07.08.2023

Vergiftete Lieferketten: Auswirkungen von Pestiziden auf Umwelt und Menschenrechte

Bei dem Event “Vergiftete Lieferketten” diskutierten Expert:innen wie sich Pestizide in globalen Lieferketten auswirken, welche Regulierungen es braucht und wo die Verhandlungen über ein europäisches Lieferkettengesetz aus Perspektive von Menschenrechten, Arbeiter:innenschutz und Umwelt stehen und wie pestizidfreie Agrar- und Ernährungssysteme möglich sind. Erfahren Sie in diesem Artikel mehr über die Debatte und warum politischer Wille und gesellschaftlicher Druck entscheidend sind, um wirksame Richtlinien wie das Lieferkettengesetz durchzusetzen.

Am 22. Mai fand ein Expert:innengespräch zu „Vergifteten Lieferketten“ mit Vertreter:innen von FIAN Internationalexternal link, opens in a new tab, GLOBAL 2000 und ÖGBexternal link, opens in a new tab statt. Es wurde dabei über die Auswirkungen von Pestiziden auf Umwelt, Menschenrechte und Klima diskutiert. Außerdem war die Notwendigkeit einer strengen Regulierung von Pestiziden das Thema des Gesprächs. Dabei wurden Lösungen für pestizidfreie Agrar- und Ernährungssysteme in den Vordergrund gerückt.

Dabei diskutierten:

  • Ana María Suárez Franco von FIAN in Genf
  • Helmut Burtscher-Schaden von GLOBAL 2000, Umweltchemiker
  • Miriam Fuhrmann vom ÖGB

Die Treaty Allianz

FIAN, GLOBAL 2000 und ÖGB sind Mitglieder der österreichischen Treaty Allianz. Das Bündnis aus zivilgesellschaftlichen Akteur:innen und Arbeitnehmer:innenvertretungen setzt sich für ein starkes EU-Lieferkettengesetz sowie das UN-Treaty zur Regulierung transnationaler Konzerne im Hinblick auf Menschenrechte ein.

Warum ist eine Richtlinie wichtig?

Miriam Fuhrmann erklärte die Notwendigkeit einer Regulierung mittels Lieferkettengesetz aus gewerkschaftlicher Sicht. Konkret soll diese Richtlinie Unternehmen dazu verpflichten, ihre Wertschöpfungsketten zu überprüfen, um Menschenrechte zu wahren und die Umwelt zu schützen. Gerade in Ländern des Globalen Südens  gibt es massive Verstöße gegen Arbeits- und Gewerkschaftsrechte. Der Internationale Rechtsindex zeigt sogar einen Anstieg dieser Verstöße, was deutlich macht, dass freiwillige Selbstverpflichtungen von Unternehmen nicht ausreichend sind. Gewerkschaften sind wichtige Anlaufstellen für Arbeiter:innen, da sie leicht um Hilfe gebeten werden können. Sie kennen die Risiken und können die Argumente von Unternehmen entkräften, die behaupten, dass der Einsatz von Pestiziden ungefährlich sei, während sie gleichzeitig den Schutz der Arbeiter:innen nicht überprüfen. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass Gewerkschaften in 120 Ländern weltweit verboten sind

Die Bedeutung der Ernährungssouveränität und der Klimakrise

Ana María Suárez-Franco betonte die dringende Notwendigkeit einer verstärkten Regulierung aufgrund der aktuellen Verletzungen der Ernährungssouveränität. Insbesondere in ländlichen Gebieten des Globalen Südens sind Menschen davon betroffen. Aber auch der globale Norden spüren die Auswirkungen durch Krankheiten wie Krebs oder Immunerkrankungen. Suárez-Franco wies auch auf die Auswirkungen der Klimakrise und des Verlusts von Biodiversität auf gesunde und nachhaltige Ernährungssysteme hin. Sie betonte, dass das Recht auf Klageerhebung für Betroffene im Lieferkettengesetz verankert sein muss.

Die Problematik von Pestiziden

Helmut Burtscher-Schaden ging genauer auf die Problematik von Pestiziden ein. Chemische Pestizide verschärfen die Klimakrise, gefährden die menschliche Gesundheit und zerstören die biologische Vielfalt.  In vielen Teilen der Welt gibt es keine Regelungen für den Handel und Gebrauch von Pestiziden, wie es in der EU der Fall ist Im Gegenteil: Europäische Konzerne dürfen Pestizide, deren Einsatz in der EU bereits verboten ist, weiterhin produzieren und exportieren.  Die hohe Anzahl an unbeabsichtigten Pestizidvergiftungen mit tödlichem Ausgang zeigt erneut, wie dringend Haftungsfragen und eine wirksames Lieferkettengesetz benötigt werden. Die EU-Staaten tragen Mitverantwortung an den schädlichen Auswirkungen von Pestiziden, solange sie deren Kontrolle dem Gutdünken der Unternehmen überlassen.

Der Weg zu wirksamen Regulierungen

Bei der lebhaften Diskussion unter den Zuschauer:innen, bei der auch die Probleme des deutschen Lieferkettengesetzes diskutiert wurden, waren sich Expert:innen und Zuschauer:innen schließlich einig: Um effektive Vorschriften durchzusetzen, sind politischer Wille und gesellschaftlicher Druck entscheidend. Es braucht einen verbindlichen Rahmen, der für den gesamten Sektor gilt: Ein Lieferkettengesetz, das Agrochemiekonzerne verpflichtet, Gesundheits- und Umweltrisiken zu minimieren und Betroffenen die Möglichkeit gibt, die Unternehmen auf Entschädigung zu klagen.

Es ist wichtig, nicht nur Verbote zu erlassen, sondern gleichzeitig auch Lösungen anzubieten, wie zum Beispiel die Umstellung auf umweltfreundlichere landwirtschaftliche Methoden.

Jetzt für saubere und gerechte Lieferketten unterschreiben!