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Klimaschutz in der Steiermark
Klimaschutz hat in der Bevölkerung Österreichs einen hohen Stellenwert, der mit zunehmenden Wissen um die Gefahr der Klimakrise weiter ansteigen wird. Dementsprechend hat sich die Politik ambitionierte Ziele gesetzt. Viele der Kompetenzen dafür liegen großteils oder teilweise auf der Bundesländer-Ebene. Wie ambitioniert und fortschrittlich Steiermark im Bereich Klimaschutz agiert, haben wir hier für Sie zusammengefasst.
Wir haben uns für den Klimareport sowohl die gesteckten Klimaziele, als auch den Status Quo der einzelnen Bundesländer angesehen. Folgende Analysen bezieht sich auf das Bundesland Steiermark. Den gesamten Klimareport mit allen Bundesländern und einen Vergleich mit Österreich könne Sie im GLOBAL 2000 Klimareport nachlesen.
Klimaziele der Steiermark
Langfristige Ziele
Laut der 2017 veröffentlichten Klima- und Energiestrategie soll die Steiermark im Jahr 2050 klimaneutral sein. Laut Angaben der Klimawissenschaft würde das bedeuten, dass die Treibhausgasemissionen um mindestens 90 – 95 % gesenkt werden.
Mittelfristige Ziele
In der Klima- und Energiestrategie wurden Etappenziele für 2030 definiert:
- Reduktion der Treibhausgasemissionen (ohne EH) um 36% im Vergleich zu 2005.
- Steigerung der Energieeffizienz um 30 % im Vergleich zu 2005. Das bedeutet die Senkung des Endenergiebedarfs trotz BIP-Wachstum auf 164.800 TJ.
- Steigerung des Anteils erneuerbarer Energie auf 40 %.
Auch im 2010 veröffentlichten Klimaschutzplan wurden bereits Emissionsminderungsziele für die Steiermark gesetzt: die Treibhausgasemissionen des Landes (ohne EH) sollen bis 2020 im Vergleich zu 2005 um 16 % gesenkt werden. Im Jahr 2017 waren die Emissionen bereits um 12,9 % geringer als 2005. Damit war das Ziel in greifbarer Nähe. Seit 2010 gibt es allerdings nur noch eine leichte Reduktion der Treibhausgasemissionen. Die Zielerreichung im Jahr 2020 ist somit fraglich.
Entwicklung der Treibhausgasemissionen in der Steiermark
In der Steiermark sind die Treibhausgasemissionen seit 2010 um 2,0 % auf 7,35 Mio. t CO2-e im Jahr 2017 gesunken. Damit gehört die Steiermark zu den vier Ländern, die ihre Gesamtemissionen in diesem Zeitraum überhaupt reduzieren konnten. Während die Emissionen im Gebäudesektor überdurchschnittlich um 22,0 % auf 1,04 Mio. t gesenkt werden konnten, sind die Verkehrsemissionen leicht unterdurchschnittlich um 6,5 % auf 3,57 Mio. t angestiegen.
Die Pro-Kopf-Emissionen sind seit 2010 um 4,8 % gesunken und liegen mit 5,9 t gleichauf mit dem Österreichschnitt. Davon werden durchschnittlich 2,9 t im Verkehrssektor und 0,8 t im Gebäudesektor emittiert. Bei Zweiterem weist das Land gemeinsam mit Wien und Kärnten den geringsten Wert auf.
Entwicklung des Energieverbrauchs und Anteil erneuerbarer Energien
Im Gegensatz zu den Treibhausgasemissionen ist der Bruttoinlandsverbrauch an Energie in der Steiermark seit 2010 um 2,1 % auf 206,4 PJ im Jahr 2018 angestiegen (+4,3 PJ). Während der Verbrauch erneuerbarer Energien zwar um 5,8 PJ gestiegen ist (+10,6 %), ist der Verbrauch fossiler Energie gleichzeitig um nur 1,5 PJ gesunken (-1,0 %).
Der Anteil erneuerbarer Energien konnte so um 2,3 %-Pkt. gesteigert werden und liegt nun bei 29,6 %. Damit liegt die Steiermark im Österreichvergleich weit hinten. Nur Wien hat einen niedrigeren Erneuerbaren-Anteil.
Ökostrom-Anteil
Der Ökostrom-Anteil an der Produktion liegt insgesamt bei 65,0 % und ist nur in Wien noch niedriger. Der größte Anteil wird aus Wasserkraft (44,9 %) gewonnen. Weitere erneuerbare Quellen sind die Bioenergie (11,2 %), die Windkraft (4,9 %), die Photovoltaik und die Geothermie (gemeinsam 4,0 %). Vielversprechend ist allerdings die Entwicklung bei der Nutzung der Sonnenenergie.
Pro EinwohnerIn und Jahr werden 275,9 kWh PV-Strom produziert. Das ist der höchste Wert unter allen Bundesländern. Da die Steiermark mehr Strom verbraucht, als sie produziert, mussten im Jahr 2018 27,4 % (netto) des verbrauchten Stroms importiert werden. Der Anteil der inländischen Ökostromproduktion am Stromverbrauch (Bruttoinlandsverbrauch) liegt demnach bei nur 47,2 % und ist ebenfalls nur in Wien noch deutlich niedriger.
Wärmewende
Der Anteil der Fernwärmeerzeugung aus erneuerbaren Quellen liegt bei 49,3 % und ist nur in Wien und in Oberösterreich noch niedriger. Die Bioenergie hat einen Anteil von 47,7 %. Auf die Solar- und Geothermie fallen 1,6 %. Das ist österreichweit der zweithöchste Wert nach Oberösterreich. Der Anteil aus KWK-Anlagen ist mit 42,1 % relativ niedrig und nur in Vorarlberg noch deutlich niedriger. In der Steiermark sind 35,3 % der Hauptwohnsitze an das Fernwärmenetz angeschlossen. Nur in Wien ist der Wert noch höher.
Die thermisch-energetische Sanierungsrate lag in der Steiermark im Jahr 2018 bei 1,3 % und damit deutlich unter dem durchschnittlichen Wert der letzten 10 Jahre (1,8 %). Damit liegt man leicht unter dem aktuellen Österreichschnitt von 1,4 % und weit weg von der erforderlichen Sanierungsrate von 3 %. Nur Tirol, Salzburg und Wien haben niedrigere Werte.
Der Anteil der Wohnsitze mit einem Einzel- oder Zentralheizsystem, das mit fossilen Rohstoffen betrieben wird, ist mit 28,0 % in keinem anderen Bundesland niedriger, wobei 18,8 % mit Heizöl, 8,8 % mit Erdgas und 0,4 % mit Kohle heizen. 23,0 % der Wohnsitze heizen mit Biomasse. Weitere 7,4 % sind mit einer Wärmepumpe ausgestattet oder nutzen ein solares Heizsystem. Die übrigen 6,2 % heizen überwiegend mit elektrischem Strom.
Mobilität
In der Steiermark werden 66 % der Wege mit dem motorisierten Individualverkehr, 12 % mit dem öffentlichen Verkehr, 6 % mit dem Fahrrad und 15 % zu Fuß zurückgelegt. Nur in Kärnten ist der Rad-Anteil niedriger.
Der Motorisierungsgrad liegt bei 615,7 PKW/1.000 EW und ist seit 2010 um 10,0 % und damit nur in Kärnten und im Burgenland stärker angestiegen. 41,7 % der privaten PKW sind Zweit- bzw. Drittwagen. Der E-Auto-Anteil liegt wie im Österreichschnitt bei 0,6 %.
Für den öffentlichen Verkehr ist in der Steiermark zwar eine landesweit gültige Jahreskarte erhältlich, diese kostet allerdings 2.285€ und ist in anderen Bundesländern deutlich günstiger.
Mit dem Fahrrad fahren die SteirerInnen durchschnittlich 0,64 km pro Tag und liegen damit im Österreichschnitt.
Die gesamte Verkehrsfläche der Steiermark hat seit 2010 um 1,4 % abgenommen und beträgt 359 km2. Das ergibt 289 m2 Verkehrsfläche pro EinwohnerIn. Höher ist dieser Wert nur im Burgenland, in Niederösterreich und in Kärnten.
Anteil der Bio-Landwirtschaft
Der Bio-Anteil bei den landwirtschaftlich genutzten Flächen liegt in der Steiermark bei 23,8 % und ist in 3 Jahren (seit 2016) um nur 1,4 %-Pkt. gestiegen. Nur in Oberösterreich und Vorarlberg ist der Anteil niedriger und nur in Vorarlberg gab es eine geringere Zunahme. Bei den landwirtschaftlichen Betrieben liegt der Anteil bei nur 18,4 % und hat im gleichen Zeitraum um nur 2,0 %-Pkt. zugenommen. Hier haben nur Vorarlberg und Kärnten einen niedrigeren Anteil.
Unser Kommentar
Was die Klimaziele angeht, orientiert sich die Steiermark weitgehend an den EU-Mindestzielen die für Österreich insgesamt gelten und will bis 2030 die Treibhausgasemissionen um 36 % reduzieren. Der Anteil erneuerbarer Energien soll bis dahin auf 40 % steigen. Damit liegt man allerdings unter dem Zielwert für Österreich, das laut Nationalem Energie- und Klimaplan (NEKP) den Anteil erneuerbarer Energien bis 2030 auf 46-50 % steigern will.
Die Steiermark gehört zu den vier Bundesländern (Ktn, Vbg., NÖ, Stmk.), die seit 2010 ihre Treibhausgasemissionen reduzieren konnten. Verantwortlich dafür sind vor allem Reduktionen im Gebäudebereich, denn im Verkehrsbereich sind die Treibhausgasemissionen gestiegen.
Kritisch ist, dass der Energieverbrauch auch in der Steiermark gestiegen ist und der Anteil erneuerbarer Energie im österreichweiten Vergleich sehr niedrig ist. Nur Wien, das als Großstadt einen Sonderfall darstellt, hat einen niedrigeren Anteil erneuerbarer Energien am Energieverbrauch. Der niedrige Anteil erneuerbarer Energien setzt sich auch bei der Ökostromproduktion fort, wo die Steiermark mit einem Anteil von 65 % unter dem Bundesschnitt liegt. Spitzenreiter ist man allerdings bei der Photovoltaik. Auf die EinwohnerInnenzahl bezogen, gibt es kein Bundesland, dass mehr Sonnenenergie produziert als die Steiermark.
Positiv ist auch der im österreichweiten Vergleich niedrige Anteil von fossilen Heizungen. Mit einem Anteil von 28 % hat die Steiermark den niedrigsten Anteil in ganz Österreich. Allerdings besteht Handlungsbedarf bei der thermischen Sanierung. Mit einer Sanierungsrate von 1,3 % (2018) ist man weit entfernt von der notwendigen Sanierungsrate von 3 %. Gerade in diesem Bereich ist eine neue Sanierungsinitiative dringend geboten.
Problematisch ist weiters der hohe Anteil des motorisierten Individualverkehrs und der Anstieg des Motorisierungsgrades um 10 % – nach Kärnten und dem Burgenland zeigt die Steiermark den stärksten Trend zu mehr PKW pro EinwohnerIn. Es gibt zwar ein landesweites Öffi-Ticket, das mit mehr als 2.200 Euro aber vergleichsweise teuer ist. Eine verbesserte Mobilitätsstrategie, die den Umweltverbund deutlich stärkt, ist dringend geboten. Im Verkehrsbereich ist darüber hinaus eine Zusammenarbeit auf bundes- und europapolitischer Ebene notwendig, um insbesondere den Güterverkehr auf die Schiene zu verlagern.
Quellen zu den obigen Infografiken und Zahlen im Text finden Sie im gesamten "GLOBAL 2000 Klimareport - Die Bundesländer in Vergleich".
Klimaprojekte & -initiativen in der Steiermark
Hummusaufbauprogramm der Ökoregion Kaindorf
Bereits 315 LandwirtInnen aus ganz Österreich nehmen am Hummusaufbauprogramm der Ökoregion Kaindorfexternal link, opens in a new tab teil und achten auf eine nachhaltige Bewirtschaftung ihrer Ackerflächen (derzeit rd. 4.000 ha). Durch diese kann im Boden Humus aufgebaut sowie langfristig stabilisiert werden und somit nicht als CO2 in die Atmosphäre entweichen. Würde die Humusanreicherung flächendeckend umgesetzt werden, könnten in der Steiermark mehr als 1,3 Mio. Tonnen CO2 und in Österreich mehr als 13 Mio. Tonnen CO2 pro Jahr im Ackerboden gebunden werden. Die einzelnen Landwirte werden dabei fachlich informiert und entsprechend geschult (Humusstammtisch, Humusakademie). Unternehmen haben außerdem die Möglichkeit, nicht vermeidbare CO2-Emissionen durch den Kauf von Humus-Zertifikaten zu kompensieren.
SolMate – Die PV-Anlage für den Balkon
Mit dem SolMate, einem platzsparenden Solarpanel mit Stromspeicher, das vom Grazer Start-Up EETexternal link, opens in a new tab entwickelt wurde, kann nun auch in Wohnungen eigener Sonnenstrom produziert werden. Die Anlage wird einfach an einer Steckdose eingesteckt und kann bis zu 25 % des Strombedarfs einer Wohnung produzieren. Das Besondere an SOLMATE ist die firmeneigene Messtechnologie. Diese erkennt, ob gerade Strom verbraucht wird und wenn ja, nur dann Strom in die Steckdose abgibt. Der Rest wird im Stromspeicher gespeichert. Es ist also kein Verhandeln mit Netzbetreibern bezüglich Ein- speisetarifen notwendig.
Österreichs erste Elektro-LKWs
Mit dem Ziel der Reduktion von Luftverschmutzung und Lärmbelästigung durch den Güterverkehr im urbanen Raum, will das Unternehmen seine Flotte bis 2030 von Diesel-LKW auf alternative Antriebsformen umstellen. 170 Fahrzeuge sind derzeit im Unternehmen im Einsatz und es wurde ein Konzept für die Umrüstung alter Diesel-Fahrzeuge auf LKW mit Elektroantriebexternal link, opens in a new tab erarbeitet. Bis 2021 sollen bereits 22 LKW umgerüstet werden.