10.07.2024

TFA: Die Ewigkeits-Chemikalie im Trinkwasser

Österreichs gesundes Trinkwasser ist in Gefahr. Wir haben in allen neun Bundesländern Leitungswasser auf die Ewigkeits-Chemikalie TFA getestet - und das Ergebnis ist besorgniserregend. Die Politik muss nun schnell handeln, um unser Trinkwasser zu schützen.

Cover des Reports: TFA - die ewige Chemikalie im Wasser, das wir trinken

GLOBAL 2000

Gemeinsam mit PAN Europeexternal link, opens in a new tab haben wir Trinkwasser auf die Ewigkeits-Chemikalie TFA untersucht. Nach den alarmierenden Testergebnissen aus den Flüssen und Seen, die wir bereits im Mai 2024 veröffentlicht haben - liegen uns nun die Ergebnisse aus Leitungswasser und Wasser aus Flaschen vor. 

TFA wurde in 34 von 36 europäischen Leitungswasserproben, sowie in 12 von 19 abgefüllten Mineral- und Quellwässern nachgewiesen.

Alle österreichischen Proben aus den neun Bundesländern sind belastet.

Was ist TFA?

Die Ewigkeits-Chemikalie TFA (Trifluoracetat) gehört zu den PFAS-Chemikalien. PFAS (Per- und Polyfluorierte Alkyl Substanzen) sind die stabilsten Chemikalien überhaupt. Einmal in der Umwelt bleiben sie dort für immer. Man kann sie weder herausfiltern noch zerstören. Tag für Tag reichern sich mehr PFAS-Chemikalien in unserem Wasser an.

Über TFA weiß man noch sehr wenig. Andere, gut erforschte Ewigkeits-Chemikalien stehen in Verbindung mit hormonellen Veränderungen bis hin zu Fruchtbarkeitsstörungen und Missbildungen, Schädigungen des Immunsystems und einem erhöhten Krebsrisiko. Über 20 % der Kinder haben bereits PFAS-Konzentrationen über dem gesundheitlichen Richtwert im Körper. 

Was wurde getestet?

Entnahme einer Wasserprobe durch GLOBAL 2000

GLOBAL 2000/ Christoph Roland

Getestet wurden insgesamt 34 Leitungswasserproben, die an ein öffentliches Trinkwassernetz angeschlossen sind. 2 Leitungswasserproben wurden von privaten Hausbrunnen entnommen.

In Österreich wurde in jedem der neun Bundesländer mindestens eine Trinkwasserprobe getestet. Außerdem wurden 19 Wasser in Flaschen anonym getestet.

Testergebnisse

Die TFA-Werte reichten von "nicht nachweisbar" bis 4.100 ng/L. Die beiden Proben, die keine nachweisbare TFA-Kontamination aufwiesen, kamen aus Deutschland, eine aus Hamburg und die andere aus Niedersachsen. In einer Probe aus Österreich wurde europaweit am meisten TFA nachgewiesen.

Die TFA-Werte aller 36 Trinkwasserproben sowie die Ergebnisse der Flaschenwasserproben finden Sie im Report.

Können wir unser Leitungswasser noch ohne Bedenken trinken?

Ja! Allerdings müssen wir jetzt handeln, wenn wir auch noch in 10-20 Jahren gesundes Wasser aus dem Wasserhahn trinken wollen. Die Belastung von TFA im Trinkwasser steigt aufgrund der Verwendung von PFAS-Pestiziden und Kühlmitteln ("F-Gase") mit jedem Tag weiter an. Und der "Sicherheitspuffer" wird immer kleiner und die gesundheitlichen Gefahren nehmen zu

Wie ist der rechtliche Hintergrund?

Obwohl TFA weit verbreitet ist, gibt es in der EU keinen gesetzlichen Grenzwert für TFA im Wasser. Aus rechtlicher Sicht ist und bleibt TFA eine 'unsichtbare' Chemikalie. Das Fehlen von Qualitätsstandards für Grund- oder Oberflächenwasser und das Fehlen eines TFA-Grenzwerts für Trinkwasser haben dazu geführt, dass die weitverbreitete chemische Verschmutzung unter dem Radar durchgeht. Die Mitgliedstaaten und die europäischen Institutionen haben jetzt die Möglichkeit, die Weichen für den Wasserschutz zu stellen - das sind sie ihren Bürger:innen schuldig. Die Menschen haben ein Recht auf sauberes Wasser.

Die Entfernung von TFA aus dem Trinkwasser ist nur mit größtem technischen Aufwand möglich. Investitionen in mehrstelliger Milliardenhöhe wären notwendig, um die europäische Trinkwasserversorgung technologisch so aufzurüsten, dass TFA überall aus dem Trinkwasser entfernt wird

Wie gelangt TFA in unser Trinkwasser?

TFA gelangt hauptsächlich über PFAS-Pestizide ins Wasser. Einige Pestizide enthalten fluorierte Verbindungen, die sich zu TFA abbauen können. Durch die Anwendung dieser Chemikalien in der Landwirtschaft gelangen sie in den Boden und können ins Grundwasser und Oberflächenwasser ausgewaschen werden.

Foto von Helmut Burtscher-Schaden

"Ins Auge fällt besonders, dass die höchsten Belastungen bei diesem Stichprobentest genau in den Bundesländern gefunden wurden, wo die meisten landwirtschaftlich genutzten Flächen liegen. Das sind Oberösterreich, Steiermark, Niederösterreich und das Burgenland, während Tirol, Wien, Vorarlberg, Kärnten und Salzburg die niedrigsten Werte aufweisen. Das stimmt mit den Ergebnissenexternal link, opens in a new tab des deutschen Umweltbundesamts überein, die PFAS-Pestizide als Hauptquelle für TFA im Wasser definierten."

Helmut Burtscher-Schaden, Umweltchemiker bei GLOBAL 2000

Was können wir tun?

Damit wir auch in zehn oder fünfzig Jahren noch gefahrlos Leitungswasser trinken können, muss die Politik, die diese Verschmutzung ermöglicht haben, jetzt schnell und entschlossen handeln.

Deshalb fordern wir:

VON DEN LANDESHAUPTLEUTEN

  • Verbieten Sie die Anwendung von PFAS-Pestiziden auf Basis des Vorsorgeprinzips!

VON DER BUNDESREGIERUNG

  • Entziehen Sie allen PFAS-Pestiziden die Zulassung!
  • Unterstützen Sie unsere Bäuerinnen und Bauern beim Umstieg auf unbedenkliche Alternativen!
  • Lassen Sie die potentiellen Gesundheitsrisiken von TFA untersuchen!
  • Lassen Sie TFA in unserer Natur, unserem Wasser und auf unseren Lebensmitteln überwachen!

ÖSTERREICH MUSS SICH AUF EU-EBENE EINSETZEN FÜR:

  • ein EU-weites Verbot aller PFAS-Pestizide, denn Wasser kennt keine Landesgrenzen
  • die rasche Umsetzung des geplanten PFAS-Gruppenverbots
  • sichere Grenzwerte für TFA in Oberflächen-, Grund- und Trinkwasser
  • ein Verbot aller weiterer Quellen von TFA (z.B. F-Gase)

Unterschreiben Sie unsere Petition für ein Verbot von PFAS-Pestiziden!

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