Fleisch ist eines unserer Hauptnahrungsmittel, wird in Hülle und Fülle in jedem Supermarkt auch schon zu sehr günstigen Preisen angeboten und ebenso viel nachgefragt. Doch was macht das mit unserer Umwelt, unserem Klima und was bedeuet es für die Landwirtschaft? Die Auswirkungen des wachsenden Fleischkonsums sind verheerend.

Anfang des 19. Jahrhunderts lag der globale Fleischkonsum noch bei 10 kg pro Kopf und Jahr, in den 60er-Jahren stiegt er auf über das doppelte und mittlerweile sind wir bei 40 kg pro BürgerIn angekommen. 

Österreich ist dabei ein Land der Fleischtiger. In der EU belegen wir mit unserem Fleischverbrauch Platz 3 (hinter Luxemburg und Spanien), weltweit landen wir auf dem unrühmlichen Platz 15. Jährlich kommen hierzulande durchschnittlich 65 kg Fleisch auf den Teller jedes Einzelnen. Das sind rund fünf Portionen pro Woche, obwohl aus gesundheitlichen Gründen drei Portionen Fleisch als Maximum empfohlen werden.

Fleischkonsum in Österreich

GLOBAL 2000/ Flo Müller

Zu unterscheiden ist hier zwischen Fleischverzehr, also der Menge an Fleisch die wir tatsächlich essen und Fleischverbrauch, dazu zähl auch die Teile die sich nicht zum Verzehr eignen wie Haut, Hörner, Haare etc., denn unserer Fleischverbrauch ist mit rund 97 kg deutlich höher als unser Fleischverzehr - dafür werden pro Jahr ca. 99 Millionen Tiere getötet.

Wie viele Tiere schlachten wir in Österreich?

GLOBAL 2000/ Flo Müller

Nutztierhaltung

Unter Massentierhaltung stellen sich die meisten tausende von Tieren auf engstem Raum vor, Produktion für die Masse eben. Dabei kommt es laut Definition nicht nur auf die Anzahl der gehaltenen Tiere an. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) versteht unter dem Begriff Massentierhaltung ein System, in dem weniger als 10 % des Futters für die Tiere vom eigenen Betrieb stammt und in denen auf einer Fläche von einem Hektar mehr als 10 sogenannten Großvieheinheiten (z. B. 10 Stiere) gehalten werden.

Probleme treten aus unserer Sicht in der Massentierhaltung dann auf, wenn der wirtschaftliche Druck möglichst hohen Profit zu erwirtschaften - also die Menge an erzeugtem Fleisch, Milch oder Eiern immer weiter zu steigern - zu Lasten der Umwelt und der Tiere passiert. Denn dabei werden oft Praktiken angewendet, die für uns nicht vertretbar sind: Rinder werden in den Stall gesperrt und ihnen werden die Hörner entfernt, Säue sperrt man in Kastenstände und Schweine werden ohne Betäubung kastriert, Hühner leben ohne Zugang zum Freien auf engstem Raum und ihre Schnäbel werden entfernt.

Diese Tiere möchten auch ernährt werden, wofür jährlich rund 7 Millionen Tonnen Kraftfutter benötigt wird. Ein Tier kann aus einer Kalorie aus seinem Futtermittel nicht eine Kalorie Fleisch (bzw. Milch oder Eier) erzeugen, wodurch große Umwandlungsverluste entstehen. Je nach Futterart unterscheidet sich die benötigte Menge um ein Kilogramm Fleisch zu erzeugen. So braucht man beispielsweise für die Erzeugung von einem Kilogramm Rindfleisch bis 25 kg Futter (bei Fütterung mit Gras).

Futtermittelverbrauch für ein Kilogramm Fleisch

GLOBAL 2000/ Flo Müller

* Die benötigen Kilogramm an Futters können je nach Futterart variieren, die Angaben in unserer Grafik sind als "bis zu" Zahlen zu verstehen.

Zahlreiche Umweltprobleme bei Fleischproduktion

Wenn sich Tiere von Gräsern ernähren, die für den menschlichen Magen nicht verwertbar sind, ist das sinnvoll. Doch nur ein kleiner Teil (ca. 15 - 20 %) der österreichischen Rinder darf auch auf Weiden grasen. Problematisch ist vor allem die Abhängigkeit von Futtermitteln, die in Österreich nicht in der benötigten Menge angebaut werden können. Österreich ist zwar mit rund 44.000 Hektar das fünftgrößte Sojaanbauland der Europäischen Union, doch diese Menge reicht bei Weitem nicht aus, um den Hunger der heimischen Nutztiere zu stillen. So werden jährlich zwischen 550.000 und 600.000 Tonnen gentechnisch verändertes Soja importiert (also rund 70 kg pro ÖsterreicherIn), für das zum Großteil südamerikanischer Regenwald abgeholzt werden musste.

Weltweit leiden 795 Millionen Menschen oder 11 % der Menschen an Hunger, dennoch werden 90 % der Sojaproduktion und 30 % der weltweiten Getreideernte an Tiere verfüttert und gehen somit für den Menschen als Nahrung verloren.

Bei der Abholzung von Regenwald gehen nicht nur wertvolle Pflanzen- und Tierarten für immer verloren, es entstehen auch enorme Mengen an Treibhausgasemissionen. Zusätzlich zum Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln für den Futtermittelanbau, den direkten Emissionen der Tiere und allen verbundenen Transporten ist Fleisch das Lebensmittel mit der höchsten Klimabelastung.

CO2-Verbrauch für Lebensmittel

GLOBAL 2000/ Flo Müller

Mehr als die Hälfte der Emissionen, die die österreichische Landwirtschaft erzeugt, gehen auf das Konto der Nutztierhaltung. Nicht miteingerechnet sind dabei die Abholzung des Regenwaldes und der Import von Fleisch aus anderen Ländern. In Summe erzeugt die Ernährung der Österreicherinnen und Österreicher rund 12,5 Millionen Tonnen CO2eq und damit mehr als der Personenverkehr auf den Straßen Österreich (12 Millionen Tonnen CO2eq).

Doch die Nutztierhaltung belastet nicht nur unser Klima, sondern auch unsere Gewässer. Denn Millionen von Tiere scheiden Unmengen an Gülle aus, die durch ihren hohen Gehalt an Stickstoff zwar Kunstdünger ersetzen können, doch in dem schierem Ausmaß ihres Aufkommens Probleme bei der richtigen Entsorgung bereitet. In Deutschland führt die intensive Schweinemast dazu, dass Trinkwasser fast um die Hälfte teurer werden wird, weil ausgebrachte Gülle eine aufwändigere Reinigung des Wassers in Kläranlagen nötig macht. Auch in Österreich werden jährlich bei knapp zehn Prozent aller Messstellen Nitratgrenzwert-Überschreitungen im Trinkwasser festgestellt.

Antibiotika

Ein weiteres großes Problem im Zusammenhang mit unserem Fleischkonsum ist die Gabe von Antibiotika zur Behandlung von Krankheiten bei Nutztieren. Im Jahr 2016 wurden in Österreich 44,41 Tonnen Antibiotika zur Behandlung von Nutztieren in Umlauf gebracht. Im Vergleich dazu wurden in der Humanmedizin 71,602 Tonnen eingesetzt. Laut dem Fleisch-Atlas 2018 vom BUND und der Heinrich-Böll Stiftungexternal link, opens in a new tab gehen rund zwei Drittel der global steigenden Mengen an Antibiotika auf das Wachstum der Fleisch- und Milchproduktion und rund ein Drittel auf die zunehmende Industrialisierung in der Tierhaltung zurück.

Antibiotika werden auch zur Verhinderung der Ausbreitung zu erwartender bakterieller Infektionen eingesetzt. Beispiele für einen solchen Antibiotikaeinsatz sind die gleichzeitige Behandlung von erkrankten und nicht erkrankten Tieren. Dadurch steigt die Gefahr, dass Bakterien gegen die Medikamente Resistenzen entwickeln und somit nicht mehr wirken. Gründe dafür sind laut WHO neben einem zu freigiebigen Umgang in der Humanmedizin der massive Einsatz von Antibiotika in der Tierproduktion. Es wird geschätzt, dass 2050 aufgrund von antibiotikaresistenten Keimen über zehn Millionen Menschen jährlich sterben werden. Neue antibiotische Mittel zu entwickeln ist allerdings zeitaufwändig und teuer.

Fleisch-Quiz: Testen Sie Ihr Wissen über Fleischkonsum!

Quelle zu den Zahlen der Infografiken:

  • ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR ERNÄHRUNG (2017) 10 Ernährungsregeln der ÖGE
  • STATISTIK AUSTRIA (2017) Versorgungsbilanz von Fleisch nach Arten 2011 bis 2016
  • UMWELTBUNDESAMT (2017) Klimaschutzbericht 2016
  • FAO (2017) Food Balance Sheets. Food supply quantity
  • BMLFUW (2017) Grüner Bericht 2017
  • ALEXANDER et al (2016) Human appropriation of land for food: the role of diet. Global Environmental Change, 41, 88-98
  • BUNDESANSTALT FÜR AGRARWIRTSCHAFT (2014) Versorgung Österreichs mit pflanzlichem Eiweiß –Fokus Sojakomplex
  • CLARK & TILMAN (2017) Comparative analysis of environmental impacts of agricultural production systems, agricultural input efficiency, and food choice. Environmental Research Letters, Volume 12, Number 6.
  • UMWELTBUNDESAMT (2017) Quantifizierung der landwirtschaftlich verursachten Kosten zur Sicherung der Trinkwasserbereitstellung
  • BMLFUW (2014) Nitrat im Grundwasser bzw. Trinkwasser
  • AGES (2017) AURES 2016 – Resistenzbericht Österreich