04.10.2024

Pestizid-Reduktion: Risiko-Indikator HRI 1 täuscht die Öffentlichkeit

Die EU-Kommission hat sich zwar ehrgeizige Ziele gesetzt, doch der aktuelle Risiko-Indikator führt die Öffentlichkeit in die Irre. Mit unserem Vorschlag für einen verbesserten Indikator wollen wir einen wichtigen Beitrag zur Reduktion von Pestiziden leisten – für eine gesunde Zukunft Europas.

Die Europäische Union hat sich zum Ziel gesetzt, den Einsatz und das Risiko von Pestiziden bis 2030 zu halbieren. Doch obwohl die EU-Kommission eine Reduktion von 46 % zwischen 2016 und 2022 gemeldetexternal link, opens in a new tab hat, ist diese Zahl irreführend. Der verwendete Risiko-Indikator HRI 1 täuscht die Öffentlichkeit, da die tatsächlichen Verkaufszahlen von Pestiziden in der EUexternal link, opens in a new tab weiterhin auf einem hohen Niveau bleiben. Wir, gemeinsam mit dem europäischen Bio-Dachverband IFOAM Organics Europeexternal link, opens in a new tab und PAN Europeexternal link, opens in a new tab, fordern eine Änderung des Indikators und haben einen verbesserten Vorschlag erarbeitet.

Warum der EU-Indikator die Realität verzerrt

Die Menschen in Europa wünschen sich laut Umfrage weniger Pestizide auf unseren Feldern. Die EU-Kommission verwendet jedoch einen Indikator, der nur auf dem Papier eine Reduktion zeigt. In Wahrheit stagniert der Pestizidabsatz. Der HRI 1 zeigt eine falsche Reduktion des Risikos, weil er vor allem Stoffe zählt, die ohnehin verboten sind. Das hat auch der Europäische Rechnungshofexternal link, opens in a new tab kritisiert. Er hat der EU-Kommission empfohlen, bessere Indikatoren zu entwickeln, die das tatsächliche Risiko genauer zeigen.

Der HRI 1 zeigt paradoxe Ergebnisse: Natürliche Mittel wie Pflanzenöle oder Schwefel, die in der Biolandwirtschaft genutzt werden, werden fälschlicherweise als viel gefährlicher eingestuft als synthetische, umweltschädliche Pestizide. Dadurch wird der ökologische Anbau benachteiligt, und gefährliche Stoffe erscheinen harmlos.

Unser Vorschlag: Ein realistischer Indikator für Pestizidrisiken

Wir haben gemeinsam mit IFOAM Organics Europe einen neuen Indikator namens PURI entwickelt, der auf den tatsächlichen Gesundheits- und Umweltrisiken von Pestiziden basiert. Dabei berücksichtigen wir die toxikologischen Daten der jeweiligen Wirkstoffe. So können wir vermeiden, dass natürliche Substanzen systematisch benachteiligt werden und gleichzeitig den Schutz von Mensch und Umwelt stärken.

Präsentation des neuen Indikators PURI

50 % Pesticide Reduction - Mission Accomplished or Time for a Reliable Indicator?

All views expressed in this video are the authors’ and speakers’ and not necesserily the view of the European Commission.  The European Commission is not responsible for any use that may be made of the information it contains.

Die EU-Kommission hat bereits angekündigt, den HRI 1 zu überarbeiten oder durch einen neuen, besseren Indikator zu ersetzen. Unser Vorschlag könnte eine Blaupause für diese Verbesserung sein.

Was wir fordern

Es ist dringend notwendig, dass die irreführenden Informationen über den HRI 1 gestoppt werden. Europa braucht eine echte Reduktion der Pestizide – besonders im Hinblick auf die Biodiversitäts- und Klimakrise. Wir setzen uns dafür ein, dass unsere Natur, Bienen und Bestäuber sowie alle Menschen, die auf eine nachhaltige Landwirtschaft angewiesen sind, geschützt werden.

Wir appellieren an die EU-Kommission, so schnell wie möglich einen sinnvollen Indikator einzuführen, der die tatsächlichen Risiken widerspiegelt und der Biolandwirtschaft gerecht wird.

Fördergeber

The PestNu-project has received funding from the European Union’s Horizon 2020 research and innovation programme under Grant Agreement no. 101037128.