Steine im Garten - Steinbiotope des Lebens statt Steingärten des Grauens

Verstecken, Nisten, Überwintern: Steine im Garten sind ein optimaler Lebensraum für Nützlinge. So legen Sie naturnahe Steinstrukturen an.

Ein vielseitiger Garten ist ein lebendiger Garten. Neben Wildblumenbeeten, Hecken und Sträuchern sollten daher auch Steine im Garten nicht fehlen. Sie sehen nicht nur modern aus, sondern sind auch ein wichtiger Lebensraum für Nützlinge. Doch wie legt man naturnahe Steinstrukturen an?

Naturnahe Steinstrukturen anlegen

Die warme Jahreszeit ist Garten-Hochsaison: alles blüht, wächst, summt und schwirrt. Doch auch wenn die ersten Blätter fallen, gibt es viel zu tun. Steinstrukturen, wie Trockenmauern, Steinhaufen oder Kräuterspiralen, lassen sich wunderbar im Herbst anlegen. Im Winter dienen sie Nützlingen als Rückzugs- und Winterquartier.

Der Bau der Steinstrukturen beginnt mit dem Sammeln des Baumaterials. Im naturnahen Garten bieten sich unterschiedlich geformte Natursteine aus der Region an. Dabei ist zu beachten, bereits belebte Strukturen nicht zu zerstören. Die Steine sollten daher nicht direkt in der Natur gesammelt werden. Eine Beschaffung ist aus Steinbrüchen, Baumärkten oder auf Nachfrage bei Bauern möglich.

Der optimale Platz für die Steinstrukturen ist sonnig und windgeschützt. Bestenfalls sind sie gut in den Naturgarten eingebettet. Bei der Platzierung ist die Nähe zu Sträuchern und Blumen wichtig. Damit sind Futterquellen und weitere Lebensräume in unmittelbarer Entfernung. Allein stehend sind die Steinelemente für Insekten und Tiere weniger attraktiv.

Steinhaufen anlegen

Der Bau von Steinhaufen ist in verschiedenen Größen möglich und so für jeden Garten geeignet. Mit einer Höhe und einem Durchmesser von rund 1,5 Metern bieten sie Tieren und Nützlingen reichlich Unterschlupf. Auch kleinere Versionen unterstützen jedoch einen lebendigen Garten.

Es kann sinnvoll sein, ein Unkrautvlies unter den Steinhaufen zu legen, bevorzugt aus Naturmaterial, das spart später Arbeit. Nun werden die Natursteine in die Höhe gestapelt. Öffnungen und Spalten für das Hinein- und Herauskrabbeln von Tieren sind erwünscht. Dafür eignet sich eine Kombination von großen Steine (mind. 20 cm) in der Basis und kleineren, je weiter der Haufen in die Höhe wächst.

Für Steinhaufen und Eidechsenburgen kann der Aufbau ruhig eine gewisse Unregelmäßigkeit aufweisen. Es müssen keine perfekt runden Haufen und kerzengerade Türme sein.

Eidechsenburg anlegen

Der Bau der Eidechsen- und Reptilienburg beginnt mit der Anlage eines Steinkellers. Dafür wird eine Grube von etwa 80 Zentimeter Tiefe und 1 Meter Durchmesser ausgehoben. Durch das Abflachen der Wände gelangen die tierischen Bewohner:innen einfacher hinein und hinaus. Die Grube kann mit etwas Schotter aufgefüllt werden, um die Wasser-Durchlässigkeit zu gewährleisten.

Anschließend wird die Grube mit Steinen gefüllt. Wichtig sind dabei größere Steine (Durchmesser mind. 20-30 cm), damit die Tiere durch die entstandenen Öffnungen passen. Zusätzlich zu dem Gruben-Bau kann die Steinstruktur oberirdisch um einen Steinhaufen erweitert werden.  

Für Reptilien besonders anziehend ist eine anschließende kleine (südseitige) Sandfläche, auf der sie ihre Eier ablegen können. Auch hier hilft ein Unkrautvlies als Unterlage.

Trockensteinmauer anlegen

Der Aufbau einer Trockensteinmauer erfordert handwerkliches Können und wenn größere Mauern geplant sind, sollten diese nur unter professioneller Anleitung errichtet werden. In den naturnahen Garten eingebunden, ist sie jedenfalls ein Paradies für Nützlinge.

Im Aufbau eignen sich vor allem längliche und flache Steine. Aus statischen Gründen sollte die Mauer mindestens ein Drittel so breit sein, wie sie hoch ist. Ist die Mauer an einem Hang platziert, ist zudem eine gewisse Neigung (rund 10%) zu beachten.

Der wichtigste Aspekt des Mauerbaus ist ein stabiles Fundament. Dafür werden etwa 40 cm Boden ausgehoben. Die unterste Steinschicht bilden große und flache Steine, die ein Stück in die vorbereitete Basis einsinken. Das sorgt für zusätzliche Stabilität. Anschließend werden die Steinschichten versetzt aufeinander gestapelt und immer wieder festgeklopft.

Auch die letzte und oberste Schicht sollte aus langen und flachen Steinen gebildet werden und kann im Vergleich zur Basis verjüngt sein. Bei der Trockensteinmauer wird auf eine verbindende Substanz, wie Mörtel, verzichtet. Wichtig ist letztlich, dass die Steine in jeder Reihe fest sitzen und die fertige Mauer nicht wackelt.

Kräuterspirale anlegen

Die Kräuterspirale ist im naturnahen Steingarten ein wahrer Hingucker und gleichsam für Tiere und Menschen nützlich. Die Bauhöhe beträgt mindestens 80 cm, der Durchmesser mindestens 2 Meter. Es eignen sich flache Steine.

Für die Spiralform wird mit einer zentral befestigten Schnur der Umkreis gezogen. Das Ausheben einer niedrigen Bodenschicht sowie das Befüllen mit Schotter sorgt für eine stabile und durchlässige Basis. Das Zentrum der Spirale bildet ein Schutthügel. Dieser bleibt niedriger, als die geplante Bauhöhe (in diesem Fall bis zu 70 cm). So muss nicht die ganze Struktur aus Steinen aufgebaut werden. Im Bauverlauf hilft es zudem, die Spiralform vorher aufzuzeichnen oder zu markieren (Stöcke, kleine Steine, …).

Nun geht es daran, die Steine entlang der Spirale zu platzieren und anschließend ansteigend zu stapeln. Sind ein paar Schichten gebaut, so füllt man den Raum dahinter mit Erde auf. Die Spirale wird dafür in Zonen unterteilt und mit verschiedenen Erdmischungen befüllt. Weiter oben steigert sich der Sandanteil, nach unten der Erd- und Kompostanteil. Das schafft passende Pflanzbedingungen für die verschiedenen Kräuter und die sandige Erde bietet seltenen Wildbienen einen Lebensraum.

Die Steine werden ohne “Bindemittel” und versetzt geschichtet. Wichtig sind dabei die schmalen Öffnungen. Denn in den Spalten der Steinschichten finden Insekten und Kleintiere einen Lebensraum.

Welche Tiere leben in Steinstrukturen?

Steinhaufen beheimaten nützliche Insekten, wie Laufkäfer, Tigerschnegel oder Ameisen. Als Nützlinge helfen sie unter anderem gegen Blattläuse, Fliegen, Nacktschnecken und Kartoffelkäfer-Larven. Es lohnt sich also, den Tierchen einen steinigen Unterschlupf zu bieten. Auch lichtscheuen Glühwürmchen gefallen die schattigen Steinhaufen und Trockensteinmauern. Ein weiterer Pluspunkt: Ihre Larven verspeisen Nacktschnecken. Wer im naturnahen Steingarten und unter hohl-aufliegenden Steinen leere Schneckenhäuser platziert, bietet wiederum einen zusätzlichen Nistplatz für Schnecken.

Doch nicht nur Insekten profitieren von Steinstrukturen im Naturgarten. Vom Nistplatz bis zum Versteck: Auch Kleintiere nutzen die Öffnungen, Spalten und Furchen. An sonnigen Tagen wärmen sich die Steine im Garten auf und werden insbesondere von Reptilien aufgesucht. Willkommene Gäste sind Schlangen, wie die Ringelnatter sowie heimische Eidechsen. Die östliche Smaragdeidechse beispielsweise, fühlt sich in Steinhaufen besonders wohl.

Beliebt sind die Strukturen zudem bei Lebewesen wie Igeln, Amphibien (Kröten, Frösche, …) und bei Vögeln auf Futtersuche. Gerade in der kalten Jahreszeit bieten die Steinbauten vielen Tieren Unterschlüpfe zum Überwintern. Der Hainlaufkäfer hält seine Winterruhe zum Beispiel bodennah unter Steinen. Schlangen und Schleichen suchen ihr Winterquartier wiederum eher tief in den Steingruben der Reptilienburg.

Wie werden Steinstrukturen bepflanzt?

Die gebildeten Steinstrukturen - mit Ausnahme einiger Trockensteinmauern - können auch bepflanzt werden. Das fördert die Artenvielfalt und schützt die Bewohner:innen vor der Witterung. Dennoch ist es nicht unbedingt notwendig die Strukturen zu bepflanzen, da offene Strukturen gewünscht sind und ein Zuwachsen der Haufen die Funktion der Strukturen verändern würde. Im Steinhaufen und in der Reptilienburg können zudem Holz, Äste und Laub verteilt werden. So wird eine zusätzliche Isolierung für den Winter geschaffen.

Beim Bau der Steinstrukturen fällt in den meisten Fällen Aushub an. Die Erde kann oft direkt für die Bepflanzung genutzt werden. An der Eidechsenburg oder dem Steinhaufen kann an einer Seite Erde angehäuft werden oder ein Teil der Eidechsenburg mit einer Erdschicht (circa 20 cm) abgedeckt und bepflanzt werden. Das bietet sich besonders auf der Witterungsseite an (Windrichtung und Norden beachten). Damit die oben aufgebrachte Erde nicht in den Bau eindringt, ist als Zwischenschicht ein Unkrautvlies ratsam. Unter der seitlich angehäuften Erde ist wiederum kein Unkrautvlies sinnvoll, denn Amphibien nutzen diese feuchteren Bereiche gerne als Verstecke.

Steinstrukturen sind von Natur aus eine eher trockene Umgebung. Zur naturnahen Bepflanzung von Steinstrukturen eignen sich daher pflegeleichte Pflanzen, die wenig Wasser benötigen. Auch die Insekten-Freundlichkeit spielt bei der Pflanzenwahl eine Rolle. Einen nährstoffarmen, sonnigen und trockenen Ort bevorzugen etwa scharfer Mauerpfeffer, Natternkopf, Besenheide, Thymian, Hauswurzen und Sonnenröschen.

 

Auch als Hobby-Gärtner:in sind viele Steinstrukturen einfach zu errichten. Bei baulichen oder statischen Unsicherheiten ist jedoch fachmännische Unterstützung ratsam.