Innovationsprojekt: Blattläuse auf Ackerbohnen

Wie Blühstreifen und Untersaaten Blattläuse auf Ackerbohnen regulieren.

Blattläuse und Marienkäfer auf Leguminosen

Marion Gerstl Ik / OÖ

Ackerbohnenanbau in Österreich gefährdet

Der österreichische Ackerbohnenanbau wird seit einigen Jahren durch das „Pea necrotic yellow dwarf virus“ (PNYDV) gefährdet. Dieser Nanovirus wird durch gewisse Blattlausarten übertragen. Eine Infektion, vor allem in einem frühen Wachstumsstadium der Pflanze, verursacht Zwergwuchs, geringen Hülsenansatz und kann bis zu Totalausfällen führen. Die Bekämpfung der Blattläuse mit Insektiziden stößt an ihre Grenzen und der Klimawandel verstärkt die Problematik. Neben Ackerbohne sind auch weitere Hülsenfrüchte (Leguminosen) wie Erbsen, Linsen, Kichererbsen sowie Futterpflanzen wie Futterwicke, Pannonische Wicke und diverse Kleesorten betroffen. Wegen dem erhöhten Anbaurisiko bauen viele LandwirtInnen weniger Leguminosen an.

Klima- und Umweltwirkungen von Leguminosen

Untersaat in Ackerbohne © Igmar Prohaska

Igmar Prohaska /GLOBAL 2000

Leguminosen leisten jedoch einen wichtigen Beitrag zur Agrobiodiversität und zum Klimaschutz. Sie lockern die Fruchtfolge auf und hinterlassen der Folgefrucht Stickstoff. Außerdem liefern sie Nektar und Pollen für Honig- und Wildbienen und verbessern die Bodenfruchtbarkeit und das Wasserhaltevermögen der Böden. Sie wirken sich aber auch positiv auf den Humus und die Regenwurmpopulation aus und durch die tiefe Bodendurchwurzelung können sie Bodenverdichtungen vorbeugen. Nicht zuletzt stellen Leguminosen wertvolle Eiweißlieferanten für Mensch und Tier dar. Durch rückgängige Anbauflächen ist die Selbstversorgung in diesem Bereich stark gefährdet.

ARGE Nützlingsblühstreifen

Auf der Suche nach einer nachhaltigen wie praxistauglichen Lösung gegen die Blattlausproblematik haben sich Partner aus Forschung und Praxis vernetzt. 2018 schlossen sich vier landwirtschaftliche Betriebe, die Boden.Wasser.Schutz.Beratungexternal link, opens in a new tab der Landwirtschaftskammer Oberösterreich, das Forschungsinstitut für biologischen Landbau Österreichexternal link, opens in a new tab und das GLOBAL 2000 Umweltforschungsinstitut zur ARGE Nützlingsblühstreifen zusammen. Sie wird durch die AGES – Österreichische Agentur für Ernährungssicherheitexternal link, opens in a new tab und das landwirtschaftliche Forschungszentrum Raumberg-Gumpenstein, Research & Developementexternal link, opens in a new tab, unterstützt. Die Deutsche Saatveredelung AG (DSV) unterstützt das Projekt als strategischer Partner und stellt das Saatgut der Untersaat sowie ihre fachliche Expertise kostenfrei zu Verfügung.

Bühstreifen neben Ackerbohne © Igmar Prohaska

Igmar Prohaska/ GLOBAL 2000

Lösungsansatz: Förderung natürlicher Fressfeinde 

Blattläuse haben eine Vielzahl natürlicher Feinde wie z. B. Marienkäfer(larven), Schwebfliegen(larven), Florfliegenlarven, Spinnen, Parasitoiden, etc. Mithilfe von speziell konzipierten Blühstreifen und Untersaaten haben wir versucht, diese potentiellen Antagonisten gezielt an und in die Kultur zu locken, um die Blattläuse dort in Schach zu halten.

Ergebnisse und Schlussfolgerungen

  • Die Anlage und das Management der Blühstreifen und Untersaaten verliefen erfolgreich.
  • Die Ernteerträge lagen in beiden Jahren im durchschnittlichen Bereich und zeigten keine signifikanten Unterschiede zwischen den Versuchsvarianten. Ein negativer Einfluss der Untersaat auf die Ackerbohnen kann daher ausgeschlossen werden.
  • Hinsichtlich der Blattlausantagonisten wurde in der Blühstreifen- und Untersaatvariante eine Tendenz zu höheren und diverseren Populationen verzeichnet. Ebenso konnten wir aufzeigen, dass die Nützlinge mit der Zeit die Blattlauspopulationen eindämmen konnten. Der Effekt trat jedoch nicht in der kritischen Phase der Nanovireninfektionen bzw. im kritischen Wachstumsstadium der Ackerbohne ein. Nichtsdestotrotz konnten zumindest im Jahr 2020 signifikant weniger Nanovireninfektionen in der Blühstreifen- und Untersaatvariante festgestellt werden.
  • In der Untersaatvariante könnten der bessere Flächendeckungsgrad und das höhere Pflanzenartspektrum eine „Maskierung“ der Wirtspflanze bewirkt bzw. als mechanische Barriere fungiert haben. Ebenso könnte die Untersaat die Eigenschaften der Wirtspflanze und das Mikroklima verändert haben. Weiters könnten abwehrende olfaktorische bzw. repellente Einflüsse z. B. von Senfglykosiden herbeigeführt haben, dass weniger Blattläuse in den Bestand flogen. Diese Faktoren könnten eine Unterdrückung der Nanovireninfektionen zu Beginn der Pflanzenentwicklung verursacht haben. Weitere Untersuchungen sind notwendig, um diese Hypothesen zu bestätigen.
  • Ebenso konnten wir im Rahmen des Projektes die Befürchtung einer Anlockung von Ackerbohnenschädlingen durch die Blühstreifen widerlegen und das hohe Potential bzw. die wichtige Funktion von Blühstreifen in der Bereitstellung von alternativem Lebens- und Nahrungsraum in der Kulturlandschaft aufzeigen.
  • Aus ökonomischer Sicht schneiden sowohl die Blühstreifen- als auch die Untersaatvariante schlechter ab als die Nullvariante. Auch wenn sich ein Großteil der zusätzlich entstehenden Kosten dieser Varianten mit der Zeit bzw. in Hinsicht auf Folgekulturen relativieren, sind dennoch Fördermaßnahmen wichtig, um deren Akzeptanz bzw. Umsetzung in der Praxis zu erhöhen. Zudem müssten die mittel- und langfristigen positiven Effekte von Nützlingsblühstreifen bzw. Untersaaten ganzheitlich betrachtet werden und in eine ökonomische Analyse einfließen, um deren tatsächlichen Wert und Nutzen für die Landwirtschaft und Umwelt im Allgemeinen aufzuzeigen.

Eine Broschüre für Praktiker:innenexternal link, opens in a new tab wurde erarbeitet und steht gratis zum Download zu Verfügung.

Folgendes Video informiert über die Bühstreifen und Untersaaten: 

Wie Blühstreifen und Untersaaten Blattläuse auf Ackerbohnen regulieren.

Eine detaillierte Zusammenfassung des Projekts, der Ausgangslage, den durchgeführten Aktivitäten und den Ergebnissen finden Sie im Endbericht:  Endbericht ARGE Nützlingsblühstreifen

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Europäische Innovationspartnerschaft Landwirtschaft (EIP Agri)

Die Projektpartnerschaft ist möglich durch eine Förderung der Europäischen Innovationspartnerschaft Landwirtschaft (EIP Agri)external link, opens in a new tab, die aus EU-, nationalen und Länder-Mitteln finanziert wird.

 

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