Spätestens mit dem Hype um den Avocado-Toast hat die Tropenfrucht die Welt erobert. Seither ist die grüne Beere in Europa von keiner Frühstücks-Karte mehr wegzudenken. Vor allem in der pflanzlichen Ernährung ist die Avocado eine gesunde und abwechslungsreiche Ergänzung. Dabei ist ihr Transportweg weit und der Wasserverbrauch hoch - Was ist dran an dem Hype um die Avocado und können wir Guacamole und Co. ohne schlechtes Gewissen essen?

Die Avocado-Pflanze (wissenschaftlich: Persea americana) gehört zu den Lorbeergewächsen. Ihre Frucht ist botanisch gesehen eine Beere. Unter optimalen Bedingungen kann der Avocado-Baum bis zu 20 Meter hoch und einige Jahrzehnte alt werden.

Kurze Geschichte der Avocado

Ursprünglich stammt der Baum aus den tropischen Regenwäldern Mexikos und Mittelamerikas. Die Pflanze hat sich bereits im Erdzeitalter des Känozoikum einfach verbreitetexternal link, opens in a new tab. Mammuts und Riesenfaultiere haben die Frucht als ganzes verspeist. Den großen Kern haben sie in ihrem Verdauungstrakt über große Distanzen transportiert und dort wieder ausgeschieden.

Menschen nutzen die Pflanze schon seit 10 000 Jahren. Da die Früchte immer paarweise wachsen und ihnen damals eine aphrodisierende Eigenschaft zugesprochen wurde, hat man ihnen den Namen “Ahuacatl”, was so viel wie “Hoden” bedeutet, gegeben. Im 19. Jahrhundert erreichte die Frucht dann Nordamerika, wo sie auch Alligatorbirne und Butterfrucht genannt wurde. Schließlich setzte sich aber “Avocado” durch, eine Abwandlung vom spanischen “aguacate”.

Während die Avocado bereits Mitte des 20. Jahrhundert Popularität in den USAexternal link, opens in a new tab gewann, kam der richtige Boom in Europa erst 2014. Bereits in den 1990er-Jahren wurde die Frucht im europäischen Einzelhandel verkauft, sie war hochpreisig und sehr exotisch. Social Media spielte eine entscheidende Rolleexternal link, opens in a new tab, um Avocado-Toast Mitte der 2010er-Jahre zum Lifestyle Produkt zu etablieren. Wegen der wachsenden Nachfrage wird die Avocado inzwischen überall angebaut, wo es warm genug ist – unter anderem auch in Spanien.

Das PestizidReduktionsProgramm

Um die Pestizidbelastung auf frischem Obst und Gemüse zu reduzieren, entwickelte GLOBAL 2000 im Jahr 2002 das PestizidReduktionsProgramm (PRP). Dieses wird seit 2003 in Zusammenarbeit mit BILLA und seit 2006 auch mit BILLA PLUS (früher Merkurmarkt) und PENNY, drei Supermärkten der REWE International AG umgesetzt. Alle Untersuchungsergebnisse werden auf der Billa Homepageexternal link, opens in a new tab veröffentlicht.

Avocados werden strengstens kontrolliert

Mit einer Lupe wird eine Avocado untersucht

GLOBAL 2000/ Fabian Baier

Das PRP kontrolliert wöchentlich frisches Obst und Gemüse auf Pestizidrückstände, bevor sie zu uns in den Handel kommen. 2020 bis 2024 wurden insgesamt 44 Avocado-Proben gezogen. Die beprobten Früchte stammten vor allem aus Peru, Kolumbien und Südafrika.

Es werden sowohl konventionelle als auch Bio-Waren untersucht. Auf den meisten der konventionellen Proben war nur ein Wirkstoff zu finden. Entweder Prochloraz oder Thiabendazol, welche die Avocados für den Export konservieren sollen (Nacherntebehandlungsmittel). Alle Avocados hielten sowohl gesetzliche als auch die strengen PRP-Kriterien ein.

Überwachung auf Cadmium-Rückstand

Ein Rückstand, der Probleme verursachen kann, ist der des Schwermetalls Cadmiumexternal link, opens in a new tab. In Peru und Kolumbien wird in großem Stil Bergbau betrieben, welcher Auswirkungen auf die Umwelt hat. Studien belegen, dass Lebensmittel, die in der Nähe von Bergbauregionen angebaut werden, stärker mit Schwermetallen, wie z.B. Cadmium angereichert sein können, als jene fernab von Minen. Schwere Regenfälle durch El Niño verstärken die Problematik, da sie die landwirtschaftlichen Anbaugebiete mit den Abfallprodukten der Minen überfluten. Das PestizidReduktionsProgramm und REWE überwachen Produkte aus Peru und Kolumbien deshalb besonders genau und zusätzlich auf Kontaminanten.

Am 31. Juli ist übrigens Tag der Avocado

Hier das Video dazu:

Dunkle Seiten und gute Nachrichten: Die Avocado 🥑✨

5 Fragen zur Avocado

Es gibt 400 Kultursorten, wobei die Sorte Hass in vielen Ländern aufgrund ihres hohen Ertrages und der relativ guten Transport- und Lagerfähigkeit im Handel dominiert. Die Sorte Hass ist dunkelgrün bis bräunlich.

Ebenso beliebt ist die Sorte Fuerte, die sich mit ihrer grünen Schale erkennbar gibt. Es gibt aber auch noch viele lokale Sorten, die bei uns nicht gehandelt werden, wie etwa die Sorte Jumbo, die vor allem durch ihre Größe besticht. Weitere bekannte Sorten sind Pinkerton, Reed und Bacon.

Die Saison der Avocado ist nach Herkunft und Region unterschiedlich. Deshalb gibt es Avocados das ganze Jahr über zu kaufen. In Kenia beispielsweise können auf verschiedenen Höhenlagen fast 10 Monate im Jahr Avocados produziert werden.

Die Avocado gehört zu den Früchten mit dem höchsten Fettgehalt. Dabei handelt es sich vor allem um gesunde, ungesättigte Fettsäuren. Sie ist reich an Vitaminen und Mineralstoffen, soll den Cholesterinspiegel senken und beim Abnehmen helfen. Zudem ist sie wegen ihres geringen Kohlenhydratgehalts hervorragend für die Low-Carb-Ernährung geeignet.

Avocados, die man im Supermarktregal findet, sind manchmal noch hart. Sie reifen meistens innerhalb von einer Woche bei Zimmertemperatur aus. Der Reifeprozess kann durch Äpfel oder Bananen, die daneben liegen, beschleunigt werden. Bei zu früh geernteten Früchten kann es vorkommen, dass diese nicht ausreifen, egal, wie lange man sie liegen lässt.

Reife Avocados können bei Zimmertemperatur oder im Kühlschrank gelagert werden. Wenn die Avocado bereits angeschnitten ist - dann ab damit in den Kühlschrank. Den Kern am besten dran lassen, denn der sorgt dafür, dass die Avocado länger haltbar bleibt.

Österreicher:innen haben immer häufiger Lust auf die Omega 3-reiche Südfrucht: Die importierte Menge hat sich von 5 800 Tonnen im Jahr 2015 auf knapp 12 600 Tonnen im Jahr 2021 mehr als verdoppelt!

Das heißt, pro Kopf hat sich der Verzehr von durchschnittlich 3 auf 7 Avocados innerhalb von nur 6 Jahren in Österreich gesteigert.

Avocado Anbau & Produktion

Die weltweite Anbaufläche steigt von Jahr zu Jahr enorm. Lag sie 2010 noch bei 430 000 Hektarexternal link, opens in a new tab, wurde die Avocado 2021 schon auf 858 000 Hektar kultiviert. Mexiko ist mit 226 000 Hektar und einer Ernte von 2,4 Millionen Tonnen an der Spitze des Rankings.

Avocados werden für den Export in den folgenden Ländern produziert:

  • Süd- und Mittelamerika (Mexiko, Peru, Brasilien, Chile, Kolumbien)
  • in Europa (Spanien, Italien)
  • Afrika (Südafrika, Kenia, Tansania, Senegal)

Schädlingsbefall auf einer Avocado

GLOBAL 2000/ Fabian Baier

Schädlingsbefall und Pestizide

Mögliche Krankheiten und Schädlinge des Avocadobaums sind verschiedene Pilzerkrankungen wie Anthraknose und Wurzelfäule, Spinnmilben, Thripse, Raupen und einige mehr. Wenn der Baum ausgewachsen, gut bewässert und gedüngt ist, ist er relativ robust gegenüber Schädlingen und Krankheiten.

Nacherntebehandlung

Das Pestizid Prochloraz wird häufig zur Nacherntebehandlung der Avocados verwendet. Dadurch übersteht die Avocado den Transport besser. In der EU ist diese Chemikalie aber nicht mehr zugelassen, dennoch wird sie von EU Firmen weiter produziert und in Übersee angewendet. Schließlich kommt das unzulässige Pestizid dann über den Import wieder zu uns zurück.

TIPP:

Avocados haben von Natur aus eine raue oder glatte bis glänzende Oberfläche. Die glänzende Oberfläche kann aber auch durch die Verwendung von Naturwachs oder durch die Nacherntebehandlung entstehen. Daher empfehlen wir, die Hände nach dem Anschneiden und Aushöhlen zu waschen.

Wie steht es um die Umweltbilanz der Avocado?

Die Ökobilanz der Avocado ist durch die langen Transportwege und den Energieaufwand, der durch die Lagerung entsteht, nicht gerade gut. Auch ihr Anbau wird mittlerweile als sozial- und umweltproblematischexternal link, opens in a new tab angesehen: um rentabel zu sein, müssen die Bäume täglich bewässert werden.

Der Wasserbedarf ist enorm

Wir, vom PRP, haben beispielsweise einen Avocadoproduzenten in Spanien besucht, bei dem jeder Baum 70 Liter Wasser jeden zweiten Tag benötigte. Nicht selten sind Avocadoplantagen in Gebieten zu finden, in denen trockenheißes Klima herrscht und ausreichend Trinkwasser für die Bevölkerung nicht selbstverständlich ist.

Klimatisch begünstige Regionen bevorzugt

In einigen, klimatisch besonders begünstigten Regionen, wie zum Beispiel in Teilen Kenias, werden Avocadobäume nur durch Regenfälle bewässert. Es wird keine künstliche Bewässerung unternommen. Das ist durch regelmäßige Regenzeiten (noch) möglich.

Transportweg

Avocados werden entweder per Schiff oder Flugzeug aus Übersee transportiert. Durch die Flugreise wird die Klimabilanz der Avocado 60 Mal schlechterexternal link, opens in a new tab als die der Avocado, die in Spanien wächst. Vor allem “essreife Avoacdos” werden via Flugzeug transportiert. Zwar ist der Transport mit dem Schiff deutlich umweltfreundlicher, als mit dem Flugzeug, allerdings muss die Avocado während der gesamten Reise gekühlt werden, was mit einem erhöhten Energieverbrauch verbunden ist.

Europäische Avocados auch keine Alternative

Zwar ist der Transportweg einer Avocado aus Spanien deutlich kürzer als die einer amerikanischen, dennoch können europäische Avocados nur bedingt als ökologische Alternative zu den südamerikanischen gesehen werden. Zum Beispiel berichten Landwirtinnen und Landwirte der Algave in Portugalexternal link, opens in a new tab, dass der Wasserspiegel der Brunnen, die sie für den Anbau ihrer Kulturen verwenden, stetig sinkt, während immer mehr benachbarte Felder zu Avocado-Plantagen werden.

Fallbeispiel: Avocadoproduktion in der Provinz Petorca (Chile)

Ein Beispiel für die gravierenden Auswirkungen der Avocadoproduktion ist die Provinz Petorcaexternal link, opens in a new tabin Chile. Wegen ihres warmen Klimas ist die Region landwirtschaftlich sehr bedeutend. Doch Niederschläge sind selten und das Land ist durch ausgedehnte Dürreperioden gezeichnet. Trotzdem wird ein Großteil der Fläche für die bewässerungs-intensive Avocadoproduktion genutzt.

Die Konsequenz ist ein extrem niedriger Grundwasserspiegel. Seit Ende der 90er-Jahre sind bereits zwei Flüsse, der Río Ligua und der Río Petorca ausgetrocknet. Trotz allem werden immer größere Areale der Avocadoproduktion gewidmet – denn der Export nach Europa boomt!

Aber nicht alle profitieren von der hohen Nachfrage am Weltmarkt. Nur große Agrarunternehmen können es sich leisten, Brunnen zu graben, die tief genug sind, um an genügend Wasser für die durstige Avocado zu kommen. Außerdem ist ein Großteil des Wassers in Chile privatisiert.

Die Bevölkerung wird teilweise über Tankwägen mit Wasser versorgt und muss auf jeden Tropfen achten. Mehrere Organisationen, haben es sich zum Ziel gemacht, Wasser wieder zu öffentlichem Gut statt handelbarer Ware zu machen. Aktivistinnen und Aktivisten von Modatimaexternal link, opens in a new tab und APRexternal link, opens in a new tab beleuchten die unfaire Verteilung des Wassers in der Region und die verheerenden Auswirkungen auf die Umwelt und das soziale Leben.

Fazit:

Die Avocado hat viele Eigenschaften, die sich positiv auf unsere Gesundheit auswirken können. Ihr Anbau, Transport und Lagerung haben aber zum großen Teil massive Auswirkungen auf die Umwelt und das soziale Leben in den Herkunftsländern. Trotzdem ist ihr CO₂ Fußabdruck bei Weitem besser als der von Fleisch. Die Avocado komplett vom Speiseplan zu streichen, ist wahrscheinlich nicht nötig. Regionale Lebensmittel wie Walnüsse und Leinsamen haben jedoch ähnliche gesunde Eigenschaften. Guacamole bleibt in jedem Fall ein Klassiker auf jeder Party. Experimentierfreudige könnten ihre Gäste mit diesem auf Erbsen basierenden Rezeptexternal link, opens in a new tab überraschen.