16.01.2025

Wer schützt unser Trinkwasser? Wir fordern sicheren TFA-Grenzwert

Es sind genau vier Jahre her, seit Österreich offiziell über die fortpflanzungsgefährdenden Eigenschaften der im Wasser weit verbreiteten Ewigkeits-Chemikalie TFA informiert wurde. Trotzdem gibt es bis heute keine amtlichen Trinkwasseruntersuchungen und - obwohl gesetzlich geboten - keine Maßnahmen zur Eindämmung von TFA-Emissionen.

Cover zum Report Trinkwasser-Report

GLOBAL 2000

In unserer neuen Studie wurden alle bis dato verfügbaren amtlichen Untersuchungsergebnisse aus den Jahren 2018 bis 2020 zu TFA in Österreich vereint. Dabei wird deutlich, dass österreichweit eine flächendeckende Kontamination des Grundwassers, mit vereinzelt hohen bis sehr hohen Spitzenwerten, vorliegt.

Der Schutz vor solchen Spitzenbelastungen erfordert einen sicheren Trinkwassergrenzwert, dessen Einhaltung an den rund 5.000 Wasserversorgungsanlagen überwacht wird.

Wo ist der TFA-Grenzwert?

TFA gelangt hauptsächlich als stabiles Abbauprodukt sogenannter PFAS-Pestizide ins Grundwasser. Für Pestizidabbauprodukte mit fortpflanzungsgefährdenden Eigenschaften wie TFA gilt seit den 1990er-Jahren ein EU-weit einheitlicher Grenzwert von 100 Nanogramm pro Liter (ng/l) im Grund- und Trinkwasser. Im Falle von TFA wird dieser Grenzwert aber aufgrund jahrzehntelanger Versäumnisse beim Trinkwasserschutz bereits flächendeckend überschritten.

Veralteter Grenzwert aus Deutschland reicht nicht aus

Aus vertraulichen Quellen wurde uns übermittelt, dass jedoch die Übernahme eines veralteten Grenzwerts aus Deutschland droht. Der deutsche Grenzwert aus dem Jahr 2020 ist der älteste und am wenigsten sichere, da er ohne Berücksichtigung des fortpflanzungsgefährdenden Potentials von TFA und der besonderen Empfindlichkeit von Säuglingen festgelegt wurde. Dieser Grenzwert würde selbst die höchsten bisher in Österreich gemessenen Belastungen ohne Weiteres tolerieren.

Extreme Belastung in landwirtschaftlichen Regionen

An den 138 amtlichen Grundwassermessstellen lag die durchschnittliche TFA-Belastung bei 960 ng/l – rund 10-mal höher als dieser Grenzwert. Die gemessenen Konzentrationen variierten dabei stark je nach Region und zeigten ein ähnliches Muster. Bereits im vergangenes Frühjahr haben wir Trinkwasseranalysen durchgeführt.

Während Vorarlberg, Tirol, Salzburg, Wien und Kärnten vergleichsweise niedrige Durchschnittswerte aufwiesen, traten in landwirtschaftlich intensiv genutzten Regionen wie der Steiermark, dem Burgenland, Oberösterreich und Niederösterreich hohe bis sehr hohe Belastungen im Grundwasser auf. Der Spitzenwert von 30.000 ng/l im niederösterreichischen Tullnerfeld entspricht einer 300-fachen Überschreitung des Grenzwerts für Pestizidabbauprodukte mit fortpflanzungsgefährdenden Eigenschaften.

TFA-Grenzwerte in andere Ländern

Einige EU-Länder haben bereits Trinkwassergrenzwerte für TFA festgelegt, die sich jedoch stark unterscheiden. 

Im Gegensatz zu Deutschland setzen die Niederlande seit 2023 und Belgien (französischer Teil) seit Herbst 2024 auf Trinkwassergrenzwerte, die sowohl die gefährlichen Eigenschaften von TFA als auch die erhöhte Empfindlichkeit von Kindern berücksichtigen. Diese Werte schützen die Gesundheit am besten und könnten in den meisten österreichischen Regionen problemlos eingehalten werden. Überschreitungen sind in Einzelfällen - insbesondere an Hot Spots in Nieder- und Oberösterreich - zu erwarten. 

 

Foto von Helmut Burtscher-Schaden

„Ein protektiver Grenzwert wird in einigen Fällen dazu führen, dass besonders belastete Quellen vom Netz genommen und neue erschlossen werden müssen. Doch das ist ein Preis, den wir für den Schutz der menschlichen Gesundheit zahlen müssen“

Helmut Burtscher-Schaden, GLOBAL 2000-Umweltchemiker

Unsere Forderung

Wir fordern, dass Österreich schnell einen sicheren Grenzwert für TFA festlegt, der alle Menschen schützt – besonders Kinder und Babys. Der aktuelle Gesundheitsminister sollte sich noch darum kümmern. Falls nicht, muss die nächste Regierung sofort handeln. Der Schutz unserer Gesundheit hat oberste Priorität.

Unterschreiben Sie jetzt unsere Petition für sicheres Trinkwasser:

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