12.06.2019

Heizen mit Palmöl: Landesräte erteilen der "grünen" Ölheizung eine Abfuhr

Wie stehen die Bundesländer zu der angeblich "grünen" Ölheizung? Nachdem GLOBAL 2000-Recherchen die Idee der Ölindustrie als klimapolitischen Wahnsinn entlarvten, fragten wir auch in den Bundesländern die zuständigen Landesräte nach Ihrer Position. Die Einschätzungen aus den Bundesländern fallen zurecht vernichtend für die Pläne der Ölindustrie aus.

Derzeit wirbt die Initiative “Heizen mit Öl” mit dem Slogan “Eine grüne Ölheizung hat Zukunft”. Damit soll vermittelt werden, dass ein politisch diskutierter Ausstieg aus der Ölheizung nicht notwendig ist und CO2-Neutralität auch auf anderem Wege erreicht werden könnte. Wir haben die vom Fachverband Energiehandel vorgestellten Konzepte einer kritischen Analyse unterzogen und kommen zu dem Schluss, dass die “grüne Ölheizung”, in großem Stil angewendet, letztendlich auf Palmölimporte angewiesen ist. Die “grüne Ölheizung” läuft also auf “Heizen mit Palmöl” hinaus. Sie ist daher ein klimapolitischer Irrweg und kein Zukunftskonzept.

Wir haben daher die zuständigen Landesräte informiert und sie befragt, wie sie zu dem Thema stehen. Das Ergebnis ist, dass keine/r der zuständigen LandesrätInnen “Heizen mit Palmöl” als einen gangbaren Zukunftsweg ansieht. Folgende Antworten sind – auszugsweise - bei uns eingelangt. Der gesamte Antworttext liegt GLOBAL 2000 vor.

Burgenland

Landesrätin Astrid Eisenkopf:
"Die Verwendung von HVO-Brennstoffen sehe ich auf Basis aktueller Erkenntnisse für eine breite Anwendung nicht als zukunftsträchtig."

Oberösterreich

Landesrat Markus Achleitner:
Auch wir sehen die Zukunft des Heizens nicht beim Verheizen von Palmöl, technische Lösungen zum Beispiel „Hydrotreated Vegetable Oil“ (HVO) scheinen derzeit noch nicht für eine breite Anwendung verfügbar zu sein.

Tirol

Landesrat Josef Geisler:
"Insofern betrachte ich eine breite Anwendung der „grünen Ölheizung“ auf Basis von HVO-Brennstoffen als kein zukunftsfähiges und in keiner Weise mit TIROL2050 kompatibles Konzept!"

Salzburg

Landesrat Heinrich Schellhorn:
"Einzeln gesetzte Maßnahmen, zulasten der natürlichen Ressourcen bzw. mit negativen Auswirkungen auf andere Erdteile, Fauna oder Flora können dabei nicht die richtigen Strategien sein." 

Wien

Landesrätin Kathrin Gaal:
"Da aus heutiger Sicht noch nicht vollständig geklärt ist, welche ökonomischen und ökologischen Auswirkungen ein breitflächiger Einsatz von HVO-Brennstoffen zur Raum- und Warmwasserwärmeerzeugung im Gebäudebereich auf Umwelt und Nutzer haben, finden diese Brennstoffe vorläufig keine Berücksichtigung in der Wiener Energiestrategie. Derzeit scheint es daher sinnvoller, bereits standardisierte, etablierte und kostengünstigere hocheffiziente erneuerbare Heizsysteme a la Biomasse und Wärmepumpe, gemäß bereits bestehender baurechtlicher Bestimmungen (§118 Abs. 3 "Einsatz hocheffizienter erneuerbarer Energiesysteme"), für die Wärmeerzeugung im Gebäudebereich einzusetzen."

Steiermark

Landesrat Anton Lang:
„Palmöl ist im Sinne des Klimaschutzes und der Ökologie für uns keinerlei Option. Für mich als Landesrat für Umwelt, Erneuerbare Energien und Klimaschutz kann nur ein völliger Ausstieg aus fossilen Brennstoffen das Ziel sein. Es ist aber keine Lösung, wenn für den Anbau von Palmöl Regenwälder abgeholzt werden und damit noch mehr Schaden angerichtet wird."

Niederösterreich

Landesrat Stephan Pernkopf:
"HVO ist für uns keine Alternative für Heizöl und folglich auch nicht als Ersatz geeignet. Flüssige erneuerbare Energieträger haben dort Sinn, wo es an Alternativen fehlt. Im Wärmemarkt verfügen wir über ausreichende Technologien, von der Wärmepumpe über die Biomasse bis zur Fernwärme; alles Technologien, mit denen auch die regionale Wertschöpfung forciert werden kann. Wir denken nicht an Förderungen für den Einsatz von HVO in Ölheizungen. Mit dem Verbot von Ölheizungen im Neubau ab 1.1.2019 setzte das Land Niederösterreich einen weiteren wichtigen Schritt  in Richtung sauberer und erneuerbarer Energie beim Heizen."

Kärnten

Landesrätin Sara Schaar:
"Der Kärntner Energiemasterplan sieht bis 2025 den Ausstieg aus fossiler Raumwärme (Heizöl, Erdgas) vor. Dabei wurde nie angedacht das Heizöl durch „grünes Heizöl“ oder das Erdgas durch „grünes Gas“ zu ersetzen. Wir bemühen uns vielmehr unsere bestehenden Fernwärmen zu 100 % auf Erneuerbare umzustellen und zusätzlich die vielen Einzelheizanlagen ebenso auf Erneuerbare oder Fernwärmeanschluss umzustellen. Nachhaltige Decarbonisierung kann nach unserer Meinung vor allem durch Nutzung der Sonnenenergie, Umweltwärme, biogene Energieträger und Prozessabwärme erfolgen!"

Vorarlberg

Landesrat Christian Gantner:
"Heizen mit Palmöl aus Fernost ist nicht im Sinne der Energieautonomie. Beim Heizen mit Palmöl fließt das Geld weiterhin ins Ausland ab und der Beitrag zum Klimaschutz ist wegen der Abholzung der Regenwälder zur Palmölproduktion äußerst gering. Auch die Produktion synthetischer Öle mittels Strom für den Gebäudebereich ist für mich keine Option. Die Herstellung synthetischer Öle ist für den Gebäudebereich viel zu teuer und unseren wertvollen heimischen Strom aus Wasserkraft und Photovoltaik sehe ich besser eingesetzt für E-Autos, Wärmepumpen und für Industrieanwendungen. Daher werden wir am Ziel des Ausstiegs aus Ölheizungen festhalten und den Ersatz von Ölheizungen weiter forcieren."