Ob als Marillenknödel, Erdäpfelgulasch, Pommes oder Chips - die Kartoffel ist das beliebteste Lebensmittel der Österreicher:innen. Wie und wo werden Erdäpfel eigentlich angebaut? Werden Pestizide dabei eingesetzt und welchen Einfluss hat die Klimakrise auf die Produktion? Diese und viele weitere Fragen zur Kartoffel beantwortet für Sie das PestizidReduktionProgramm (PRP).

Geschichte der Kartoffel

Kartoffeln werden seit mehreren tausend Jahren in den Andenexternal link, opens in a new tab kultiviert. Spanische Eroberer waren die ersten Europäer, die im 16. Jahrhundert im Inkareich Kartoffeln kennen lernten. Die Spanier nahmen die Pflanze mit und kultivierten sie zuerst auf den Kanaren. 30 Jahre später reiste die Kartoffel weiter bis nach Mitteleuropa. Dort stieß sie aber auf Ablehnung. Die Knolle wurde wegen ihres Aussehens mit Lepra assoziiert. Und weil sie keine Erwähnung in der Bibel fand, wurde sie als Teufelsknolle bezeichnet. Dass sie im rohen Zustand giftig ist, machte die Vermarktung der Kartoffel auch nicht gerade leichter. Daher diente sie anfangs wegen ihrer schönen Blüte im besten Fall als Zierpflanze.

Vom “Kartoffelbefehl” zum beliebtesten Lebensmittel.

Maria Theresia half der Beliebtheit des Erdapfels auf die Sprünge. Nach Missernten und Hungersnöten befahl sie den Bauern Mitte des 18. Jahrhunderts Kartoffeln anzubauen. Damit die Kartoffel nicht nur am Feld, sondern auch am Teller landete, mussten die Köche und Köchinnen kreativ werden. In Österreich wurden zu dieser Zeit Klassiker wie Kartoffelknödelexternal link, opens in a new tab, Erdäpfelgulasch und Kartoffelpuffer kreiert. Heute ist die Kartoffel nicht mehr aus dem österreichischen Speiseplan wegzudenken.

6 Fragen zur Kartoffel

Österreicher:innen lieben Kartoffeln. Pro Nase werden im Jahr 45-55 kg verputzt. Das ist mehr als der österreichische Pro-Kopf-Konsum von Reis und Nudeln zusammen.

Erdäpfel gibt es das ganze Jahr über. Im März und April werden sie angebaut. Österreichische Frühkartoffeln sind meistens ab Anfang Juni verfügbar. Die Haupterntezeit dauert von August bis Oktober. Eingelagerte Erdäpfel gibt es dann oft bis in den Juli.

In Österreich werden hauptsächlich festkochende (= speckige) bis vorwiegend festkochende Sorten produziert. Sie sind vor allem gut geeignet für die Verwendung in Erdäpfelsalat oder als Beilage. Mehlige Erdäpfel werden für Erdäpfelpüree und Knödel verwendet. In geringen Mengen werden auch blaue, rote und violette Erdäpfelsorten angebaut.

Neben Speisekartoffeln werden auch große Mengen von Stärkekartoffeln produziert. Kartoffelstärke wird in der Lebensmittelindustrie verwendet, genauso wie in Kosmetik- und Arzneimitteln oder als Plastikersatz.

Erdäpfel müssen erhitzt werden, um für den Menschen verdaulich zu werden.

In und unter der Schale befinden sich viele Vitamine und Nährstoffe. Das Kochen von ungeschälten Erdäpfeln verringert den Nährstoffverlust. Besonders Frühkartoffeln können mit der Schale gegessen werden.

Ältere, länger gelagerte Erdäpfel sollten vor dem Kochen geschält werden. Grüne Stellen enthalten leicht giftige Verbindungen und müssen großzügig weggeschnitten werden.

Erdäpfel sind sehr gesund – sie enthalten viele Nährstoffe:

  • Stärke
  • Eiweiß
  • Vitamine (B und C)
  • Mineralstoffe (Kalium, Magnesium, Eisen)

Gekochte und danach abgekühlte Erdäpfel enthalten sogenannte ‚resistente‘ Stärke, die für die Verdauung ein ausgezeichneter Ballaststoff ist.

Das Eiweiß in Erdäpfeln enthält einen hohen Anteil an essentiellen Aminosäuren.

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Kartoffel mit Erde

Ungewaschene Erdäpfel haben eine bessere Haltbarkeit. Teilweise werden deshalb Bio-Erdäpfel mit Erde dran angeboten. Die müssen zu Hause dann zwar aufwändiger gereinigt werden, dafür halten sie auch länger.

Fraßlöcher in der Kartoffel

Unförmige Knollen sind geschmacklich und gesundheitlich kein Problem, genauso wie Knollen mit kleinen Fraßlöchern, wie etwa vom Drahtwurm: Einfach Fraßloch wegschneiden und den Rest der Knolle essen.

Ausgetriebene Kartoffel

Nach dem Auslagern treiben die Erdäpfel aufgrund der höheren Temperaturen manchmal schon in den Regalen oder dann zu Hause aus. Diese Keime sollten vor dem Kochen entfernt und die ausgetriebenen Augen einfach weg geschnitten werden, dann sind die Erdäpfel immer noch genießbar.

Kartoffel-Anbau & Produktion

Bis zu 85 % der Kartoffeln im österreichischen Supermarktregal werden in Österreich produziert. Die meisten davon (75-80 %) kommen aus dem niederösterreichischen Wein- und Waldviertel. Etwa 20 % der Kartoffeln aus dem Einzelhandel sind Bio-zertifiziert.

Eine Kartoffelpflanze produziert ungefähr 10-15 Knollen. Auf 1 ha Acker werden durchschnittlich 25-30 Tonnen Erdäpfel geerntet.

Kartoffel & Pestizide

Ab März oder April endet die natürliche Keimruhe von Erdäpfeln, sie fangen an auszutreiben. Bei manchen Sorten passiert das schon früher. Auch der Witterungsverlauf während des Wachstums und der Ernte kann den Austrieb der Knolle nach vorne verlegen. Um das zu verhindern oder hinauszögern, werden sie mit Keimhemmungsmitteln behandelt. Bei Bio-Erdäpfeln wird ein natürlicher Keimhemmer eingesetzt und zwar Minzöl.

Das krebserregende Keimhemmungsmittel Chlorpropham stellte das PRP längere Zeit vor Herausforderungen. Erdäpfel, die damit behandelt wurden, konnten die strengen PRP-Obergrenzen nicht einhalten. Das führte dazu, dass viele Kartoffellieferungen für den Verkauf gesperrt wurden. Mittlerweile ist Chlorpropham in der EU nicht mehr zugelassen. Stattdessen werden weniger schädliche Mittel zur Verhinderung des Austreibens der Erdäpfel eingesetzt.

Kartoffeln & die Klimakrise

Für die Erdäpfelproduktion gibt es unzählige Herausforderungen, einige davon sind mit den direkten Folgen der Klimakrise verbunden. Trockenheit und Hitze setzen den Erdäpfeln zu. Die Anzahl und Größe der Knollen und damit der Ertrag wird dadurch reduziert. Es kommt zu Kindelbildung (=unförmige Knollen), auch die Lagerfähigkeit wird verringert. Schädlinge wie der Drahtwurm verursachen besonders in Jahren mit großer Trockenheit Schäden an den Knollen, die dann nicht vermarktet werden können. Ein weiterer Schädling ist der Kartoffelkäfer. Auch Krankheiten wie Phytophthora oder Stolbur können ein Problem werden.

Das PestizidReduktionsProgramm (PRP)

Um die Pestizidbelastung auf frischem Obst und Gemüse zu reduzieren, entwickelte GLOBAL 2000 im Jahr 2002 das PestizidReduktionsProgramm (PRP). Dieses wird seit 2003 in Zusammenarbeit mit BILLA und seit 2006 auch mit BILLA PLUS (früher Merkurmarkt) und PENNY, drei Supermärkten der REWE International AG umgesetzt. Alle Untersuchungsergebnisse werden auf der Billa Homepageexternal link, opens in a new tab veröffentlicht.

Die Zusammenarbeit mit Kartoffel-Produzent:innen

Das PRP arbeitet unter anderem mit Kartoffel-Produzent:innen zusammen und kontrolliert die Lieferungen auf Pestizidrückstände, bevor sie in den Handel kommen. Innerhalb von einem Jahr werden 60 Kartoffel-Proben kontrolliert. Die meisten Kartoffeln, die vom PRP kontrolliert werden, stammen aus Österreich. Daneben werden auch importierte Erdäpfel aus Ägypten, Frankreich, Israel oder Zypern auf Pestizidrückstände untersucht.

Seit vielen Jahren gibt es eine gute Zusammenarbeit zwischen österreichischen Erdäpfelproduzent:innen und dem PRP. Ziel ist die Reduktion von Pestizidrückständen auf Kartoffeln bei gleichzeitigem Erhalt der Lagerfähigkeit und wirksamen Schutz der Erdäpfel vor Schädlingen.

Dabei wurden in den letzten Jahren erfolgreich einige gemeinsame Projekte umgesetzt, wie etwa:

Reduktion von Keimhemmungsmitteln

Von 2013 bis 2018 hielt das PRP jährlich Workshops mit Erdäpfellieferanten und Produzent:innen. Ziel war es, die Belastung der Erdäpfel mit Keimhemmungsmitteln zu reduzieren. Die Keimhemmungsmittel werden zur Verhinderung des Austreibens am Lager eingesetzt. Dazu wurde ein Forschungsprojekt initiiert.

Drahtwurmbekämpfung

Von 2016 bis 2020 wurde mit einigen Erdäpfellieferanten und Produzent:innen ein Projekt durchgeführt, das Alternativen zur Drahtwurmbekämpfung bei Erdäpfeln untersuchte.