08.07.2023

Platzertal bleibt: Stoppt den Ausbau des Kraftwerks Kaunertal

Das größte hochalpine Moorgebiet ist in Gefahr. Das Platzertal in Tirol soll für ein Pumpspeicherkraftwerk geflutet werden. Gemeinsam mit anderen NGOs fordern wir von der Tiroler Landesregierung den Schutz des Hochtals und alternative Energiequellen.

Ein riesiges Banner von 50 Metern Länge spannt sich quer über das Hochtal in den Ötztaler Alpen. "Platzertal bleibt!" steht in fetten Buchstaben auf dem Transparent. Zusammen mit vier weiteren Umweltschutzorganisationen sind wir heute ins Platzertal aufgebrochen, um gegen die Ausbaupläne des Kraftwerks Kaunertal durch die TIWAG zu protestieren. 

Folgende NGOs haben sich für die Aktion zusammengetan:

  • Lebenswertes Kaunertal
  • WET - Wildwasser erhalten Tirol
  • River Collective
  • GLOBAL 2000 
  • WWF

Video zur Aktion:

ON TOUR MIT GLOBAL 2000: Behind the Scenes im Platzertal

Was ist der Plan der TIWAG?

Mitten im unberührten Platzertal soll ein 120-Meter-Staudamm errichtet und das Hochtal samt seinem Moorgebiet für ein Pumpspeicherkraftwerk geflutet werden.

Die Tiroler Wasserkraft AG (TIWAG) plant seit 15 Jahren den Ausbau des Kraftwerks Kaunertal. Was auf den ersten Blick nach einer harmlosen Erweiterung klingt, entpuppt sich als Mega-Kraftwerksprojekt. Dadurch würden wertvolle Moore und Flussheiligtümer unwiderruflich zerstört und geschützte Tierarten könnten ausgerottet werden. 

Die Umweltverträglichkeitsprüfung des Projekts steht kurz bevor. Eine Genehmigung wäre verheerend für die Umwelt.

Energiewende und Klimaschutz gemeinsam denken

Im Platzertal liegt der größte und fast unberührte hochalpine Moor- und Feuchtgebiets-Komplex Österreichs. Seine Fläche erstreckt sich über mehr als 20 Hektar. Diese noch intakten Naturgebiete sind vor allem in Zeiten der Klimakrise von großer Bedeutung.

Moore und Klimaschutz

Intakte Moore sind für den Klimaschutz äußerst wichtig: sie nehmen Kohlendioxid wie ein großer Schwamm auf und speichern ihn langfristig als Torf. Sie sind eine der wichtigsten und wertvollsten CO2-Senken, die wir haben. Moore spielen auch eine wichtige Rolle bei der Wasserspeicherung und sind Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten. Alle intakten Moore müssen daher geschützt und geschädigte Moore renaturiert werden.

Besonders durch Wasserkraft- und Tourismusprojekte gehen immer mehr intakte Moorflächen verloren: In Österreich sind nur noch 10 % der ursprünglichen Moore erhalten. Davon sind wiederum nur 10 Prozent intakt, wie zum Beispiel das im Platzertal. 

Viktoria Auer

“Energiewende und Klimaschutz sollen endlich gemeinsam gedacht werden. Dazu müssen wir ausnahmslos alle intakten Moore, wie das im Platzertal, schützen, weil sie CO2 aus der Luft speichern. Wir fordern heute von der Tiroler Landesregierung und der Tiwag, endlich auf zukunftsfähige Lösungen zu setzen. Die Menschen in Tirol haben eine Energieversorgung verdient, die ihre Natur schont, klimafreundlich und leistbar ist.”

Viktoria Auer, Klima- und Energiesprecherin von GLOBAL 2000

Pumpspeicherwerke werden heute anders gebaut

Der aktuelle Stand der Technik bei Pumpspeicherkraftwerken sieht die Verbindung von zwei bestehenden Speicherseen vor, ohne zusätzlichen Flächenverbrauch. Außerdem ist laut Analyse des Energie-Experten Jürgen Neubarth der Bau eines Pumpspeicherwerks im Platzertal in dieser Form energiewirtschaftlich überflüssig.

Die Lösungen für die Krise sind klar: 

  • Speicher müssen naturverträglich sein.
  • Der tatsächliche Bedarf an Speicherkapazität muss ermittelt werden.
  • Der Ausbau der Stromnetze sowie das Energiemanagement müssen vorangetrieben werden.

Das geplante Pumpspeicherwerk im Platzertal erfüllt keine dieser Kriterien.

“Dieses Großbauprojekt auf 2.350 Metern Seehöhe ist völlig veraltet, massiv naturzerstörerisch und energiewirtschaftlich so nicht nötig. Die Landesregierung soll endlich die Notbremse ziehen, bevor noch mehr Zeit und Geld verschwendet werden.”

Bettina Urbanek, Gewässerexpertin vom WWF Österreich

Jetzt Petition unterzeichnen!

Die Forderung nach einem sofortigen Stopp des Projekts wird von 35 Organisationen, NGOs und Vereinen sowie 12 Wissenschaftler:innen getragen. Die Petition "Stopp Ausbau Kaunertal" haben bereits über 24.000 Menschen unterschrieben.

Gemeinsam fordern alle beteiligten Organisationen:

  • den endgültigen Stopp des Projekts
  • die Ausweisung des Platzertals als Naturschutzgebiet 
  • eine naturverträgliche Energiewende in Tirol