Haushaltsgeräte: Stromfresser kosten uns Milliarden

Wir haben Haushaltsgeräte getestet: 18 von 100 getesteten Produkte für den Haushalt verstoßen gegen EU-Effizienzregelungen.

Im Rahmen des Projekts "MarketWatch" wurden im Jahr 2016, 20 Haushaltsgerätegruppen wie Kühlschränke, Lampen und Staubsauger von unabhängigen Labors auf die Einhaltung der EU-Effizienzregelungen, genauer gesagt der Ökodesign Richtlinie und der Energielabelrichtlinie überprüft. 

Falsche Angaben und sinnlose Funktionen 

Die Labortests zeigen unter anderem, dass ein einziges Licht am Display eines Wäschetrockners diesen am Abschalten hindert, dass bei einem WLAN-Wasserkocher das WLAN nicht abgeschaltet werden kann, dass ein Geschirrspüler zwei Durchgänge benötigt um das Geschirr richtig zu reinigen und vieles mehr. Außerdem ergaben die Untersuchungen, dass ein Staubsauger 57 % mehr Energie und eine Waschmaschine 30 % mehr Energie braucht, als angegeben wurde und dass eine LED-Birne um 20 % weniger hell leuchtet als beworben wird.

Insgesamt wurden 18 Produkte gefunden, die die EU-Energie-Effizienz-Vorgaben brechen. Jedes fünfte Haushaltsgerät verbraucht mehr Energie als angegeben.

10 Milliarden Euro Verlust pro Jahr

Experten schätzen, dass über 10 Mrd Euro jährlich an Einsparungen verloren gehen, weil sich Produzenten und Händler nicht an die EU-Vorgaben der Ökodesign-Richtlinie und der Energielabelrichtlinie für Produkte halten. Würden diese Richtlinien aber eingehalten, könnte sich jeder Haushalt 465,- EUR durch den Gebrauch energieeffizienter Produkte einsparen.

Trittbrettfahrer nicht erwünscht

Leider bekommen KonsumentInnen nicht immer, was Ihnen vom Hersteller versprochen wird, obwohl Ökodesign-Vorgaben einen Standard innerhalb der EU vorgeben, dem man vertrauen können sollte. Trittbrettfahrer-Produkte, die sich mit falschen Lorbeeren schmücken, sind nicht erwünscht. Energieeffizienzmaßnahmen tragen außerdem erheblich zur Erreichung der Klimaziele bei. Die Verwendung tatsächlich stromsparender Geräte bildet ein wesentliches Element beim Erreichen dieser Ziele.

 


MarketWatch

Der vollständige Laborbericht ist zum Nachlesen hier zu finden: www.market-watch.atexternal link, opens in a new tab

Sind Elektrogeräte ausreichend gekennzeichnet?

Sind Elektroartikel was ihren Energieverbrauch betrifft richtig gekennzeichnet? Diese Frage hat sich MarketWatch auch gestellt und darum 2014 über 100 Online-Händler sowie 100 Einzelhändler in elf EU-Mitgliedsstaaten genauer betrachtet. Insgesamt wurden dabei europaweit mehr als 70.000 Produkte überprüft, mit dem Ergebnis, dass vor allem im Online-Handel gerne auf die richtige Kennzeichnung verzichtet wird. 

Nachholbedarf vor allem Online

Die Untersuchungen von MarketWatch ergaben für den Einzelhandel, dass der Energieverbrauch durchschnittlich bei 23 Prozent nicht oder nur mangelhaft angeben ist. Besonders negativ waren hier aber die Ergebnisse im Online-Handel, denn bei mehr als 60 Prozent der angebotenen Produkte lag keine ausreichende Kennzeichnung vor. Interessant ist auch, dass im Online-Handel nur wenig Unterschiede zwischen den Produktgruppen gefunden wurden, während in Verkaufsläden vor allem Fernseher und Klimageräte besonders schlecht abschnitten.

Ergebnisse in Österreich ähnlich

Die Tendenzen in Österreich sind anderen Projektpartnerländern ähnlich. Die Einhaltungsquoten im Einzelhandel liegen allerdings im Allgemeinen höher, so waren 85 Prozent der 597 überprüften Geräte richtig gelabelt. Aber auch hierzulande lassen gerade Online-Shops in puncto Energiekennzeichnung oft zu Wünschen übrig, von den 1942 untersuchten Elektroprodukten waren nur 25 Prozent ausreichend gekennzeichnet.

Werden EU-weit ineffiziente Modelle verkauft?

Nun würde man bei diesen Ergebnissen wohl annehmen, dass die angebotenen Geräte wohl auch ineffizient sind. Doch dem ist glücklicherweise nicht so. Von den fast 70.000 untersuchten Produkten wurden nur 1.872 gefunden, die eine Energieeffizienzklasse unter der Mindestvorgabe hatten. Beruhigend ist auch, dass in Österreich lediglich ein solches Produkt zu finden war. Europaweit ist die Produktkategorie mit der höchsten “Fehlerrate” die der Leuchtmittel, hier schnitten vor allem die Glühbirnen besonders schlecht ab (1402 Glühbirnen waren mit Klasse E ausgewiesen, die Mindestanforderung ist allerdings C).

Heutzutage werden Kaufentscheidungen immer häufiger über das Internet getroffen und das gilt auch für beratungsintensivere Produkte. Vor allem in der Frühphase des Kaufentscheidungsprozesses spielt das Internet eine wichtige Rolle als Informationsquelle. Online-Shops sind für Haushaltsgeräte ein beliebter Markt, gerade deshalb ist es umso wichtiger, dass auch hier die Energieverbrauchsdaten richtig angegeben werden um sie in die Kaufentscheidung mit einzubeziehen. Der Online-Markt sollte dem Einzelhandel hier nicht hinterherhinken.