PVC - Gesundheitsschädliche Weichmacher

Weichmacher sind Chemikalien, die vor allem in der Plastik- bzw. PVC-Herstellung eingesetzt werden. Ohne Weichmacher wäre das PVC hart und spröde. Die klassischen Weichmacher für PVC sind Phthalate. Weichmacher sind hormonell wirksame Chemikalien und wirken krebserregend, entwicklungstoxisch und reproduktionstoxisch.

Hart-PVC kann frei von Phthalaten sein, Weich-PVC besteht zu 30% bis 35% aus Phthalaten, kann aber auch bis zu 70% aus gesundheitsschädlichen Weichmachern bestehen. Typische PVC-Produkte sind Bodenbeläge, Rohre und Kabel, Teppichböden, Wandbeläge, Tapeten, Duschvorhänge, Babyartikel, Kinderspielzeug, Schuhsohlen, Sport- und  Freizeitartikel, Vinyl-Handschuhe, KFZ-Bauteile, Kunstleder, ...

Die fünf am häufigsten eingesetzten Weichmacher sind:

  • DIDP (Di-isodecyl-phthalat)
  • DINP (Di-isonyl-phthalat)
  • DEHP (Di(2-ethylhexyl)phthalat)
    (ist seit 2015 auf der Kandidatenliste für besonders besorgniserregende Stoffe und daher zulassungspflichtig)
  • DBP (Dibutylphthalat)
  • BBP (Benzylbutylphthalat)

Wie gefährlich sind Weichmacher?

Im Tierversuch erwiesen sich Phthalate, vor allem DEHP als krebserregend, entwicklungstoxisch und reproduktionstoxisch. Wirkungen wurden vor allem bei den männlichen Nachkommen beobachtet und äußerten sich unter anderem in verminderter Fruchtbarkeit und Missbildungen der Genitalien.

Fortpflanzungsgefährdend

Fast bei jedem Menschen sind Phthalate und ihre Abbauprodukte im Blut und/oder Urin nachweisbar. Bei welcher Dosis beim Menschen Effekte auftreten, ist noch nicht geklärt. Studien an unfruchtbaren Männern deuten darauf hin, dass dies durch erhöhte Phthalat-Belastungen verursacht sein könnte. Die Mitgliedsstaaten der EU stuften die Phthalate DEHP, DBP und BBP als fortpflanzungsgefährdend ein.

Für Babyartikel und Kinderspielzeug erteilte die EU-Kommission mittlerweile ein Anwendungsverbot dieser Substanzen - allerdings sind etwa 80% des in der EU erhältlichen Spielzeugs importiert.

Anreicherung in der Umwelt

Die chemische Industrie ersetzt seit einigen Jahren fortpflanzungsgefährdende Phthalate vor allem durch DIDP und DINP (in Europa aus Vorsorgegründen für Babyartikel und Kinderspielzeug ebenso verboten). DIDP und DINP stehen im Verdacht, sich in hohem Maß in Organismen anzureichern und in Boden und Sedimenten langlebig zu sein. Die hohen Einsatzmengen für Weich-PVC und die Strukturähnlichkeit zu DEHP lassen eine starke Ausbreitung in der Umwelt erwarten.

Wie gelangen Weichmacher in unsere Umwelt?

Phthalate sind überall zu finden, auch im Hausstaub, in unserem Blut, in der Muttermilch. Weichmacher sind im Kunststoff nicht fest gebunden und können verdampfen, ausgewaschen oder abgerieben werden. Hauptverursacher sind:

  • PVC-Produkte
    z.B. Bodenbeläge, Rohre und Kabel, Teppichböden, Wandbeläge, Tapeten, Duschvorhänge, Babyartikel, Kinderspielzeug, Schuhsohlen, Sport- und Freizeitartikel, Vinyl-Handschuhe, KFZ-Bauteile, Kunstleder,...
  • Dispersionen, Lacke/Farben
    Produkte, die das österreichische Umweltzeichen - „Hundertwasserzeichen“ - tragen, dürfen keine Phthalate enthalten
  • Emulgatoren
  • (Lebensmittel)-Verpackungen
    In Österreich sind Phthalate - mit Ausnahmen - in Lebensmittelverpackungen nicht zugelassen. Von Seiten der Industrie wurde zunehmend auf weichgemachtes PVC in der Lebensmittelverpackung verzichtet. Früher enthielten die Frischhaltefolien aus PVC (sog. cling-film) Phthalate. Heute werden die Frischhaltefolien (zumindest in Europa) größtenteils mit DEHA (einem Adipat) weich, flexibel und haftend gemacht.
  • Lebensmitteltransportbänder
  • Dichtmassen
  • Zellulose-Kunststoffe
  • Klebstoffe (v.a. Polyvinyl-Acetate)
  • Textilien
  • Kosmetika
  • Pharmazeutische Produkte

Wie gelangen Weichmacher in den menschlichen Organismus?

Im Wesentlichen über:

  • die Atmung: z.B. durch ausdampfende PVC-Einrichtungsartikel oder hohe Konzentrationen im Autoinnenraum („Neuwagengeruch“),
  • die Nahrung: z.B. durch Lebensmittel, die mit Phthalaten in Berührung kommen (Milch, Butter, Fisch, Fleisch, Wurstwaren,...), durch Wurzelgemüse, das Phthalate aus dem Boden aufnimmt. Kinder können auch besonders hohe Mengen aufnehmen, wenn sie an PVC-Gegenständen saugen oder nuckeln.
  • die Haut: z.B.über Kosmetika (Nagellack enthält bis zu 5% DPB, das leicht über Haut aufgenommen werden kann, ebenso div. Körperpflegemittel, Parfums, Deodorants), Waschen von PVC-Artikel (PVC-Bodenbelag, ...)
  • Pharmazeutische Produkte: Magensaft resistente Pillen/Tabletten (time-release Medikamente), Blutbeutel, Schläuche, Katheder, Beutel für Nährlösungen, Schaumverhüter, Medikamentenverpackungen u.a.

Sind Weichmacher in Getränkeflaschen?

Getränkeflaschen aus Kunststoff bestehen meist aus PET (Polyethylenterephthalat). Für die Produktion von PET-Flaschen sind keine Phthalate als Weichmacher erforderlich.

Warum verzichtet man nicht auf Weichmacher?

Jährlich werden weltweit ca. fünf Millionen Tonnen Phthalate hergestellt. In der EU beträgt das Marktvolumen ca. eine Million Tonnen. Mehr als 90% gehen in die Produktion von Weich-PVC - so viel zur wirtschaftlichen Bedeutung. Durch die Weichmacher erhält PVC erst die Produkteigenschaften, die von PVC verlangt werden. PVC Ersatzprodukte sind meist teurer wie z.B. Fußbodenbeläge aus Linoleum oder Kork.