24.01.2023

Jahresbericht 2022

Hier finden Sie die wichtigsten Arbeitsschwerpunkte von GLOBAL 2000 im Jahr 2022.

Ein warmes Zuhause für Alle

Am 23. Februar 2022 veröffentlichten wir einen Bericht zur großteils gasbasierten Wärmeversorgung unserer Landeshauptstädte. Tags darauf brach der Krieg in der Ukraine aus und unsere Abhängigkeit von russischem Gas wurde uns schonungslos vor Augen geführt.

Seither haben wir klimafreundliches Heizen zum Thema gemacht. Damit alle Menschen in Österreich ein warmes Zuhause haben, sauber und leistbar. Die Lösung: eine gesetzlich verbindliche Umstellung auf nachhaltige Energien in Verbindung mit entsprechenden Förderungen. Danke, dass Sie gemeinsam mit uns und tausenden anderen von der Regierung einen klaren Fahrplan für eine klimafreundliche Wärmeversorgung gefordert haben. Der erste Gesetzesentwurf für das „Erneuerbaren Wärmegesetz“ vom Juli zeigte uns deutlich, dass es immer noch hartnäckige Blockierer gibt und Energiekonzerne weiter mit Gas Geschäfte machen. So müssen Heizungen, die mit erneuerbarem Gas betrieben werden, nicht getauscht werden. Und das, obwohl es auch künftig zu wenig davon geben wird, um Industrie UND Haushalte zu versorgen und es obendrein um bis zu 50 % mehr kostet als klimafreundliche Optionen.

Im November entlarvte unser neuer Greenwashing-Report Energiekonzerne, die den Gasausstieg hintertreiben, allen voran EVN, TIGAS und Energie AG. Insgesamt lag 2022 angesichts der anstehenden Landtagswahlen unser Schwerpunkt auf Niederösterreich. Wir haben die Niederösterreicher:innen befragt: 88 % wünschen sich, dass die EVN aus Erdgas aussteigt. Mit unserer Klimaklage „Dein gutes Recht auf saubere Energie“ sind wir 2022 letztendlich vor den Verfassungsgerichtshof gezogen. 2023 stehen also viele wichtige Entscheidungen an. Mit Ihnen an unserer Seite können wir weiter dazu beitragen, dass wichtige Fortschritte beim Klimaschutz gelingen.

Atomkraft: Krieg & Klimakrise

2022 wurden erstmals in der Geschichte AKWs beschossen. Immer wieder schrammte die Ukraine ganz knapp an einer Atomkatastrophe vorbei. Gleichzeitig legten umfassende Mängel französische Reaktoren lahm – Strompreis-Explosionen und Versorgungsengpässe waren die Folgen.

Atomkraft ist schon im Frieden nicht sicher. Eine weit höhere Gefahrenstufe wurde mit dem Krieg in der Ukraine erreicht, wo das größte AKW Europas durch russische Truppen beschossen wurde und weitere drei notabgeschaltet werden mussten. Wir haben uns für Sanktionen gegen den russischen Atom-Konzern Rosatom eingesetzt und Aktionen vor dem Hauptsitz der IAEO in Wien abgehalten.

Dass Atomkraft keine Lösung für die Klimakrise ist, zeigt auch die desolate Lage der französischen Atomkraftwerke. Wegen Rissen im Notkühlsystem mussten 15 Reaktoren abgeschaltet werden. Zahlreiche weitere standen den ganzen Sommer über aufgrund fehlenden Kühlwassers still. Auch darum haben wir uns massiv gegen die Aufnahme von Atomkraft als „grüne“ Technologie in die EU-Taxonomie ausgesprochen. Die Regierung hat eine gemeinsame Klage dagegen angekündigt.

Die grenznahen „Problem-Reaktoren“ blieben auch 2022 im Fokus. Das slowenische AKW Krško im Erdbeben-Gebiet soll nach 40 Jahren Betrieb noch einmal verlängert werden. Danke, dass Sie sich gemeinsam mit uns und 62.000 weiteren besorgten Bürger:innen dagegen ausgesprochen haben. Wir konnten Energieministerin Gewessler dafür gewinnen, für eine neue Erdbeben-Studie zu kämpfen. Zudem zeigten wir wegen zahlloser technischer Probleme im slowakischen AKW Mochovce 3 die slowakische Atomaufsicht wegen Nichterfüllung ihrer Prüfpflicht bei der Kripo an. Doch im Keller des Uralt-Reaktors lauern weitere Probleme. Wir versprechen Ihnen, weiterhin dranzubleiben.

Wunder & Wärme schenken

2022 war für die Menschen in der Ukraine ein mehr als herausforderndes Jahr, zumal für die Kinder. Dank Ihrer Spende konnten wir jedoch großartige Hilfe leisten und den Kleinen vor allem Nahrung, Wärme und das eine oder andere kleine Wunder schenken.

Mit Ausbruch des Krieges in der Ukraine Anfang 2022 begannen die Entbehrungen für die Menschen. Mit Ihrer Hilfe ist es uns gelungen, Familien mit krebskranken Kindern nach Österreich zu holen. Wir betreuen seither 11 Familien und unterstützen sie bei der Vereinbarung von Arztterminen und der Abwicklung von Behördenwegen, begleiten sie psychologisch und stellen die Versorgung mit allem Nötigen, insbesondere mit Medikamenten sicher.

In Kharkiv konnten wir 2022 gemeinsam mit 7 Partnerorganisationen effiziente Hilfe leisten. Wir haben tausende Hilfspakete verteilt, Medikamente besorgt, Untersuchungen organisiert und die kleinen Krebspatient:innen in unserem Partnerspital Nr. 16 mit Nahrungsmitteln versorgt. Auch den psychologischen Beratungsdienst auf der Station konnten wir aufrecht erhalten und den Kindern mit Musik, Tanz und Malerei den Alltag ein wenig verschönern.

In einigen befreiten Dörfern der Region Kharkiv haben wir zahlreichen Familien mit insgesamt 80 Kindern mit Brennholz, Decken, Generatoren, Heizungen & warmer Kleidung geholfen, die Kälte zu ertragen. Und wie in der GLOBAL NEWS berichtet, haben wir Luftschutzkeller in Kinderspielzimmer verwandelt. Hier können sich die Kinder austoben und ein Stück Normalität erleben.

Last but not least haben wir gemeinsam mit der Stadt Wien in der Westukraine 12 Wasseraufbereitungsanlagen installiert, die mehr als 6.000 Binnenflüchtlinge mit Trinkwasser versorgen.

Freie Wahl am Teller

Selbst entscheiden können, was auf den Teller kommt, ist für uns ein unverbrüchliches Grundrecht. Daher galt unsere Aufmerksamkeit 2022 nicht nur der Pestizid-Lobby, sondern auch jener der Gentechnik, die sich mit Händen und Füßen gegen eine Kennzeichnungspflicht bei Lebensmitteln sträubt.

Noch ist Gen-Food in der EU strikt geregelt. 2022 hat GLOBAL 2000 jedoch aufgedeckt, dass Konzerne wie Bayer & Corteva massiv gegen Risikoprüfung, Rückverfolgbarkeit und Kennzeichnungspflicht von Neuer Gentechnik in der Landwirtschaft vorgehen. Mit unserer Kampagne „Pickerl drauf!“ haben wir die Regulierung und strenge Kennzeichnung gefordert. Danke, dass Sie uns dabei gemeinsam mit über 420.000 Menschen unterstützt und gegen eine Aufweichung des EU-Gentechnikrechts unterschrieben haben. Jetzt muss sich unsere Regierung bei der EU-Kommission gegen einen für 2023 erwarteten verwässerten Gesetzesentwurf einsetzen.

EBI-Forderung in EU-Gesetzesvorschlag

2021 sammelten wir mit der von GLOBAL 2000 mit-initiierten Europäischen Bürger:inneninitiative (EBI) „Bienen und Bauern retten“ die nötige 1 Million Unterschriften. Wir forderten eine 80 %-ige Reduktion des Pestizideinsatzes bis 2030, die EU-Kommission sieht in ihrem 2022 vorgelegten Entwurf immerhin 50 % vor. Fertig ist bereits ein Gesetz, das einheitlich regelt, wie dokumentiert werden soll, welche Mengen von Pestiziden wo, wann und wie oft eingesetzt werden. Das liefert Daten für die Statistik und die Erforschung der Risiken für Umwelt und Gesundheit. Damit auch die Pestizidreduktionsziele trotz großen Widerstands durch die Agrarindustrie-Lobby verankert werden, brauchen wir weiterhin viel Energie. Bitte bleiben Sie an unserer Seite.

Schätze schützen!

Ich heiße Anna Leitner und freue mich, meinen ersten Jahresbericht zu verfassen. Seit April 2022 habe ich die Ehre, mich als Sprecherin für Ressourcen und Lieferketten bei GLOBAL 2000 tagtäglich für einen schonenderen Umgang mit Ressourcen einzusetzen. Es war ein spannendes und erfolgreiches Jahr

Erfolg!

2022 präsentierte das Ministerium gemeinsam mit Handel und Industrie die Eckpunkte des von uns seit langem geforderten Einwegpfandsystems. 2025 ist es soweit. Dieser Erfolg war nur gemeinsam mit Ihnen möglich. Danke dafür.

Lieferkettengesetz

Auch beim Lieferkettengesetz ging es voran. Gut so, denn in unserer globalisierten Welt sind Lieferketten undurchsichtig, Menschenrechte werden verletzt und Umwelt zerstört. Wir wollen wissen, was in unseren Produkten drin ist, woher sie kommen und ob die Konzerne nachhaltig handeln. Das EU-Lieferkettengesetz bietet jetzt die Chance, Unternehmen zu Klimazielen und Umweltschutz zu verpflichten. Bei Nichteinhaltung sollen Betroffene die Möglichkeit haben, ihre Rechte bei europäischen Gerichten einzuklagen. Mit Ihrer Hilfe haben wir 2022 viel Druck auf Politik und Wirtschaft gemacht und uns gegen die Blockierer gestemmt, die weiterhin billig und auf Kosten von Mensch und Umwelt Profite machen wollen.

Degrowth

Wir fragen uns, in welcher Welt wir leben wollen? Wie wir die Bedürfnisse aller Menschen innerhalb der Grenzen der Erde erfüllen können? Was sich ändern muss, damit Wachstum und Gewinn nicht mehr im Vordergrund stehen und Menschenrechte und Umwelt aufs Spiel gesetzt werden? In den „7 Ideen für eine neue Wirtschaft“ haben wir 2022 Visionen für die großen Fragen unserer Zeit mitsamt Lösungsvorschlägen aufgezeigt. Erwecken wir sie gemeinsam zum Leben. Wir freuen uns über Ihre Gedanken und Beiträge. Und bitte stehen Sie uns auch 2023 weiterhin zur Seite. Nur gemeinsam sind wir stark.

Der Wald braucht uns

Manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht und übersieht Probleme vor der eigenen Haustüre. So spricht etwa Österreich gerne über die Abholzung der letzten Ur- und Naturwälder Europas in Rumänien und vergisst dabei völlig, dass dies im kleineren Maßstab auch hierzulande passiert.

2022 haben wir unsere Waldkampagne gestartet, denn intakte Wälder sind Naturjuwele. Sie sind Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten, liefern uns sauberes Trinkwasser, frische Luft und Erholungsraum, binden Treibhausgase und sind natürliche Klimaanlagen. GLOBAL 2000 kämpft für den Erhalt der letzten unberührten Wälder Österreichs, die aktuell im Europaschutzgebiet Kamp- und Kremstal in Gefahr sind. Wir haben bei den Behörden eine Naturverträglichkeitsprüfung beantragt und damit einen Prozess gestartet, den wir 2023 mit Ihrer Unterstützung mit aller Konsequenz weiterverfolgen.

Unser landesweites Artenschutznetzwerk Nationalpark Garten ist 2022 auf 5 Mio. Quadratmeter angewachsen und hat mit dm Drogeriemarkt einen starken Partner gewonnen. Und in unserem österreichisch-ungarischen Projekt „Living Gardens“ haben wir in fünf Gemeinden Lebensräume für gefährdete Arten errichtet. 

Angewandte Forschung war uns auch 2022 wichtig. Wir führten Feldversuche zur Pestizidreduktion bei Zierpflanzen und Kräutern durch und zeigten mit Pestizidtests an vermeintlich bienenfreundlichen Zierpflanzen auf, dass diese oft zur Giftfalle für Bienen, Schmetterlinge & Co werden. Wir setzen uns 2023 dafür ein, dass Sie in Gartencenter und Baumarkt bedenkenlos insektenfreundliche Pflanzen kaufen können