Jahresreport 2020
Hier finden Sie die wichtigsten Arbeitsschwerpunkte von GLOBAL 2000 im Jahr 2020.
Prima Klima 2020?
2020 geht als epochales Jahr in die Geschichte ein, auch bezüglich Klimaschutz: Weltweite Lockdowns reduzierten zwar die Luftverschmutzung und klimaschädliche Emissionen gingen zurück, doch damit wir letztere dauerhaft senken können, gilt es jetzt in die Gänge zu kommen.
Klimaschutzmilliarde
Wir haben einen großen Erfolg gefeiert: Die Regierung hat unsere Forderungen berücksichtigt und die Mittel für den Klimaschutz entsprechend aufgestockt: Für den Bahnausbau, die thermische Sanierung und den Ausbau erneuerbarer Energien stehen jetzt für die nächsten Jahre deutlich mehr Mittel zur Verfügung. Ein erster Schritt in eine klimafreundliche Zukunft ist gemacht, viele weitere müssen folgen.
Baba Kohle!
Und noch ein Durchbruch für den Klimaschutz ist uns gemeinsam mit Ihnen gelungen: Im Frühjahr 2020 ging in Mellach das letzte Kohlekraftwerk Österreichs vom Netz. Das bedeutet weniger Luftverschmutzung, bessere Luftqualität und eine Entlastung unserer Klimabilanz. Leider ist Kohle aber in der Industrie und zum Heizen noch nicht vom Tapet und auch Erdöl und Erdgas werden immer noch in großem Stil verbraucht.
Öl und Gas ade
Neben mutigen Klimaschutzinvestitionen braucht es auch einen klaren rechtlichen Rahmen für den Ausstieg aus klimaschädlichen Technologien und eine öko-soziale Steuerreform. Klimafreundliches Verhalten muss günstiger werden, klimaschädliches teurer. Unser Konzept sieht für jeden Haushalt einen Ökobonus vor, der sich durch eine CO2-Bepreisung finanziert. So werden finanziell schwächere Haushalte entlastet, Umweltverschmutzung bekommt einen Preis und wir zigtausende neue Arbeitsplätze. Mit Ihrer Hilfe machen wir uns auch im neuen Jahr für diese Ziele stark.
Atomkraft ist passé
Weltweit ist Atomkraft im Niedergang. Jetzt gilt es, gefährliche alte Reaktoren schnell aus dem Verkehr zu ziehen und zu verhindern, dass Skandal-Reaktoren wie Mochovce 3 überhaupt ans Netz gehen.
Im Vorjahr konnten wir mit Ihrer Unterstützung die Überprüfung des Reaktorbaus im slowakischen AKW Mochovce durch internationale ExpertInnen durchsetzen. Reaktor 3 ist immerhin seit sagenhaften 35 Jahren in Bau und auch 2020 deckten wir weitere Skandale auf: Im Februar konnten wir mithilfe von Whistleblowern belegen, dass die uralten Notstrom-Generatoren des Reaktors jederzeit versagen können – das taten sie dann auch im Zuge eines Tests. Wir veröffentlichten ein Video von der spektakulären Explosion. Nun hat die slowakische Kripo hart durchgegriffen, mehrere Razzien wegen Korruption, Betrug und Pfusch direkt auf der Baustelle durchgeführt – und prüft nun tausende Rohrleitungen auf Materialschäden. Der Reaktor ist immer noch nicht „fertig“ – und wird es wohl auch nie sein. Dafür setzen wir uns für Sie ein.
Weltweit ist die hochgefährliche Atomenergie im Niedergang – zu teuer im Vergleich zu den immer günstiger werdenden Erneuerbaren. Und zusätzlich setzen auch der Abbau von Uran und die Atommüll-Lagerung viel mehr CO2 frei als sauberer Strom aus Wind und Sonne.
Jetzt geht es darum, die problematischen alten Reaktoren schnell vom Netz zu bekommen und durch Einsparungen und erneuerbare Energien zu ersetzen.
2021 soll das beinahe 40 Jahre alte AKW Krško im slowenischen Erdbebengebiet eine Laufzeitverlängerung bekommen – wir bereiten mit unseren slowenischen, kroatischen und italienischen KollegInnen eine Kampagne zur Stilllegung vor – bitte bleiben Sie weiterhin an unserer Seite.
Zusammenhalt zählt mehr denn je
2020 hat unser Projekt Tschernobyl-Kinder seinen 25. Geburtstag gefeiert. Es war in vielerlei Hinsicht ein ganz besonderes Jahr. Auch für unsere Kinder, die mehr denn je auf Hilfe aus Österreich angewiesen waren. Dank Ihrer großzügigen Unterstützung konnten wir ihnen diese auch 2020 wieder zuteil werden lassen.
Die Pandemie hat die Ukraine zwar später als Österreich, dafür aber mit voller Härte erreicht. Uns war klar, dass wir alles daran setzen mussten, die Behandlung der leukämiekranken Kinder fortzuführen.
Corona hin oder her: Krebs duldet keinen Aufschub. Also begannen wir unverzüglich, die Kinder vor der zusätzlichen neuen Gefahr zu schützen.
Dass so viele von Ihnen auf unseren Appell reagiert haben, erfüllt uns mit großer Dankbarkeit, denn so konnten wir bereits ab April Kindern, Eltern und medizinischem Personal auf der Leukämiestation Desinfektionsmittel, Schutzkleidung und -masken zur Verfügung stellen. Mit Ihrer Hilfe war aber noch viel mehr möglich: die Versorgung aller Kinder mit lebenswichtigen Medikamenten, der Austausch der alten, rostigen Spitalsbetten mit modernen, verstellbaren, die Ausstattung der Station mit Telemedizin- Equipment, der Ankauf von Covid 19- Tests und die Errichtung eines separaten Erholungsbereichs für die kranken Kleinen im Garten der Leukämiestation.
Darüber hinaus versorgten wir mehr als hundert bedürftige Familien in der Region Lugansk mit Lebensmittelpaketen und stellten sicher, dass diese während der Quarantäne genug Essen für ihre Kinder hatten. Im Herbst freuten sich 145 Buben und Mädchen über warme Jacken, Winterkleidung und Stiefel. Und im Dezember erreichte ein weiterer Hilfstransport mit 16 neuen Wasserreinigungsanlagen und anderen humanitären Hilfsmitteln im Wert von insgesamt 400.000 Euro die Krisenregion. Wir danken Ihnen im Namen der Kinder von ganzem Herzen für Ihre Unterstützung.
Gesund essen, Umwelt schützen
Damit das, was auf unseren Tellern landet, gesund und sicher ist, schauen wir Politik und Industrie weiterhin auf die Finger. Bei der Pestizid-Lobby rufen unsere Erfolge Widerstand hervor. Doch wir bleiben auf Kurs.
Ein schrittweiser Ausstieg aus Pestiziden in der Lebensmittelproduktion. Das ist das erklärte Ziel der von GLOBAL 2000 mitgegründeten Europäischen BürgerInneninitiative „Bienen und Bauern retten“. Früher als gedacht gelang uns ein wichtiger Teilerfolg: Erstmals in der Geschichte der EU kam von der Kommission im Mai 2020 der Vorschlag, den Einsatz von Pestiziden zu reduzieren. Um immerhin 50 Prozent; und das schon bis 2030.
Damit will die EU-Kommission den Rückgang der Artenvielfalt bremsen und eine bienen- und klimafreundlichere Landwirtschaft einleiten. Doch Pestizidindustrie, Landwirtschaftsverbände und manche PolitikerIn – darunter auch die österreichische Landwirtschaftsministerin Köstinger – sind dagegen und wittern eine Benachteiligung von Europas Bäuerinnen und Bauern im internationalen Wettbewerb.
Setzen wir gemeinsam ein Zeichen
Mit unserer Initiative wollen wir zeigen, dass die EU-BürgerInnen FÜR Artenvielfalt und GEGEN Pestizide sind. Unser Einsatz ist nur mit und dank Ihrer Unterstützung möglich.
Bitte unterschreiben auch Sie – wenn Sie das nicht bereits getan haben – unsere Europäische BürgerInneninitiative auf global2000.at/save-bees-and-farmers
Wir hoffen, bis Ende März 2021 eine Million Unterschriften zu erreichen und so im EU-Parlament Gehör zu finden. So setzen wir ein starkes Zeichen für Artenschutz und gesunde Lebensmittel in ganz Europa.
Ressourcen: Schonungslos schonen
2020 haben wir uns gemeinsam mit Ihnen für eine Rohstoffwende stark gemacht: Weniger Rohstoffe verbrauchen, mehr Effizienz bei deren Einsatz und konsequentes Umsetzen alternativer Lösungen, so lautet unser Plan.
#Ressourcenwende
Gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft Rohstoffe veranstalteten wir im März die Schwerpunktwoche #Ressourcenwende. Drei internationale AktivistInnen schilderten JournalistInnen und im Ressourcenbereich tätigen BeamtInnen und PolitikerInnen aus erster Hand die lokalen Probleme durch Rohstoffabbau und -verarbeitung. Es ging um Lithium-Batterien in China, Goldabbau in Kolumbien und Eisenerzabbau in Brasilien, allesamt für Mensch und Umwelt hochgefährlich. Mit #Ressourcenwende forderten wir von der Bundesregierung ein „sozial-ökologisches Upgrade“ der Rohstoffstrategie.
Pfand Drauf!
Im Mai starteten wir mit unserer Pfand drauf!-Kampagne und fordern seither gemeinsam mit tausenden UnterstützerInnen eine verpflichtende Erhöhung des Mehrwegangebots und die Einführung eines Einwegpfandsystems in Österreich. Diese Maßnahmen stellen, wie eine offizielle Studie zeigt, die kostengünstigste und umweltfreundlichste Variante dar, die von der EU vorgegebenen Sammel- und Recyclingziele für Plastik zu erreichen.
Nach der Auswertung der mit Ihrer Hilfe über unsere DreckSpotz-App gesammelten Daten verliehen wir zwei Negativpreise an die größten Verschmutzer unter den Getränkeherstellern: Platz 1 ging an den Energydrink-Riesen Red Bull, den wir in einer Aktion aufforderten, endlich Mehrweg- Angebote zu schaffen und ein Dosenpfand nicht weiter zu blockieren. Platz 2 ging an den Marktführer im Biersektor, die Brau Union Österreich. Wir werden solange nicht locker lassen, bis wir das Pfandsystem erreicht haben. Bitte bleiben Sie an unserer Seite.
Bunt ist schön!
Der Green New Deal und die „Vom Feld auf den Teller“-Strategie der EU haben zwar die Weichen für mehr Artenschutz gestellt, aber die EU-Agrarpolitik zieht nicht gebührend nach. Umso wichtiger, weiterhin gemeinsam mit Ihnen für das Schöne zu kämpfen. Denn bunt ist schön.
Die gute Nachricht
Unser Nationalpark Garten, Österreichs größtes Netzwerk an individuellen Naturschutzgebieten, ist auch 2020 enorm gewachsen. Mehr als doppelt so viele Privatpersonen wie 2019 und neue Siedlungen, Vereine und Schulen sind jetzt dabei. Nationalpark Garten ist mittlerweile in 730 österreichischen Gemeinden vertreten. Alle Infos gibt‘s auf nationalparkgarten.at
Wer den Schmetterling ehrt, dem ist die Raupe wert!
Im Juni haben wir den ersten österreichischen Raupentag veranstaltet. Denn Raupen erfüllen enorm wertvolle ökologische Funktionen, werden aber im Gegensatz zu den Schmetterlingen meist als Schädlinge betrachtet und mit Gift bekämpft. Daher gilt es, das Bewusstsein für die Bedeutung der Raupen zu wecken.
Visions for Transition
Danke, dass Sie alle so zahlreich an unserem großen Online-Kongress „Wie Landwirtschaft und Städte der Zukunft die Artenvielfalt bewahren“ teilgenommen haben. Mehr als 10.000 BesucherInnen folgten den Ausführungen der 24 Vortragenden aus aller Welt. Den ganzen Kongress zum Nachsehen finden Sie auf global2000.at/kongress
Unsere Forschungsprojekte
Um alternative Lösungen anbieten zu können, arbeiten wir stets an innovativen Forschungsprojekten. Derzeit testen wir die Funktion von Blühstreifen an Ackerrändern. Damit werden Nützlinge angelockt, um die Schädlinge unter Kontrolle zu halten. Weiters beschäftigen wir uns mit der Reduktion von Pestiziden in der Zierpflanzenproduktion, damit diese nicht zur Giftfalle für Bienen & Schmetterlinge werden.