05.10.2021

Waschmittel im Test: Wo steckt Mikroplastik drin?

Wissen Sie, welche Inhaltsstoffe in Ihrem Waschmittel enthalten sind? Eines steht fest: In vielen Waschmitteln ist Mikroplastik! Wir sorgen für Transparenz und haben für Sie erneut über 250 Waschmittel auf Plastik untersucht.

GLOBAL 2000 Waschmitteltest

GLOBAL 2000 / Evelyn Knoll

Bereits vor zwei Jahren haben wir uns gemeinsam mit dem Konsumentenschutz der AK Oberösterreich angesehen, ob Waschmittel industriell hergestelltes und absichtlich beigemengtes Plastik enthalten. Das Ergebnis des Waschmittel-Test 2019 zeigte, dass von über 300 untersuchten Waschmitteln 119 Plastik enthielten. Diesmal wurden die Inhaltsstoffe laut Herstellerangaben von insgesamt 256 Produkten, die auf dem österreichischen Markt erhältlich sind, auf wasserlösliches und festes Mikroplastik (synthetische Polymere) untersucht. Das Ergebnis: 156 davon enthalten Plastik.

 

Erfreulich ist, dass seit dem letzten Test aus einigen Produkten festes Mikroplastik entfernt wurde, so z.B. bei den Eigenmarken der Supermarktkette Rewe und den Produkten des Herstellers Henkel. Spar hatte bereits vor zwei Jahren darauf verzichtet und tut dies auch weiterhin. Lediglich die Supermarktketten Hofer und Lidl haben nicht Wort gehalten: In einzelnen Produkten der Eigenmarken findet sich weiterhin festes Mikroplastik. 

Allerdings ist die Anzahl an Waschmittel mit sogenanntem wasserlöslichen Plastik deutlich angestiegen. Die langfristigen Auswirkungen auf die Umwelt und die menschliche Gesundheit dieser synthetischen, wasserlöslichen Polymere ist weitestgehend unerforscht. 

    Durch den steigenden Einsatz werden auch die Konzentrationen in der Natur zunehmen – mit noch ungeklärten Folgen. Eine Studie zeigte, dass wir bereits jetzt über verschiedene Quellen im Durchschnitt etwa 5 Gramm Mikroplastik pro Woche aufnehmen – das entspricht dem Gewicht einer Kreditkarte.

    Unsere Empfehlung: Waschmittel ohne Mikroplastik

    Einige österreichische Hersteller bieten schon empfehlenswerte Produkte an (zB Uni Sapon, Planet Pure, Cliir, Biobär…). Diese kommen ganz ohne festes oder wasserlösliches Plastik aus. Auch viele weitere Marken bieten Produkten ohne jegliches festes oder flüssiges Plastik an. Zusätzlich sind einige Produkte noch mit einem Umweltgütesiegel versehen – wir haben unsere Testsieger in der nachfolgenden Tabelle für Sie zusammengefasst:

    Um Ihnen die Auswahl im Supermark Regal einfacher zu machen, haben wir auch die besten Gütesiegel für Sie zusammengetragen. Achten Sie beim nächsten Waschmittel-Einkauf auf folgende Symbole und tun Sie der Umwelt einen Gefallen:

    Unser Tipp: Waschmittel selbermachen

    Eine sehr nachhaltige und regionale Lösung stellen Rosskastanien dar, die eine hohe Wasch- und Reinigungswirkung sowie natürliche optische Aufheller aufweisen. Hier eine DIY-Anleitung für Waschmittel aus Kastanien

    Mikroplastik: Rechtlicher Rahmen fehlt

    Die EU prüft derzeit die Einschränkung bzw. das Verbot von absichtlich zugesetztem Mikroplastik in Produkten. Mit einem Entwurf für ein mögliches Verbot rechnen wir im Dezember 2021, anschließend stimmen die EU-Mitgliedstaaten darüber ab. Wie ambitioniert und umfassend dieser ist, wird sich zeigen. Es ist zu befürchten, dass synthetische, wasserlösliche Polymere von der Beschränkung ausgenommen werden. 

    Wir fordern ein umfassendes Verbot von absichtlich beigemengtem Mikroplastik und von nicht abbaubaren synthetischen Polymeren in Verbrauchsprodukten. 

    Unsere Forderungen an die Politik:

    1. Jede Art von Plastik beschränken: Mikroplastik in Nanogröße, sowie biologisch abbaubare, flüssige, wasserlösliche und kohlenstofffreie Polymere sollen in Beschränkung inbegriffen sein
    2. Unnötige Ausnahmen vermeiden: Ausnahmen für „wesentliche Verwendungszwecke“ ohne geeignete Alternativen sollten wissenschaftlich begründet und so eng wie möglich gefasst sein, um den Eintrag von Mikroplastik tatsächlich zu reduzieren.
    3. Unnötige Übergangsfristen für Mikroplastik in Waschmitteln vermeiden: Sollte es noch keine Alternativen geben, sollte sich die Übergangsfrist strikt an die für die Entwicklung erforderliche Zeit orientieren und nicht künstlich in die Länge gezogen werden.

    Es gibt Alternativen am Markt, die zeigen, dass es auch ohne synthetische Polymere geht. Im Sinne des Vorsorgeprinzips sollte das durch Ungewissheit bestehende Risiko minimiert werden.

    Aber warum ist Plastik in Waschmitteln überhaupt enthalten?

    In Waschmitteln sind synthetische Polymere optischer oder praktischer Natur und treten in vielen, oft schwer nachvollziehbaren Formen auf. So werden sie z.B. als Trübungsmittel, als Verdickungsmittel oder Farbstoffe eingesetzt und viele Polymere sind nur bedingt biologisch abbaubar. Da man als Konsument:in hier schnell den Überblick verlieren kann, haben wir eine Liste erstellt, anhand der Sie Plastik in Waschmitteln erkennen können:

    Acrylische-Polymer Verbindungen

    • acrylic acid sodium salt polymer 
    • acrylates copolymer
    • acrylic polymer
    • polyacrylate crosspolymer-9
    • sodium acrylic acid / ma copolymer
    • sodium polyacrylate
    • styrene / acrylates copolymer

    Polyethylen Verbindungen

    • peg / polyethylene glycol
    • co-polymer of peg / vinyl acetate
    • polyethylene glycol polyester
    • ethylene / ma copolymer
    • methoxypolyethyleneglycol
    • polyethylenterephthalat, sulfoniert

    Vinylpyrrolidon Verbindungen

    • pvp / polyvinylpyrrolidon
    • pvp / iv copolymer
    • vinylpyrrolidone / vinylimidazole copolymer
    • pvno / polyvinylpyridine-n-oxide

    Quartäre Ammoniumverbindungen

    • polyquaternium-6
    • polyquaternium-7
    • polyquaternium-10

    Polymerische Farbstoffe

    • polymeric colorant
    • polimeric dyestuff

    Prolypropylene Terephtalate

    Polyvinyl Alcohol

    Polycarboxylate -Na

    CP Methox.ppg MA & Methacroylcholin CL

    Polyester Verbindungen

    • Polyether / Polyester
    • nonionic Polyester
    • kationic Polyester

    Sodium Polyaryl Sulphonate

    Polyoxymethylene Melamine Urea

     

    Was sonst noch in Waschmitteln steckt:

    Egal ob es sich um Waschpulver, flüssige Waschmittel oder Gelkissen handelt, die Liste an Inhaltsstoffen ist meist lang und ihr Nutzen nicht selbsterklärend. Im Report finden Sie eine detaillierte Beschreibung der Substanzen, hier geben wir nur einen kurzen Überblick über deren Wirkung:

    • Bitterstoffe sollen versehentliches Schlucken verhindern
    • Bleichmittel & Aktivatoren um organische Farbstoffe von Flecken zu lösen und zu entfärben
    • Duftstoffe & Parfümöle
    • Enzyme sind Proteine, die gezielt chemische Stoffgruppen angreifen
    • Farbstoffe & Farbinhibitoren (= Verfärbungsschutz)
    • Füllstoffe (Stellmittel) für eine gute Rieselfähigkeit
    • Komplexbildner werden eingesetzt, um Wasser zu enthärten und die Leistung von Tensiden zu stärken
    • Konservierungsmittel schützen vor Schimmel- und Keimbefall
    • Optische Aufheller kompensieren den Gelbstich von Kleidung
    • Tenside setzen die Oberflächenspannung herab, um Schmutz zu lösen
    • Zeolithe dienen als Wasserenthärter und Komplexbildner 

    Für unsere Gesundheit

    Hormonell wirksame Chemikalien sind eine ernsthafte Bedrohung für unsere Gesundheit und die Umwelt. Gemeinsam können wir strengere Regulierungen und sichere Alternativen fördern, um diese Substanzen einzudämmen. Helfen Sie uns, unsere Gesellschaft und die Umwelt zu schützen - spenden Sie jetzt!

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