Fracking von Schiefergas ist eine umstrittene Methode zur Gasgewinnung, bei der Wasser, Sand und Chemikalien unter Druck ins Gestein gepumpt werden. Ist Schiefergas eine nachhaltige Energiequelle oder eine Bedrohung für die Umwelt? Erfahren Sie mehr über die Risiken und Herausforderungen dieser Methode.

Was ist Schiefergas?

Schiefergas gehört zu den „unkonventionellen fossilen Energieformen“. Es lagert in mehreren tausenden Metern Tiefe in schwer zugänglichen, porösen Gesteinsschichten. Für die Lösung des Gases aus dem Gestein - ein Prozess, der Hydraulic Fracturing oder kurz Fracking genannt wird - sind aufwendige Vertikal- und Horizontalbohrungen nötig. Dazu werden Millionen Liter Wasser mit Sand und bis zu 600 teils nicht biologisch abbaubaren Chemikalien in die Erde gepumpt und unter hohem Druck das Gestein aufgebrochen, wobei das Gas entweicht.

 

Grafik Schiefergasförderung, Urheber: Stefanie Schabhüttl

Stefanie Schabhüttl / Wikimedia Commons

Grafik Schiefergasförderung/ Stefanie Schabhüttl/ vgl. Wikimedia Commons

Warum ist Fracking so gefährlich und umweltschädlich?

Die Gefahren von Schiefergasförderung durch Fracking sind nicht zu unterschätzen. Die Grundwasserverunreinigung durch toxische und karzinogene (krebserregende) Substanzen hat in den USA dazu geführt, dass Leitungswasser aus dem Wasserhahn brennbar ist. Was der Schiefergasabbau in den USA angerichtet hat, ist im Film "Gasland" von Josh Fox (2010) zu sehen. Dazu kommen der enorme Flächen- und Wasserverbrauch, sowie die, im Zuge des Bohrprozesses stattfindende, unkontrollierte Freisetzung des Treibhausgases Methan als umwelt- und klimaschädliche Nebeneffekte.

Was ist „Clean Fracking“ ?

Aktuell wird (auch in Österreich) an der so genannten „Clean Fracking Methode“ gearbeitet, die nur mit abbaubaren Stoffen wie Sand und Stärke auskommen soll. Ob damit alle Risiken ausgeschlossen werden ist aber mehr als fraglich.

Ist Schiefergas rentabel?

In den USA wird Schiefergas seit einigen Jahren intensiv gefördert. Erste Prognosen der US-Gasindustrie zufolge sollte der Schiefergasvorrat in der US für die nächsten 100 Jahre reichen. Diese optimistischen Vorhersagen bewahrheiten sich aber nicht. Das US-Amt für Energiestatistik EIA senkte vergangenes Jahr die euphorischen Schätzungen der Gaskonzerne über die US-Schiefergasreserven um drastische 42 % ab - auf eine Reichweite von nur mehr rund 24 Jahre. Und selbst das ist für einige Expert:innen immer noch viel zu optimistisch.

Wie lange hält der amerikanische Schiefergas-Boom

Aufgrund des Überangebots sind die Preise niedriger als die Produktionskosten. Da hat natürlich niemand Lust zu investieren. Um den amerikanischen Schiefergas-Boom am Leben zu erhalten, wären jedoch hohe Investitionen notwendig. Dazu kommt, dass jede Schiefergasbohranlage bereits im ersten Jahr bis zu 80 % ihrer Produktivität verliert. Etwa 500 000 Gasbohrfelder sind derzeit in den USA aktiv, jährlich kommen bis zu 32 000 neue dazu. Kann dieser Rhytmus nicht aufrecht erhalten werden, könnte der Höhenflug jäh in einem harten Aufprall enden. In vier der sechs größten Schiefergasfelder, die zusammen für 88 % der US-Schiefergasproduktion verantwortlich sind, hat die Produktion bereits zu sinken begonnen. Die USA werden demnach sogar Probleme haben, das derzeitige Produktionsniveau aufrecht zu erhalten.

Schiefergas in Europa

Während die USA trotz einer, im Vergleich zu konventionellen Erdgasförderung, sehr geringen Ausbeute bereits etwa ein Viertel ihres Erdgasbedarfs aus Schiefergas decken, steckt die Fracking-Methode in Europa noch in den Kinderschuhen. Riesige Schiefergasvorräte werden in Polen und Frankreich vermutet. Während Polen mit der Gewinnung von Schiefergas von Gasimporten aus Russland unabhängig werden will, wurde die Abbaumethode in Frankreich 2011 verboten. Als zweites Land folgte Bulgarien dem Beispiel der Franzosen mit einem Verbot im Jänner 2012.

Wettbewerbsfähigkeit in Europa

Laut einer Umfrage des deutschen Instituts ZEW unter Gasexpert:innen ist Schiefergas in Europa erst dann konkurrenzfähig, wenn der Preis um 50 bis 100 % über dem derzeitigen liegt. Hauptgründe für die hohen Produktionskosten sind die höhere Bevölkerungsdichte in Europa und die schwierigeren geologischen Bedingungen. Billiges Schiefergas wird es in Europa also nie geben. Es sei denn, die öffentlichen Subventionstöpfe werden angezapft - wie Polen und Großbritannien bereits angekündigt haben. Damit tritt Schiefergas aber in direkte Konkurrenz um Förderungen für erneuerbare Energie.

Europa's Verantwortung: Ein nachhaltiger Energieweg ohne umweltschädliche Technologien

Europa darf nicht blind einem Pfad folgen, der andere bereits in den Abgrund führt - es muss eigenständig einen verantwortungsvollen Energieweg finden. Und der sollte um umweltschädliche Technologien einen weiten Bogen machen und auf Effizienz und erneuerbarer Energie aufbauen - denn darauf ist Verlass. Auch wenn das Medieninteresse an Schiefergas derzeit etwas abgeflaut ist, bleibt GLOBAL 2000 weiter dran und will sicherstellen, dass keine Förderungen für diese umweltschädliche Technologie auf Kosten von Investitionen in erneuerbare Energien möglich werden.

Schiefergas auch in Österreich?

In Österreich ist Fracking (noch) erlaubt. Förderungswürdige Mengen an Schiefergas werden unter anderem im Weinviertel vermutet, welche die OMV zu erschließen plante, sobald die Clean Fracking-Methode ihrer Meinung nach einsatzbereit ist. Nach massiven Protesten der Bevölkerung gegen die Pläne der OMV, zog diese ihr Vorhaben 2012 „aus wirtschaftlichen Gründen“ zurück.

Brauchen wir das Gas überhaupt?

Laut der Energiestrategie, die Umwelt- und Wirtschaftsministerium für Österreich erstellt haben, soll in den nächsten zehn Jahren der Gasverbrauch in Österreich sinken, nicht steigen. Ob russisches Gas ersetzt werden kann, ist fraglich: Denn die Lieferverträge sind auf Jahrzehnte abgeschlossen.

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