15.09.2021

Tschernobyl-Cäsium in österreichischen Eierschwammerl

Das Tschernobyl-Unglück ist 35 Jahre her – belastet unsere Böden aber immer noch massiv. Das zeigen Bodenproben, die wir genommen haben.

So gefährlich ist das Tschernobyl-Cäsium

Cäsium-137 ist ein radioaktiver Betastrahler, der sich erst nach 300 Jahren zur Gänze abbaut. Das heißt, dass nach dem Unfall in Tschernobyl im Jahr 1986 unsere Böden noch immer 265 Jahre mit dem Giftstoff belastet sind. Besonders besorgniserregend hierbei ist, dass sich das Cäsium durch die Nahrungsaufnahme in Muskeln ablagert und dort Genschäden oder Krebs verursachen kann.

35 Jahre nach der Tschernobyl-Katastrophe ist das Cäsium von der Bodenoberfläche zwar abgesunken – kann aber von Pflanzen und Pilzen noch immer aufgenommen werden. Tiere, die sich davon ernähren, sind besonders stark belastet und so können die Giftstoffe auch auf unsere Teller gelangen. Um die Langzeitverseuchung durch Cäsium aufzuzeigen, haben wir am steirischen Pyhrnpass, in Freiland bei Deutschlandsberg sowie auf der Stubwiesalm in Spital am Pyhrn (OÖ) Bodenproben genommen. In Spital am Pyhrn haben wir außerdem auf der Stubwiesalm Schwammerl gesammelt. Diese drei Gegenden zählen zu den am stärksten belasteten Regionen Österreichs, da dort nach dem Reaktor-Unglück in Tschernobyl radioaktiver Regen auf die Erde niederprasselte.

 

Bodenproben von Eierschwammerl

GLOBAL 2000/Raffaela Micko

Eierschwammerl mit höchstem gemessenen Wert

Cäsium-137 konnte in den Böden an den drei Standorten in sehr hohen Mengen festgestellt werden. Jedoch sind Eierschwammerl, die wir auf der Stubwiesalm in OÖ gesammelt haben, besonders stark belastet. Das österreichische Forschungszentrum in Seibersdorf konnte mit Hilfe der Gamma-Spektrometrie einen Wert von 7563 Becquerel (1 Bq entspricht einem radioaktiven Zerfall pro Sekunde) pro Kilogramm messen – dieser liegt mehr als 12 Mal über dem in der EU und Österreich geltenden Grenzwert von 600 Bq/kg!

Das Gesundheitsministerium berichtet, dass in den letzten Jahren bei etwa 12 % der Eierschwammerl Grenzwertüberschreitungenexternal link, opens in a new tab festgestellt wurden. Die österreichische Landkarte des Umweltbundesamts mit den Cäsium-Hotspots zeigt die Gegenden, die besonders stark durch die radioaktive Strahlung von Tschernobyl betroffen sind. In den grünen Regionen können die Pilze bedenkenlos gegessen werden, in den orangen und roten sollte man eher darauf verzichten.

 

Landkarte mit Caesium-Hotspots.png

BORIS Bodeninformationssystem/Umweltbundesamt

Quelle: BORIS Bodeninformationssystem/Umweltbundesamt

Unsere Stichproben bestätigen diese Messungen und daher fordern wir Gesundheitsminister Mückstein dazu auf, klar zu kommunizieren, in welchen Gegenden Eierschwammerl problemlos gesammelt werden können. Die österreichische Bevölkerung soll nicht unwissentlich belastete Pilze essen.

Das Tschernobyl-Unglück hat unseren 1.000 Kilometer entfernten Boden kontaminiert und noch immer haben wir mit den Langzeitfolgen zu kämpfen. Das zeigt abermals, wie gefährlich das nur 70 Kilometer entfernte AKW Krško für uns sein kann. Berechnungen der Universität für Bodenkultur zeigen, dass bei einem Super-GAU eine starke Kontaminierung Österreichs möglich ist. So könnten große Teile des Landes mit mehr als 37.000 Becquerel Cäsium-137 pro Quadratmeter kontaminiert werden.