11.12.2014

Hohe Radioaktivität in AKW Dukovany-Staubecken

Wir haben das Abwasser des AKW Dukovany getestet und das Ergebnis ist eindeutig.

GLOBAL 2000/Doris Rauh

Ende November haben wir Wasserproben aus dem Staubecken Mohelno, der einzigen Quelle für das grenznahe tschechische Atomkraftwerk Dukovany entnommen. 83.000 Liter Kühlwasser pro Minute wird in das AKW gepumpt und dannach wieder in das Staubecken zurückgeleitet. Nach einer radiologischen Untersuchung der Seibersdorf Laboratories liegt nun das eindeutige Ergebnis vor. Das Wasser aus dem Staubecken ist hoch mit radioaktivem Tritium (H-3) belastet. Tritium zählt zu den radioaktiven Beta-Strahlern, die im Routine-Betrieb von Atomkraftwerken am meisten über Wasserdampf und Kühlwasser an die Umwelt abgegeben werden.

Tritium gelangt in die Umwelt und verdünnt nach Österreich

„Die Wasserprobe enthält Tritium mit 350 Becquerel pro Kilogramm – ein unbelasteter Fluss liegt unter 2 Becquerel, die Trinkwasserverordnung schreibt einen Grenzwert von 100 Becquerel vor“, erläutert Atomexperte Reinhard Uhrig. „Da das Wasser im Stausee hoffentlich nicht getrunken wird, besteht keine unmittelbare Gefahr, der Betastrahler Tritium mit einer Halbwertszeit von 12,32 Jahren, gelangt jedoch in großen Mengen in die Umwelt und wird über den Fluss Jihlava verdünnt auch in die österreichische March und weiterführend in die Donau verfrachtet.“

 


Global 2000; Malátová, I., 2009

Wir fordern eine Sperrung des Stausees für Freizeit-Aktivitäten

Die hohe Belastung des Staubeckens Mohelno mit verschiedenen radioaktiven Stoffen ist aus wissenschaftlichen Untersuchungen bekannt. Jedoch der aktuelle erhobene Tritium-Wert ist einer der höchsten jemals im Staubecken gemessenen. „Durch den geringen Durchfluss der Jihlava und durch den Staudamm von Mohelno reichert sich das AKW Dukovany-Tritium in großen Mengen im Wasser an, das immer wieder als einzige Wasserquelle verwendet wird“, so Uhrig. „Wir fordern eine Sperrung des Stausees für Freizeit-Aktivitäten und Landwirtschaft und eine Untersuchung der Tritium-Belastung des Grund- und Trinkwassers in der Umgebung.“

 


Duran, J., Malátová, I., 2010

„Routine“-Emissionen von Atomkraftwerken verursachen Kinderkrebs

Tritium ist neben Carbondioxid und Edelgasen wie Krypton, Argon und Xenon eines der radioaktiven Elemente, die in großen Mengen bereits im Regelbetrieb von Atomkraftwerken abgegeben werden. Das Wasserstoff-Isotop Tritium ist so flüchtig, dass es nicht im Reaktor zurückgehalten werden kann und sich besonders in der Umgebung von Atomreaktoren in der Vegetation anreichert. Besonders beim Brennelemente-Wechsel in Reaktoren wird durch das Öffnen des Reaktordruckbehälters viel Tritium in die Umwelt abgegeben und führt zu Spitzenwerten, die sehr belastend für ungeborene Kinder und Säuglinge sind, wie die „Epidemologische Studie zu Kinderkrebs in der Umgebung von Kernkraftwerken (KiKK-Studie)“ von 2007 gezeigt hat.

„Die laufende Abgabe von radioaktiven Stoffen aus Atomkraftwerken ist ein unvermeidliches Nebenprodukt der Atomstrom-Erzeugung, die als Kollateralschaden erwiesenermaßen Kinderkrebs in der Umgebung der Reaktoren erzeugt“, so Uhrig. „Es gibt keinen Grund, warum wir im 21. Jahrhundert diese Gesundheitsgefahr noch zulassen, wo es längst sichere erneuerbare Energiequellen gibt.“

UVP schlägt AKW

Das Atomkraftwerk Dukovany ist knapp 30 Jahre in Betrieb, das sowjetische Reaktor-Design verfügt über kein Containment, das im Falle eines Unfalls die Kernschmelze aufhalten könnte. Nur eine Haupt-Wasserquelle bedient die Anlage, die noch dazu in den Sommermonaten stark durch Algen belastet ist.

 


GLOBAL 2000/Doris Rauh

Wir forderten eine Umweltverträglichkeitsprüfung von Reaktor 1, der Ende 2015 ans Ende seiner genehmigten Laufzeit kommt. Knapp 30.000 Menschen haben unsere Petition unterzeichnet, die deutschen Partnerorganisationen BUND und Umweltinstitut München haben weitere 25.000 Unterstützungserklärungen gesammelt.

Prüfbericht zur Wasserprobe aus dem Staubecken Mohelno