsäugern – Nahrung, Verstecke und Brutplätze. Ackerraine und Feldränder sind zudem wichtige Nahrungsquellen für Insekten, Vögel und kleine Säugetiere.

Ackerraine fungieren als Korridore und vernetzende Elemente in der Landschaft. Dies ist besonders wichtig für die Erhaltung gesunder Wildtierpopulationen. Besonders in intensiv bewirtschafteten Gebieten erfüllen sie eine wichtige ökologische Ausgleichsfunktion. Zusätzlich haben sie eine wichtige Pufferfunktion, denn Ackerraine und Feldränder reduzieren die Einträge von Nähr- und Schadstoffen in angrenzende Ökosysteme.

Trockenrasen und Feuchtgebiete

Ist eine Wiese sehr trocken oder sehr feucht, ist sie für die Landwirtschaft oft nicht besonders gut nutzbar, allerdings als Hotspots für die Artenvielfalt dafür umso wertvoller. Diese speziellen Standorte beherbergen eine Vielzahl an seltenen Arten, die sich an die Gegebenheiten dieser Flächen angepasst haben. Durch traditionelle Bewirtschaftung und Landschaftspflege, die sich durch nur seltenes Mähen und den Verzicht auf Dünger und Pestizide auszeichnet, werden die wertvollen Flächen erhalten. Naturnahe Wiesen können außerdem auch sehr viel Kohlenstoff im Boden speichern, teilweise sogar mehr als Wälder. Insbesondere Feuchtwiesen heben sich hier hervor. Feuchtwiesen sind grüne Flächen, die von einem hohen Wasserstand geprägt sind und auf denen hauptsächlich Gräser, Binsen, Seggen und andere krautige Pflanzen wachsen.

Diese und noch viele weitere Biodiversitäts-Hotspots können Sie entlang der Thayarundeexternal link, opens in a new tab mit dem Fahrrad entdecken.

Wir wünschen gutes Radln!