15.12.2022

Ökologische Risiken von Neuen Gentechnik-Pflanzen

Die Europäische Kommission treibt Deregulierungspläne für eine neue Generation von gentechnisch veränderten Pflanzen voran. Die Neue Gentechnik gilt – wie die alte Gentechnik - als Gefahr für die Biodiversität. In einem neuen Hintergrundpapier zeigen wir, welche Risiken für Natur und Artenvielfalt die Neue Gentechnik birgt.

Gemeinsam mit dem BUNDexternal link, opens in a new tab decken wir in einem Hintergrundpapier die ökologischen Risiken der Neuen Gentechnik (NGT) auf. Die Übersicht zeigt: Die Aufhebung der EU-Schutzmaßnahmen für Neue Gentechnik würde direkte und indirekte Gefahren für die Umwelt mit sich bringen.

Deregulierung von EU-Gentechnik birgt Gefahren für Biodiversität

Die Nachforschung zeigt, dass der Einsatz von Neuer Gentechnik bei Pflanzen weniger präzise ist, als behauptet. Die neuen gentechnischen Verfahren wirken sich auf Saatgut und Pflanzen in der freien Natur aus und bedrohen die biologische und auch konventionelle Landwirtschaft. NGT-Pflanzen würden eine weitere Industrialisierung der Landwirtschaft vorntreiben – und das obwohl die Agrarindustrie als eine der Hauptursachen für den Verlust der Biodiversität gilt.

Unabhängige wissenschaftliche Forschung fehlt

Weitere Risiken bergen Anwendungen wie Multiplexing. Dabei werden mehrere Eigenschaften einer Pflanze gleichzeitig verändert. Auch die Produktion neuer Inhaltsstoffe einer Pflanze erschweren die Risikoabschätzung aufgrund fehlender Daten. Hierzu gibt es derzeit keine ausreichende unabhängige wissenschaftliche Forschung.

Neuer Gesetzesentwurf kommt im Frühjahr 2023

Für das Frühjahr 2023 hat die Europäische Kommission einen neuen Gesetzesvorschlag angekündigt. Dabei drohen die wichtigen Sicherheitsvorschriften, die seit 20 Jahren gelten, zu bröckeln. Saatgut- und Chemiekonzerne lobbyieren bei der EU-Kommission mit unbelegten Nachhaltigkeits-Behauptungen für eine lockere Gesetzgebung.

Die Vorteile von Bio-Landwirtschaft

Die Bio-Landwirtschaft:

  • reduziert drastisch CO2-Emissionen
  • reduziert den Pestizideinsatz
  • vermeidet krankheitsanfällige Monokulturen
  • vermeidet Bodenerosion
  • bietet Klimaresilienz
  • schützt die biologische Vielfalt
  • erhöht die Ernährungssicherheit

Dies sind breite systemische Vorteile, die sich nicht alleine auf einzelne genetische Merkmale konzentrieren. Soweit genetische Merkmale nützlich sind, profitiert die konventionelle Züchtung von der Resistenz des gesamten Genoms gegen Schädlinge und Krankheiten. Dies übertrifft weiterhin die gentechnische Veränderung.

Kennzeichnung und Risikoprüfung soll auch für Neue Gentechnik gelten

Neue Gentechnik muss auch weiter dem EU-Gentechnikrecht unterliegen, gekennzeichnet und auf Risiken geprüft werden. Nur so können die Bio-Landwirtschaft und die ohne Gentechnik wirtschaftende konventionelle Land- und Lebensmittelwirtschaft geschützt werden. Ebenso müssen die negativen Auswirkungen neuer GVO auf die Umwelt weiter berücksichtigt werden. Dafür müssen sich insbesondere die Umweltminister:innen der Länder gegenüber der EU-Kommission einsetzen.

Öffentliche Debatte

Über 420.000 Europäer:innen setzen sich bei einer europaweiten Petitionexternal link, opens in a new tab für die Beibehaltung strenger Zulassungsverfahren für Neue Gentechnik-Pflanzen ein. Gemeinsam mit 161 Organisationen der Zivilgesellschaft, der Wissenschaft und der Bio-Landwirtschaft fordern sie von den EU-Umweltminister:innen:

  • Strenge Risikoprüfung von Saatgut aus Neuer Gentechnik in der Landwirtschaft
  • Kennzeichnungspflicht von Saatgut und Lebensmittel aus Neuer Gentechnik
  • Sicherung der ökologische Schutzmaßnahmen für Neue Gentechnik-Pflanzen
  • Beibehaltung des hohen Schutzniveaus zur Regulierung von Neuer Gentechnik
  • Schutz der Ökosysteme und Artenvielfalt