16.07.2020

Ein Paradies in der Südsteiermark

Angela S. aus der Steiermark ist seit 2019 Nationalpark Garten Mitglied und Zweitplatzierte des Fotowettbewerbs Nationalpark Garten 2020.

Was sind für Sie die besondere Herausforderungen und Benefits beim naturnahen Gärtnern? Warum haben Sie sich entschieden, an dem Projekt Nationalpark Garten teilzunehmen? Wie lange sind Sie schon dabei?

Wilde Gärten interessieren mich schon sehr lange und seit zwei Jahren versuche ich die Natur machen zu lassen, wo es nur geht. Vieles, das andere für Unkraut halten, lass ich stehen, ich mähe mit der Sense, schaffe wilde Ecken und noch vieles mehr. Vor einem Jahr bin ich im Internet auf die Initiative Nationalpark Garten aufmerksam geworden und hab mich zeitgleich in die Österreichkarte eingetragen. An der Initiative hat mir auf Anhieb gefallen, dass nach bestimmten Kriterien bewirtschaftet werden soll, um das biologische Gleichgewicht und somit die Artenvielfalt zu fördern.

Wie leicht/schwer fiel Ihnen die Umstellung Ihres Gartens und sind Ihnen seit der Umstellung Veränderungen im Tier-& Pflanzenreich Ihres Gartens aufgefallen?

Seit drei Jahren füttere ich Wildvögel durchgehend, das ganze Jahr hindurch. Darum war und ist es mir auch wichtig, die geeignete Umgebung für diese und auch viele andere Nützlinge in meinem Garten zu schaffen. Wilde Hecken, alte Obst- Nadel- und Laubbäume, ein biologischer Gemüsegarten, als auch ein Naturschwimmteich sind bereits Teil meines Gartens. Diese Vielfalt habe ich auch meinem Mann zu verdanken, der den Garten im Laufe unseres gemeinsamen Lebens mitgestaltete. Seit zwei Jahren bin ich auch stolze Besitzerin von selbst angelegten Blumenwiesen. Heuer sichtete ich erstmals einen Pinselkäfer, Laufkäfer, viele Schmetterlings- und Libellenarten. Die Schädlingsbekämpfung überlasse ich den vielen Nützlingen im Garten.

Was war die schönste Erfahrung mit Ihrem Nationalpark Garten? 

Es gibt viele schöne Erfahrungen: Heuer war mein Hibiskus voller Blattläuse und total klebrig von dem Zeugs. Ich tat trotzdem nichts dagegen. Nach einer Woche war alles wieder in Ordnung und die Blätter glänzten sattgrün. Ein Igelpärchen um halb acht Uhr früh im hinteren Gartenbereich, flügge gewordene junge Kleiber und Spechte, sowie ein kleines Rehkitz, welches sich trotz Einzäunung im Garten verirrte und aufgeschreckt durch den Schwimmteich schwamm.

Wie viel Zeit pro Woche/ Monat verbringen Sie mit der Pflege Ihres Gartens und ist die Gartenpflege seit der Umstellung auf einen "Naturgarten" aufwendiger geworden?

Ich denke, die Zeit welche ich im Garten verbringe, ist im Laufe der Zeit immer dieselbe geblieben. Ich bin seit ich Wildnis im Garten zulasse, nur gelassener geworden, was das Unkraut jäten und Mähen betrifft. Es stört mich nicht mehr, wenn das Gras lang ist oder hohe Stauden im Vordergrund die niedrigeren im Hintergrund abdecken. Ich ziehe einheimische Pflanzen den exotischen und gezüchteten vor, damit die Insektenwelt genug Nahrung bekommt und das biologische Gleichgewicht gefördert wird. Meine ersten Schritte in der Früh führen durch den Garten….

Woher bekommt man das Know-How für einen biodiversen Garten? Wie viel haben Sie davor schon über nachhaltiges Gärtnern gewusst und wie haben Sie mehr darüber herausgefunden? Hat Ihnen GLOBAL 2000 dabei geholfen?

Ich lese viele Gartenzeitschriften und Bücher über Gärten und die persönlichen Erfahrungen haben mir gezeigt, dass ein Garten nie fertig ist. Ich verwende seit über zehn Jahren keinen Blaudünger mehr und verwende weder Schneckenkorn, noch chemische Spritzmittel. Eigenen Kompost hatte ich schon immer. GLOBAL 2000 setzt sich dafür ein, den Artenschutz voranzutreiben und ermutigt Gartenbesitzer einen wilden Garten zuzulassen. Das schätze ich sehr!

Was sind Ihre Lieblingspflanzen? Welche Pflanzen sind Ihrer Meinung nach besonders gut für die Förderung von Biodiversität?

Zu meinen Lieblingspflanzen gehören alle Arten von Disteln, ich bin aber immer auf der Suche nach neuen Arten. Ich habe eine Brennesselecke im Garten, direkt hinter meinem Folientunnel, aber auch einen Beinwellpflanzenbereich vor meinem Kräutergarten. Damit jauche ich die Gemüsebeete. Alle diese Pflanzen fördern meiner Meinung nach die Biodiversität.

Welche Tiere und heimische Nützlinge konnten Sie bereits in Ihre Gartenoase locken und beobachten? Welche sind Ihnen die liebsten?

Viele Vogelarten, Wildbienen und Insektenarten, Igel, Spitzmäuse und Fledermäuse fühlen sich wohl in meinem Naturgarten. Ich mag sie alle gern.

Haben Sie mit Ihrem Natur-Gartens andere Leute inspiriert? Und haben Sie Tipps für zukünftige Natur-GärtnerInnen?

Ich konnte meine Freundinnen dazu animieren eine Blumenwiese anzulegen und Disteln in ihrem Garten zu pflanzen. Wilde Ecken lassen sie auch stehen. Wer einen Naturgarten anlegen möchte, sollte meiner Meinung nach eine kleine Blumenwiese ansäen. Da sieht man die ersten Ergebnisse relativ rasch und freut sich. Zwischen den Gemüsebeeten Blumen stehen lassen, etwa Ringelblumen und Tagetes, wäre ein guter Anfang für angehende NaturgärtnerInnen, denke ich. Diese Pflanzen sollen ja sogar den Boden verbessern und sehen zudem sehr schön aus. Ich kann immer wieder beobachten, dass durch Blumen in Gemüsebeeten, viel mehr Insekten meine Tomatenpflanzen zur Bestäubung anfliegen, als ohne. Am inneren Rand meines Gemüsetunnels habe ich sehr viel Kapuzinerkresse. Ich lasse das Kraut den ganzen Winter über liegen und im Frühjahr befinden sich ganz viele Spinnen darunter. Diese fressen dann die Blattläuse auf meinem Salat. Mein ganz besonderer Tipp für angehende Naturgärtnerinnen: Nicht umgraben, sondern die Erde das ganze Jahr über mit Laub, Gras- und Häckselschnitt abdecken. Ich würde auch empfehlen, Vögel im Winter, Frühjahr und Herbst durch gezielte Fütterung anzulocken um sie als natürliche Schädlingsbekämpfer einzusetzen.

  • Garten von Frau Schantl
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    Schantl
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